15.32

Abgeordnete Claudia Gamon, MSc (WU) (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bildungsminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Herr Minister, ich sehe es als durchaus verständlich, dass Sie gewisse stilistische Dinge in dem Antrag kritisieren, aber es ist nicht das erste Mal, dass die Zentralmatura in den letzten drei Jahren auch durch negative Berichterstattung aufgefallen ist.

Es mag sein, dass Medien manchmal dazu neigen, Dinge etwas reißerisch darzu­stellen, ich bin aber nicht der Meinung, dass es an uns liegt, das zu beurteilen. Es ist aber sehr klar, dass es doch eine Realität, nämlich die Lebensrealität der LehrerInnen, der SchülerInnen und deren Eltern, widerspiegelt. Das ist etwas, was wichtig ist, denn die Matura ist doch ein gewisser Stress im Leben eines jungen Menschen und nicht irrelevant für das, was danach kommt, für die Möglichkeiten, die man im Leben nach der Matura hat.

Es ist in den letzten Jahren ja schon ein wenig die Hoffnung aufgekeimt, dass es jetzt zu einer gewissen Routine kommt. Es war für uns ein wenig überraschend, dass auch dieses Jahr die Ergebnisse in Mathematik so außerordentlich schlecht ausgefallen sind. Auf Ihrer Website haben Sie selbst dargelegt, „dass der Anteil der mit Nicht­genügend beurteilten Arbeiten in Mathematik höher ist als im vergangenen Jahr“. Die Medien haben das als „Fünfer-Debakel“, „Nicht genügend für die Zentralmatura“ und so weiter bezeichnet.

Sie haben darauf reagiert – das haben Sie ja jetzt auch gesagt –, indem es gewisse Sofortmaßnahmen für die Kompensationsprüfung gegeben hat. Die Volksanwaltschaft, die erst vorhin hier vertreten war, hat das sehr kritisch gesehen. Es geht darum, dass diese Sofortmaßnahmen, die jetzt für diese Kompensationsprüfungen vorgeschlagen wurden, eigentlich den Zielen der Zentralmatura vollkommen widersprechen und das, was ursprünglich die Idee war, nämlich die Vergleichbarkeit und so weiter, ein wenig ad absurdum führen.

Das möchte ich genauer ausführen. Ein Teil dieser Sofortmaßnahmen ist, dass sich die Aufgaben nur auf allgemeine Themen beziehen, dass in der mündlichen Kompen­sa­tions­prüfung ausschließlich Grundkompetenzen nachzuweisen sind, dass der Beurtei­lungsschlüssel noch einmal überprüft und qualitätsgesichert wird und so weiter und so fort.

Das hat eigentlich alles schon stattgefunden, und wir reden jetzt im Nachhinein da­rüber. Es hat ein paar verwundert, warum wir jetzt über die Zentralmatura reden, ob­wohl sie schon vorbei ist. – Damit es nächstes Jahr besser wird! Später hätte man das gar nicht machen sollen, sondern es ist gut, dass wir das jetzt thematisieren, wenn es auch noch in den Köpfen drinnen ist, dass das ein wichtiges Thema ist, damit es nächstes Jahr nicht wieder zum selben Problem kommt.

Bei diesen Kompensationsprüfungen hätte jetzt eben quasi gerettet werden sollen, was noch zu retten ist. Das klingt aber wie ein Herunterschrauben der Anforderungen, und Sie haben gerade erwähnt, dass das auch eine Sache ist, die man eigentlich mit den Unis zu diskutieren hat. Woher kommen denn diese Anforderungen und warum machen wir das eigentlich? Auch da hat es einige Unklarheiten gegeben, wie zum Bei­spiel, dass es lange geheißen hat, dass diese Zusatzbeispiele nicht auf der Website zu finden waren. Laut „Kurier“ wurden die LehrerInnen für die Vorbereitungsstunden nicht bezahlt, Medienberichte wiederum haben gesagt, dass das ein gewaltiges Chaos ist und dass bei der Zentralmatura von Anfang an der Wurm drinnen war. Das war dann letztendlich das Urteil.

Reden wir aber darüber, was in Zukunft gemacht werden soll, was laut dem Minis­terium mittelfristige Maßnahmen sind, nämlich eine Evaluation des Ganzen, bei der auch die Überprüfung des Beurteilungsschemas beinhaltet werden soll, eine Analyse des Erstellungsprozesses und der Qualitätssicherungsmaßnahmen und so weiter und so fort! Reden wir doch darüber, was grundsätzlich mit der Zentralmatura passieren wird! Reden wir darüber, was wir von der Zentralmatura wollen und wozu wir sie eigent­lich brauchen!

Was bedeutet zum Beispiel mittelfristig bei der Evaluation? Soll das noch Jahre dau­ern – abgesehen davon, dass diese Evaluation hätte begleitend sein sollen und es zu Teilen dieser Punkte bereits seit Jahren eigentlich auch schon Material im Ministerium gibt?

Es hat eine Studie gegeben, ein Forschungsprojekt, bei dem es darum gegangen ist, wie sich Schulrankings generell auf den Unterricht auswirken. Es ist ja auch ein wichtiger Zusatzpunkt bei der Zentralmatura, dass dadurch – auch was diesen Punkt betrifft – überhaupt erst einmal die Vergleichbarkeit bei Schulen möglich wäre.

