9.13

Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Ho­hes Haus! Am Montagabend hatte ich im Rahmen einer Veranstaltung über Schule und Bildungspolitik das Vergnügen, die Direktorin einer sogenannten Brennpunktvolks­schule – so nennt man das – im 3. Bezirk kennenzulernen, und diese zarte, kleine Da­me erzählte mir Folgendes: Als ein Elternpaar zu ihr gekommen ist, um über ihr Kind zu sprechen, hat der Vater erklärt: Die Frau kommt in die Ecke hinten, ich spreche al­lein mit Ihnen. Darauf sie: Kommt nicht in Frage. Antwort: Aber die versteht ja nichts. Die Direktorin: Dann übersetzen Sie ihr, und was sie sagt – und sie wird etwas zu sa­gen haben – übersetzen Sie dann mir. Zum Schluss hat dieser Herr der Direktorin auch brav die Hand gegeben. – Dieses Budget ist entworfen, solche Lehrer zu unterstützen! (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

Ich habe den Namen der Direktorin hier, falls Sie wissen wollen, wer das ist, und Kontakt aufnehmen wollen. Sie macht das wirklich hervorragend, viele Lehrer machen das hervorragend, und sie sind dankbar dafür, dass wir Deutschförderklassen – so heißt das, Frau Hammerschmid! – einrichten werden. Sie sind dankbar dafür, dass wir das Geld, das der Bundesminister für Bildung bekommt, richtig und gezielt einsetzen werden, auch dafür, um bei der Neuen Oberstufe zu versuchen, den Schülern, den Schulen die Autonomie zu geben, zu entscheiden, was sie machen und wo sie doch vorsichtig sind; das ist ein sehr vernünftiger Standpunkt.

Dass wir bei der Schulpflichtverletzung ein klares und sinnvolles System einführen, kostet ja nicht viel, aber es ist sinnvoll und hoffentlich wirksam.

Gerade diese Deutschförderklassen sind sehr wichtig, denn, meine sehr verehrten Da­men und Herren, die Hoffnung, dass die Kinder, wenn sie vier Jahre in der Integration sitzen, aber kein Wort Deutsch können, plötzlich integriert sind, ist ja eine Illusion. (Bei­fall bei ÖVP und FPÖ.)

Wir müssen doch wissen, dass Kommunikation mit der Sprachbeherrschung beginnt und nicht die Integration irgendwann einmal mit der Sprachbeherrschung – mit der Hoffnung – endet; ohne Sprachbeherrschung gibt es nämlich überhaupt keine Integra­tion.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich glaube, es war Paul Valéry, der gesagt hat: „Le bon esprit est sec.“ – Der gute Geist ist trocken. Damit ist gemeint, wir müssen die Dinge nüchtern betrachten. Wir dürfen uns von ideologischen Vorurteilen nicht ir­gendwie beeinflussen lassen. Wir müssen die Dinge so sehen, wie sie sind, und da­nach die Gelder verteilen, die dafür ausreichend vorhanden sind, und das wird gesche­hen. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

In diesem Sinne sind uns die Lehrer dankbar dafür, dass wir die Dinge nüchtern be­trachten. Wir werden uns bemühen, wir werden vielleicht nicht alles perfekt machen, wir wären auch sehr dankbar, wenn uns von vielen Seiten Hinweise gegeben werden – aber bitte Hinweise, die konstruktiv sind und nicht einfach nur gegeben werden, damit die Bevölkerung hinhört, welche Vorurteile man verbreiten möchte. Für wirklich kons­truktive Hinweise sind wir sicherlich offen. Wir machen das ja für die Zukunft des Lan­des, wir machen das für die Schulen Österreichs, wir machen das für eine gute Zukunft dieses Landes. Danke. (Beifall bei ÖVP und FPÖ. Abg. Jarolim: Keine Gewalt ge­gen Kinder ...!)

9.17

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist nun Herr Nationalrat Strolz. – Bitte.