Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll157. Sitzung / Seite 188

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einer Gesellschaft, die Entwicklung von Bürgern und von Wissen in einer Gesellschaft. Deshalb sind wir jetzt gerade dabei, einen ersten Schritt zu gehen, mit dem Bildungs­investitionsgesetz einen Schritt in Richtung eines zeitgemäßeren Schulsystems zu ge­hen, das den Ansprüchen und Anforderungen auch gerecht wird.

Allem voran ist zu sagen, dass der Ausbau der Ganztagsschule und ganztägiger Schul­formen – in verschränkter Form wie auch mit Nachmittagsbetreuung – kein österreichi­sches Novum ist, sondern in einer Vielzahl von europäischen Staaten bereits gang und gäbe ist, in jeder Facette, in jeder Ausprägung bereits existiert, und das aus guten Grün­den.

Die Ganztagsschule nimmt niemandem etwas weg, sondern sie hat einen unglaublich großen Mehrwert für alle beteiligten Gruppen. Sie nimmt den Eltern nicht ihr Recht auf Erziehungsarbeit und auf Erziehungsmöglichkeit, wie Kollege Töchterle dies in der Aus­schussdiskussion vor einigen Tagen gemeint hat. Wenn Sie wirklich an dieses Argu­ment glauben und wenn Sie wirklich vorhaben, Eltern mehr Erziehungsmöglichkeit zu geben, dann würde ich mich über Ihre Unterstützung freuen, wenn wir es angehen wol­len, eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich zu erreichen, denn das wäre wirklich eine Unterstützung von Familien im Sinne der Schaffung von mehr Familien­zeit. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Ganztagsschule stellt nicht nur ein Angebot für Eltern dar, was die Betreuung be­trifft, sondern bietet in verschränkter Form darüber hinaus auch noch die Chance, De­fizite auszugleichen, Talente und Potenziale zu fördern. Die Ganztagsschule ist ein Me­chanismus, um soziale Herkunft von Bildungserfolg zu entkoppeln. Sie soll den Eltern die Möglichkeit geben, sich Unsummen an Geldern für Nachhilfe zu ersparen, weil bei der Ganztagsschule und besonders in der verschränkten Form bewiesen ist, dass jene Schüler, die diese Schulformen besuchen, nur einen geringen Bedarf an Nachhilfe ha­ben. Sie nimmt Kinder an der Hand, die nicht das Glück haben, in stabilen und organi­sierten Familien aufwachsen zu können, wo der Wert der Bildung vielleicht nicht jener ist, der benötigt werden würde, damit sie international bestehen oder die Anforderun­gen der heutigen Zeit überhaupt schaffen können.

Was mir ganz wichtig ist: Der Ausbau der Ganztagsschule muss als Chance gesehen werden, endlich auch die inklusive Schule zu umfassen. Das heißt, auch in diesem Be­reich muss es möglich sein, Konzepte zu erarbeiten, um den Besuch ganztägiger Schul­formen auch für jene Kinder zu ermöglichen, die spezielle Bedürfnisse haben.

Die Fördermittel, die jetzt im Rahmen dieses Bildungsinvestitionsgesetzes zur Verfü­gung stehen, nehmen niemandem die Wahlfreiheit weg, sich zu entscheiden, ob er in eine ganztägige Schulform gehen will oder nicht. Was wir erreichen wollen, ist, das Aus­maß des Angebotes auf 40 Prozent zu heben – das auch als Gruß an Niederöster­reich, wo kritisiert worden ist, man würde die Horte damit abschaffen. Wenn wir 40 Pro­zent abdecken wollen, dann heißt das, dass ein großer Prozentsatz, der restliche Anteil des Kuchens, noch abgedeckt werden muss, damit Beruf und Familie kombiniert wer­den können, nämlich in Form von Nachmittagsbetreuung oder auch Horten.

Was wir jetzt angehen müssen, ist, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, pädagogi­sche Konzepte zu erarbeiten, Lernplätze für die Schülerinnen und Schüler und Arbeits­plätze für die PädagogInnen zu schaffen, die unbedingt nötig sind. Wir müssen im Bil­dungssystem ein Stück weiter vorankommen, und deshalb bitte ich euch, da mitzuge­hen. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

17.48


Präsident Karlheinz Kopf: Nun gelangt Herr Abgeordneter El Habbassi zu Wort. – Bitte.

 


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