Was soll eine Zentralmatura eigentlich leisten können? Warum brauchen wir das Ganze, warum war die Idee ursprünglich so wichtig? Ist nicht die jetzige Situation ein Beweis dafür, dass wir eben – wie es Matthias schon gesagt hat – nachschärfen müs­sen, um dieses ursprüngliche Ziel der Zentralmatura überhaupt erst einmal erfüllen zu können?

Wir haben derzeit an unterschiedlichen Schulstandorten sehr unterschiedliche Aus­gangs­punkte und Ausgangssituationen für die Zentralmatura, und es ist offensichtlich, dass Chancengerechtigkeit sowohl für die SchülerInnen als auch für die Schul­standorte in diesem Zusammenhang ein unglaublich relevanter Parameter ist. Beim Thema Chancengerechtigkeit geht es oft stark um Elementarpädagogik in den Volks­schulen, und manchmal lassen wir aus den Augen, dass auch bei der Matura die Unter­schiedlichkeit der Schulen ein ganz großer Faktor ist. Das ist aber eigentlich nichts Negatives, sondern es ist im Rahmen der Schulautonomie etwas ganz Wich­tiges, dass die Schulen auch die Möglichkeit haben, im Sinne einer Profilbildung auf ihre eigenen wichtigen Punkte, die ihre Schule wirklich ausmachen, mit denen sie sich hervorheben und von anderen abheben, aufmerksam zu machen.

Das ist mit ein Grund, warum wir so stark für die teilzentrale Matura plädieren. Es soll einerseits in diesem Bereich, der eben zentral sein soll, die Möglichkeit geben, eine echte Vergleichbarkeit zu schaffen, dass man sich wirklich auf die Grundkompetenzen konzentrieren kann, die zur allgemeinen Hochschulreife führen und dafür auch notwendig sind. Auf der anderen Seite sollte man aber auch sehr viel Raum für die Profilbildung an den Schulen lassen, wozu man auch gerne immer wieder von Leh­rerinnen und Lehrern zu hören kriegt: Das sind die Themen, in denen unsere Schü­lerinnen und Schüler ganz besonders ausgebildet sind, auch weil sie sich bewusst für diese Schule entschieden haben, weil sie diesen Fokus setzen wollen, weil sie sich auf diesem Gebiet weiterbilden und spezialisieren wollen. – Darauf soll und kann Rücksicht genommen werden, das ist etwas, was man bei einer grundsätzlichen Reform der Zentralmatura hin zu einer teilzentralen Matura unbedingt berücksichtigen sollte.

Wir sind der Meinung, dass die Zentralmatura so funktionieren soll, dass sie diesen Namen auch verdient. Eine Zentralmatura ist nur dann zentral, wenn wir das Ganze auch so abwickeln können. Es sollte zum Beispiel auch keine mündlichen Kompen­sationsprüfungen mehr geben, sondern stattdessen eine zweite Chance, um in diesem bestimmten Fach die Matura schriftlich noch einmal zu machen.

Im Übrigen ist die mündliche Kompensationsprüfung eigentlich nicht dazu da, um Schülerinnen und Schülern zu sagen: Bist du dir sicher, dass du das so machen wolltest? – Das ist nicht Sinn und Zweck einer Zentralmatura und eigentlich auch nicht einer Kompensationsprüfung. Wenn, dann ist das allerhöchstens zum Schluss noch einmal eine Methode, um zu schauen, ob man die Leute doch noch einmal rüberkriegt, aber das hätte es nie sein sollen. Deshalb macht man es besser grundsätzlich schon einmal gescheit und gibt den Schülern eine zweite Chance, um die Matura in diesem Fach noch einmal schriftlich zu wiederholen, es ordentlich zu machen.

Damit das aber möglich ist, müssen wir ehrlich darüber reden, was wir von der Zentral­matura wollen, müssen zum Schluss auch den Mut aufbringen, die Ergebnisse so ver­gleichbar darzustellen, dass man auch sagen kann: Es gibt Schulen, die dies­bezüglich Nachholbedarf haben. Dann müssen wir zu Eltern und SchülerInnen ehrlich sein, was die Leistungen betrifft, die an einer gewissen Schule aufgrund der Rahmenbe­dingun­gen möglich sind, und auch was die Profilbildung in Bezug auf bestimmte Themen betrifft, auf die sich die Schule konzentriert. Dann hätten wir, glaube ich, ein Zentral­maturasystem, das auch fair gegenüber den LehrerInnen, den SchülerInnen und den Eltern ist.

Fairness war ja auch etwas, worauf Sie sehr viel Wert gelegt haben, Herr Minister. Deshalb hoffe ich, dass wir sehr konkret über unseren Vorschlag zur teilzentralen Matura diskutieren können und nicht nur über die Stilkritik zu manchen Formulierungen im Antrag. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS.)

15.41

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf die Gäste von der Neuen Mittelschule Eggersdorf recht herzlich bei uns im Hohen Haus begrüßen. Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.)

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Taschner. – Bitte.