Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll157. Sitzung / Seite 138

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heerenden Lage in der Landwirtschaft bei. In den letzten Jahren ist der Verbrauch von Pflanzenölen stark angestiegen, zum flächendeckenden Einsatz kommt vor allem Palm­öl. 35% der gesamten Pflanzenölproduktion entfallen auf das Palmöl (Laut FAO-Stat), zwei Drittel des produzierten Palmöls werden in der Nahrungsmittelindustrie eingesetzt.

Jährlicher Import von 43.000 Tonnen Palmöl nach Österreich

Im Jahr 2014 wurden laut der Food and Agriculture Organization of the United Na-
tions (FAO) weltweit mehr als 342 Millionen Tonnen Palmöl produziert. Derzeit wird weltweit eine doppelt so große Fläche wie das Staatsgebiet Österreichs für die Palmöl­produktion genutzt, davon alleine in Indonesien und Malaysia 13,1 Millionen Hektar (Stand 2010; im Jahr 1990 waren es nur 3,5 Mio. Hektar). Dieses Ausmaß an Monokul­turen entspricht in keinem Fall einer nachhaltigen und umweltverträglichen Produktion. Die kleinbäuerliche Landwirtschaft Österreichs wird von billig erzeugtem Rohstoff einer Industrielandwirtschaft mit riesigen Monokulturen in außereuropäischen Regionen schwer unter Druck gesetzt. Fast 70% des Palmöls werden in Plantagen angebaut, die oft tau­sende von Hektar umfassen (Palmöl – Zerstörte Umwelt, geraubtes Land – Wie wir Um­welt und Menschrechte wegsnacken; Global 2000/Südwind/Supply Change; Dezem-
ber 2016, Seite 16).

Wie der Beantwortung unserer parlamentarischen Anfrage aus Juni 2016 zu entneh­men ist, importiert Österreich jährlich ca. 43.000 Tonnen Palmöl. Zusätzlich werden auch Produkte importiert, die Palmöl beinhalten, aber statistisch nicht erfasst werden. In je­dem zweiten Produkt wird Palmöl eingesetzt, vor allem in Agrartreibstoffen und Nah­rungsmitteln (Fertiggerichte, Kekse, Margarine, Schokolade, Wurstwaren, Müsli, usw.), aber auch in Tierfutter sowie in Kosmetik- und Hygieneprodukten (z.B. Duschgel, Lotion, Shampoo, Lip- und Eyeliner, Mascara).

Der Inhaltsstoff Palmöl wird unter unterschiedlichsten Namen deklariert, so etwa als Palmate, Palmitate, Sodium Palm Kernelate, Palmitic Acid. Die Liste ist nicht voll­ständig, da durch die Veresterung von Palmöl immer wieder neue Inhaltsstoffe auf Palmölbasis entstehen. Ein Hinweis auf die Verwendung von Palmöl ist auch die Auf­listung waschaktiver Substanzen wie "Sodium Lauryl", ebenso wie die Bezeichnungen Capryl Glucoside, Caprylic Triglyceride, Caprylyl Glucoside, Cetearyl Alcohol, Cetearyl Glucoside, Coconut Butter Equivalent (CBE), Coconut Butter Substitute (CBS), Fett­säureglycerid, Polyglyceryl-2-Caprate, Polyglyceryl-10 Laurate, Sodium Dodecyl Sul­phate, Sodium Isostearoyl Lactylate, Sodium Lauroyl Lactylate, Sodium Stearoyl Gluta­mate, Sorbitan Caprylate, Sucrose Laurate Taxanomic, Tricaprylin.

Wie die neueste Studie von Global 2000/Südwind/Supply Change (Palmöl – Zerstörte Um­welt, geraubtes Land – Wie wir Umwelt und Menschrechte wegsnacken; Global 2000/Süd­wind/Supply Change; Dezember 2016) zeigt, begründet sich der geringe Preis für Palmöl unter anderem auch in den schlechten Arbeitsbedingungen auf den Plantagen und in den niedrigen Umweltstandards.

50% des Palmölimports in die EU wird für Biodiesel verwendet

Die breite Palette an Umweltverstößen beinhaltet unter anderem:

Artenvielfaltrückgang: Es werden riesige Flächen Regenwald gerodet, in denen auch bedrohte Arten leben (z.B. Orang-Utan, Sumatra-Tiger, Borneo-Zwergelefant, Sumat­ra-Nashorn).

Hoher CO2-Ausstoß: Durch Brandrodungen und damit verbundene starke Rauchbil­dung werden gesundheitliche Schäden für Tier und Mensch verursacht.

Trockenlegung von Mooren: 30% der Plantagen wurden auf Moorböden angelegt, in de­nen CO2 gebunden war, das durch die Trockenlegung freigesetzt wurde.

Veränderung des Ökosystems: Aufgrund der massiven Rodungen verschwindet groß­flächig Wald, darunter leiden etwa die Wasserreinigung sowie der Erosions- und Über-


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