13.08

Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Ho­hes Haus! „Alle Sprache ist Bezeichnung der Gedanken, und umgekehrt die vorzüg­lichste Art der Gedankenbezeichnung ist die durch Sprache, dieses größte Mittel, sich selbst und andere zu verstehen.“ – Dieses Wort von Immanuel Kant aus seiner „An­thropologischen Didaktik“ sollte man sich in Erinnerung rufen, wenn man sich die erste, eigentlich sehr unaufgeregt präsentierte, aber sehr bedeutsame Maßnahme unseres Bildungsministers vor Augen führt, wenn man weiß, dass das den Zugang für unsere Kinder nicht nur zur Sprache, sondern auch in die Gesellschaft bedeutet. Es ist tat­sächlich so, dass zuerst die Sprache vorhanden sein muss, um dann die Integration in die Gesellschaft gelingen zu lassen. (Beifall bei der ÖVP.)

Darum ist es gut, dass jene Kinder, die noch nicht genug Deutsch können und nicht genug Deutsch verstehen, in intensiven und in effektiven Kursen innerhalb eines Se­mesters im Allgemeinen beziehungsweise, wenn es lang dauert, innerhalb eines Jah­res so weit gebracht werden, dass sie den Regelunterricht wirklich mitvollziehen kön­nen. Das ist eine dringend notwendige, das ist eine von pädagogischem Sachverstand getragene, das ist eine von Realitätssinn erfüllte Maßnahme, die hoffentlich sehr bald greifen wird, denn die Beispiele, die Karl Nehammer uns dargelegt hat, zeigen, es ist wirklich notwendig, dass dies bald geschieht. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

Die Sprache ist das größte Mittel, sich selbst und andere zu verstehen. Die Sprache ist die entscheidende Bedingung dafür, ein gelingendes Miteinander der Kinder, eine er­giebige Verständigung zwischen den Kindern und ihren Lehrerinnen und Lehrern zu er­möglichen.

Minister Faßmanns Entwurf sieht vor, dass die Kinder bereits von vornherein auch im Klassenverband eingebunden sind, wenn die Sprachbeherrschung eine untergeordne­te Rolle spielt – beim Zeichnen, beim Werken, beim Musizieren, beim Turnen, bei Aus­flügen und so weiter. Dadurch entsteht ein förderliches Spannungsfeld zwischen dem mit durchaus positiv zu bewertender Anstrengung verbundenen Spracherwerb und den von einer angenehmen Leichtigkeit getragenen Stunden im sozialen Umfeld der Klasse.

Überhaupt prägt das Schaffen einer klugen Dialektik, eines Sowohl-als-auch die Bil­dungspolitik dieser von Bundeskanzler Sebastian Kurz geleiteten Regierung, im vorlie­genden Fall das Sowohl von Deutschförderklassen und das Als-auch der Eingliederung in den Klassenverband. Und das wird sich weiter so durchziehen: Es wird ein Sowohl der standardisierten Tests geben und ein Als-auch der persönlichen Beurteilung durch die Lehrerpersönlichkeit selbst. Es wird ein Sowohl geben, dass man den Lehrplan als schlanken Rahmenplan hinstellt, und ein Als-auch, dass man sagt: Ich unterrichte jetzt einen Stoff, der mich als Lehrerpersönlichkeit, aber auch die Kinder begeistern wird. Es wird ein Sowohl geben, dass man sagt: Ich werde die Kinder zu einer Möglichkeit hin­führen, einen Beruf zu erwerben, der nicht unbedingt ein akademischer Beruf sein muss, und ein Als-auch, um jedenfalls einen Blick in die Tiefen der Wissenschaft hi­neinwerfen zu können. All dieses Sowohl-als-auch ist das Entscheidende.

Es wird ein Sowohl geben, dass man die akademische Ausbildung in den Fachhoch­schulen durchführt, und ein Als-auch, dass man sie an den Universitäten durchführt, und beide Institutionen haben ihren Wert. Sie dürfen nicht miteinander vermischt wer­den, sondern es ist diese Dialektik, die so wesentlich ist, die entsprechend zu gewich­ten ist, gerade auch bei den Universitäten. Es gibt ein Sowohl, dass die Universitäten mehr gefördert werden sollen, und sie bekommen jetzt für die nächsten drei Jahre 1,35 Milliarden Euro mehr.

Das ist ein großer Betrag. Herr Dr. Noll, das ist nicht der Weltbetrag, das gebe ich zu, aber es ist ein sehr gewichtiger Schritt, und es wäre falsch, wenn wir diesen gewich­tigen Schritt setzen und sagen: Das ist noch nicht das Ganze, deshalb lassen wir das Als-auch aus! – Nein, wir müssen auch das Als-auch sehen! Wir müssen dafür sorgen, dass das Geld, das dort hinkommt, klug geplant hinkommt, so, dass die Universitäten wissen: Mit diesem Geld müssen wir auch zugleich sorgsam umgehen. Und dann wird dadurch geholfen, dass wir den Universitäten ein Studienplatzmanagement zugeste­hen: dass zugestanden wird, dass man Eingangsverfahren einführt. Es gibt für die jungen Leute die Möglichkeit, von vornherein zu wissen: Bin ich nicht nur geneigt, habe ich auch die Eignung dafür, dieses Studium zu ergreifen?

Frau Mag. Kuntzl, es ist nicht so, dass es wesentlich ist, dass die Inskribiertenzahlen zurückgehen, sondern wesentlich ist, dass die Absolventenzahlen von wirklich guten Absolventen bestehen bleiben und diese guten Absolventen auch ein gutes Studium hinter sich bringen. Darauf kommt es an! (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist viel einfacher, nur auf ein Sowohl zu setzen und das Als-auch, weil es zu kompliziert ist, wegzulassen. Das Einfache ist aber nicht das Bessere für Österreich, und diese Bundesregierung hat sich vorgenommen, nicht das Einfache, sondern das Gute in Angriff zu nehmen, und dazu gratuliere ich dem Minister. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

13.14

Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Hammer­schmid. – Bitte.