Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll157. Sitzung / Seite 33

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Sportschuhhersteller verlautbart, dass er jetzt Laufschuhe mittels 3D-Drucker herstellt, das heißt, Laufschuhe nicht mehr in einer Fabrik produziert werden, auch nicht mehr in einer Fabrik in Asien, sondern in Zukunft Laufschuhe einfach individuell an irgendei­nem Druckerstandort ausgedruckt werden können. Das klingt lustig und wie ein Marke­tinggag, dahinter steckt aber für die gesamte Konsumindustrie und auch für die gesam­te Grundstoff- und Produktionsindustrie schon auch das Anzeichen eines fundamenta­len Wandels, nämlich der Entkoppelung von Entwurf, Produktion, Rohstoffproduktion und letztlich endgültiger Fertigung.

Die zweite Meldung, die eigentlich in der Denksportwelt diskutiert worden ist, ist: Wir hatten in den siebziger, achtziger Jahren die Schachcomputerrevolution, dass nämlich einzelne Computer Schachweltmeister geschlagen haben. Das wesentlich komplexere Spiel in diesem Zusammenhang ist das japanische Brettspiel Go; wir kennen es alle, zumindest aus dem Kreuzworträtsel: Brettspiel mit zwei Buchstaben. Aber es ist ein wesentlich komplexeres Spiel, weil es 19 mal 19 Linien darstellt und es nicht mehr durch alleiniges Lernen aller gegebenen Züge möglich ist, sinnvoll zu ziehen, sondern nur durch Weiterdenken, durch Kombinationen oder durch so etwas wie Bauchgefühl. Der Google-Konzern hat dazu AlphaGo entwickelt, ein Programm, wie dieser Go-Com­puter selbst nachdenkt, aus Fehlern der Vergangenheit lernt und so etwas wie ein in­telligentes Bauchgefühl, wenn man das so bezeichnen will, erzeugt. (Abg. Lugar: Sehr gut!) Dieses Deep Learning, wie es in der Szene heißt, zeigt, wie sich künstliche Intel­ligenz inzwischen selbst massiv weiterentwickelt. Der Computer hat den Go-Großmeis­ter in vier von fünf Partien geschlagen, etwas, was bis vor Kurzem noch als unmöglich erachtet worden ist.

Wenn wir nur diese zwei Meldungen zusammenfügen, dann sehen wir, wo die neue Welt sein wird, nämlich bei Vernetzung, Internet of Things, Industrie 4.0, lernenden Com­putern, die sich selbst etwas beibringen, die sich selbst effizienter gestalten, die sich auch selbst reparieren, und damit stellt sich in der Produktionskette – ich war erst kürz­lich in einem Autowerk, wo man jetzt schon sehr wenige Facharbeiter in der Produk­tionskette sieht – natürlich folgende Situation dar: Bisher ist der Mensch derjenige, der den Computer programmiert, repariert und verbessert hat, aber wenn man sich diese Meldungen anschaut, dann hat man ein bisschen auch das Gefühl, dass sich vielleicht in Zukunft der Computer selbst verbessert.

Von diesem maschinellen Lernen zurück zur Gegenwart: Wir stehen am Beginn einer Entwicklung, einer fundamentalen Veränderung. Diese digitale Revolution verändert die Wirtschaft und die Gesellschaft, die Arbeits- und die Produktionswelt, aber auch das soziale Leben – Social Media als Begriff ist uns sowieso bekannt – und auch die Ver­teilung von Einkommen, Vermögen und Chancen in unserer Gesellschaft.

Die Herangehensweise an diese Herausforderung, an diese fundamentale Herausfor­derung muss daher nicht fortschrittsfeindlich sein, sie muss aber im Auge haben, dass wir die Zukunft gestalten wollen und dass wir auch den Wohlstand und die wissens­basierte, wohlstandsorientierte Gesellschaft, die wir haben, mit fairen Arbeitsbedingun­gen in Zukunft erhalten wollen.

Darin steckt auch ein Bekenntnis zum Produktionsstandort, zum Industriestandort Ös­terreich. Die traditionelle Grundstoffindustrie geht Hand in Hand mit Forschung, Start-ups und innovativer Industrie. Ohne Produktions- und Industriestandort Österreich ist die Forschungs-, Start-up- und Kreativwirtschaft ebenfalls nicht möglich. Daran sehen wir schon, wie sehr auch diese Fragen vernetzt sind. Daher ist eine Stärkung der und ein Bekenntnis zur normalen, klassischen, traditionellen Industrie ebenfalls notwendig.

Auch die sozialen Veränderungen, die auf uns zukommen, brauchen aber neue Ant­worten. Ich sage nur: Crowdworking, Prekariat – all das sind Auswirkungen, wo der Mensch bei dieser neuen Entwicklung wieder ein wenig an sozialer Sicherheit zu verlieren droht,


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