17.31
Abgeordnete Kira Grünberg (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Die Schwerpunkte im Budget für Frauen und Gleichstellung liegen einerseits in der Frauen- und Mädchenberatung und andererseits in der Gewaltprävention und im Gewaltschutz, wie wir das heute schon öfters gehört haben.
Studien haben gezeigt, dass Frauen mit Behinderung im Vergleich zu nicht behinderten Frauen deutlich häufiger von Gewalt betroffen sind. Das brutale Spektrum reicht von körperlicher, sexualisierter und psychischer Gewalt bis hin zu struktureller Gewalt. Ihre Gewalterfahrungen sind äußerst komplex, vor allem aufgrund von Abhängigkeitsverhältnissen durch die Notwendigkeit von Pflege und Unterstützung. Hinzu kommt, dass sich betroffene Menschen mit Behinderung entweder selbst nicht zu Wort melden können oder bewusst nicht wollen, da sie negative Folgen befürchten.
In Gesprächen mit Betroffenen höre ich immer wieder, dass sie sehr rasch eingeschüchtert werden, beispielsweise in Wohneinrichtungen, wo es bei Konflikten schnell heißt: Sie können sich gerne eine andere Bleibe suchen, wenn es Ihnen hier nicht gefällt! Wie schwierig bis unmöglich das aus vielerlei Gründen de facto ist, muss ich, glaube ich, nicht näher erläutern. So dreht sich die Gewaltspirale weiter, anstatt unterbrochen zu werden.
Gewalt und Behinderung, das ist nach wie vor ein großes gesellschaftliches Tabu, und damit wird vieles unter den Teppich gekehrt. Insofern begrüße ich es sehr, dass den Frauen- und Mädchenberatungsstellen, die hoffentlich alle selbstverständlich auch behinderten Menschen offenstehen, viel Gewicht beigemessen wird und die Themen dadurch in unser aller Bewusstsein getragen werden. Wir alle müssen aufmerksam sein und bleiben, offen durch den Tag gehen, indirekte Hilferufe erkennen. Besonders an uns Abgeordnete wenden sich viele im Vertrauen. Wenn von Gewalt Betroffene einmal so weit sind, sich überwinden und diesen Schritt, sich jemandem anzuvertrauen, tatsächlich tun, dann ist es das Mindeste, dass wir aufmerksam zuhören und alles in unserer Macht Stehende tun, um ihnen zu helfen.
Prävention sowie eine Verbesserung der Situation von von Gewalt betroffenen Frauen mit Behinderung kann vor allem aber nur dann gelingen, wenn sie umfassende Gleichstellung erfahren und keine Abhängigkeitsverhältnisse bestehen. Ziel muss sein, dass Menschen und insbesondere Frauen mit Behinderung in einer inklusiven Gesellschaft leben können, in der die Kategorien Behinderung oder Geschlecht keine diskriminierende Rolle spielen. (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ sowie der Abgeordneten Griss und Holzinger-Vogtenhuber.)
Seien wir uns dessen bewusst, dass Gewalt und Diskriminierung dort beginnen, wo fremdbestimmt wird. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ sowie der Abg. Griss.)
17.34
Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag.a Selma Yildirim. – Bitte. (Abg. Höbart: Das nächste Taferl! Ist da der Herr Kern mit seinen Pizzas drauf? – Abg. Yildirim – auf dem Weg zum Rednerpult –: Nur die Ruhe, Herr Kollege!)