Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll7. Sitzung, 31. Jänner 2018 / Seite 89

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vor den Fernsehschirmen! Zum einen herzlichen Dank für das Bekenntnis, dass Bil­dung ein ganz wesentlicher Baustein ist, um Kinder und junge Menschen ein selbstbe­stimmtes Leben führen zu lassen, oder wie Professor Rümelin es ausgedrückt hat: Bil­dung ermöglicht Kindern, der Autor, die Autorin des eigenen Lebens zu sein. – Da sind wir uns vollkommen einig.

Wenn ich aber weiter in die Analyse gehe, dann zeigen sich für mich folgende Über­schriften im Regierungsprogramm: Pflicht, Leistung, Disziplin, Konsequenzen, Separie­ren, Bestrafen. (Abg. Kassegger: Wo steht „Bestrafen“? Wo steht „Bestrafen“?) Das sind die eigentlichen Überschriften, die im Regierungsprogramm stehen. Wird mit so einem Verständnis von Politik das Kind in den Mittelpunkt der Pädagogik und der Schule gestellt, nämlich jedes Kind (Zwischenruf des Abg. Rädler), jedes Kind mit sei­nen Talenten, mit seinen Potenzialen, mit seinen Begabungen? (Abg. Hauser: Aber das haben die Pisaergebnisse ..., dass es nicht gepasst hat!)

Ich meine: Nein. Ich erinnere an die Vorhaben zur Wiedereinführung der Ziffernnoten bei unseren Kleinsten (Zwischenrufe der Abgeordneten Hauser und Rosenkranz): Tausende erfolgreiche Schulversuche in ganz Österreich, die Ihnen offensichtlich nicht Beweis genug sind, dass das gut funktioniert. Ich erinnere an das Aufnahmeverfahren, an die Deutschklassen, die heute schon sehr prominent herausgestrichen wurden, und an Ihren jüngsten Streich, nämlich die Strafen für die Schulschwänzer.

Sehr geehrte Damen und Herren in der Regierungsriege! Ist das moderne Bildungs­politik? – Ich meine nicht. (Abg. Hauser: Ja! Das ist eine gute Bildungspolitik!) – Nein, das ist sie nicht. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Hauser.)

Die Deutschklassen wurden heute schon sehr massiv und prominent herausgestrichen. Lieber Kollege Faßmann, uns eint das Ziel, dass wir am schnellstmöglichen Sprach­kompetenzerwerb für unsere Kinder interessiert sind. Das muss ganz, ganz, ganz schnell gehen und am besten, wie es Matthias Strolz auch gesagt hat, im Kindergarten. Dorthin müssen wir unser Augenmerk ganz stark legen, denn dort geschieht es ganz, ganz leicht und mit einer Selbstverständlichkeit. (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie der Abg. Cox.)

Der Weg, wie wir zu dieser Sprachkompetenz kommen, der eint uns nicht. Ich habe als Bildungsministerin auf bildungswissenschaftliche Erkenntnisse Rücksicht genommen. Ich habe ganz genau zugehört, was mir die Sprachwissenschafter gesagt haben, die Bildungswissenschafter gesagt haben. (Abg. Rosenkranz: Nachdem vorher die Politik der Wissenschaft gesagt hat, was rauskommen soll!) Und die 11 Stunden waren nicht zufällig gewählt. Die 11 Stunden in Sprachstartgruppen und Sprachförderung waren so gewählt, dass ausreichend Zeit war, die Kinder in anderen Fächern gemeinsam in der Regelklasse zu unterrichten und gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern in der Klasse zu arbeiten. Sie haben es ja selbst gesagt, Sie wollen zwar einen Klassenver­band, aber nur in Turnen und Musik, da muss man nicht so viel reden. Sie haben es ja selbst noch gesagt! Das ist meiner Meinung nach nicht Integration in eine Klasse. (Beifall bei SPÖ, NEOS und Liste Pilz. – Abg. Rosenkranz: Man muss in einer Klasse auch zuhören, damit man versteht, was der Lehrer sagt! Auch Zuhören ist wichtig in einer Klasse! Aber das ist bei dieser Pädagogik in Verschütt geraten! – Zwischenruf des Abg. Krainer.)

Ich darf Ihnen auch die Lektüre der Pisasonderauswertung zur Resilienz empfehlen, die erst vorgestern vorgestellt wurde. Diese Studie ist sehr, sehr interessant. Zum ei­nen zeigt sie, dass sich im Zeitraum 2006 bis 2015 der Anteil der Kinder in Österreich, die trotz ungünstiger sozioökonomischer Bedingungen gute Leistungen erbringen, ver­ringert hat – leider. (Abg. Mölzer: Wer war da Unterrichtsminister? Wer war da Un­terrichtsminister?) Die Faktoren dazu, die drei wesentlichen Faktoren – Herr Mölzer,


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