16.02

Abgeordnete Stephanie Cox, BA (PILZ): Herr Präsident! Herr Minister! Frau Minis­terin! Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ein Danke an Herrn Kollegen Strolz für das Abschiedsgeschenk – so sehe ich das im Moment. Zum Geschenk komme ich gleich, ich werde es gleich auspacken. Bevor ich aber das Ge­schenk auspacke, würde ich gerne dem Rat von Herrn Kollegen Taschner folgen und noch schnell einen tiefen Nachdenkprozess starten, und zwar indem ich mir prinzipiell die Frage stelle: Was ist die Matura eigentlich? – Sie haben vorhin gesagt, es geht um die Reife, Sie haben den Abschluss der Schullaufbahn erwähnt und ihn als Grundlage und Türöffner für Unis bezeichnet.

Von anderen Kollegen wurde gesagt, dass die Studienfähigkeit getestet wird, es also quasi darum geht, eine Hochschulreifeprüfung zu machen. Würden Sie mir zustimmen: Hochschulreifeprüfung? Also wenn es heißt, das ist eine Hochschulreifeprüfung, so heißt das: Wer die Matura geschafft hat, ist fürs Studium bereit. So würde ich es einmal zusammenfassen. (Ein Schriftstück fällt vom Rednerpult zu Boden.) – Jetzt fällt mir ein Zettel hinunter, den hebe ich auf. Beim Nachdenken muss man kurze Pausen ein­legen.

In den letzten Jahren wurden immer mehr Studieneingangsprüfungen geschaffen, und ich muss mir hier in diesem Nachdenkprozess einfach die Frage stellen: Warum müs­sen SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern diesem Stress der Matura ausgesetzt wer­den? Ich selber habe diesen Stress durchgestanden, und viele – es wurde schon erwähnt – gehen gerade durch diesen Prozess.

Wenn man die Matura heute nicht mehr als Hochschulreife anerkennt, wenn es so ist, dass man Zugangsprüfungen an den Unis machen muss, ist die Frage: Ist es dann wirklich eine Hochschulreifeprüfung? Braucht es dann die Aufnahmetests, oder ist es so, dass man eigentlich die Hochschulreifeprüfung braucht? – Das ist ein bisschen so, kommt mir vor, als würden wir vor einer Kreuzung stehen und sagen: Okay, entweder oder! Das ist eine Anregung. Wir stehen hier quasi vor einer Kreuzung, und man muss sich prinzipiell die Frage stellen, wie wir in Zukunft mit dem Thema umgehen wollen.

Jetzt aber zum Geschenk des Herrn Kollegen Strolz. Es wurde schon von mehreren Seiten erwähnt, dass wir hier an etwas arbeiten, das es schon seit 2008 gibt, wir haben also ein zehnjähriges Jubiläum, das wurde auch schon erwähnt. Es geht um die Zentralmatura, und bis jetzt wurde immer wieder ein kleines Rädchen gedreht. Es sind in den letzten Jahren viele Pannen passiert, das heißt, wir waren ein bisserl am Pannenstreifen, dann haben wir wieder Fahrt aufgenommen, sind wieder stehen geblieben. Natürlich würde ich mir wünschen, wenn wir uns an dieser Kreuzung für die Zentralmatura entscheiden und sagen: Okay, das ist eine wichtige Prüfung auf vielen verschiedenen Ebenen!, dass das dann heißt, wir müssen hier auch Fahrt aufnehmen.

Ich glaube, wenn man hier Fahrt aufnimmt, muss man – also Sie haben es auch so genannt – das Produkt nachschärfen und das auch tun. Man muss ab und zu auf den Pannenstreifen fahren, stehenbleiben und dann wieder zurück auf die Straße.

Der Antrag, der grundsätzlich auf jeden Fall meinen Support hat, gefällt mir, weil auch ich glaube, dass man die digitale Welt inkludieren sollte, wenn man zum Beispiel von Open Book Testing spricht.

Ich finde, das ist ein sehr, sehr spannender Ansatz. Natürlich könnte man jetzt sagen: Okay, man kann Messages an den Nachhilfelehrer oder die Nachhilfelehrerin schicken. Ich bin aber überzeugt davon, dass man auch technische Lösungen finden kann, mit denen man das ausschließen kann und bestimmt, welche Websites man anklicken kann und welche nicht. Ich bin überzeugt und glaube es nicht nur, dass man dazu tech­nische Lösungen finden kann. Wenn wir hier von Kompetenzen in diesem Bereich sprechen, glaube ich sehr wohl, dass es ein guter Test wäre, diese da einzusetzen. (Beifall bei der Liste Pilz sowie des Abg. Strolz.)

Was ich mir auch wünschen würde, wenn wir hier am Pannenstreifen stehen und dis­kutieren, ist, dass eine Weiterentwicklung im Bildungsbereich evidenzbasiert, also auf Daten und Fakten beruhend, passiert. Dass Ergebnisse verwendet werden, um sich weiterzuentwickeln, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Es wurde schon des Öfte­ren erwähnt: Eine Schule sollte eine lernende Organisation und ein Ort, der sich weiterentwickelt, sein.

An dem Antrag gefällt mir sehr gut, dass man davon spricht, wie man die Daten auch wirklich verwenden kann, wie man einen Vergleich schaffen kann, nicht nur von den Ergebnissen her, sondern auch in dem Sinne, wie die Schule und das Umfeld davon lernen können. Ich denke, das ist ein sehr wichtiger Ansatz, und ich hoffe sehr, dass Sie diesen auch mitnehmen, wenn Sie daran gerade basteln.

Des Weiteren ist ein sehr wichtiger und spannender Ansatz, wie man es schafft, dass auch andere außerhalb der Schule diese Korrektur vornehmen. Natürlich könnten da die Kosten ein Totschlagargument sein. Die Frage ist halt: Ist es einem das wert, das zu investieren, haben wir das Geld dafür? – Ich glaube, das sollte nicht immer die Keule sein, sondern man sollte sich die Frage stellen, was es den Schülerinnen und Schülern bringt, was zu den besten Ergebnissen führt, denn es sollte in erster Linie schon unser Ziel sein, ein bestmögliches Outcome für die Schülerinnen und Schüler zu haben. (Beifall bei der Liste Pilz sowie des Abg. Strolz.)

Wichtig ist auch – weil ich auch diese Gefahr sehe, wenn wir: Evaluierung hin, Evalu­ierung her, sagen –, dass man die SchulleiterInnen nicht überlastet. Ich glaube, es ist von großer Bedeutung, anzuerkennen, dass SchulleiterInnen einen sehr wich­tigen und richtigen Job machen und auch Zeit für die LehrerInnen und SchülerInnen im Feld brauchen und man sie nicht mit bürokratischen Aufgaben überhäufen soll. Ich glaube, das muss man auf jeden Fall mit in Betracht ziehen, wenn man von solchen Aspekten spricht.

Wie gesagt, der Antrag enthält einige gute Ideen, die ich unterstütze. Ich bedanke mich für das Geschenk, ich hoffe, es gibt noch viele weitere Geschenke von Ihrer Seite in diese Richtung. Ich bin schon gespannt, was da noch auf uns zukommt. Die Zentral­matura ist der richtige und ein wichtiger Weg. Wir sind hier schon weit gekommen, dürfen uns aber nicht ausruhen, sondern müssen uns weiterentwickeln, das heißt, nicht so viel Zeit am Pannenstreifen verbringen, sondern Gas geben, Fahrt aufnehmen. Das sind wir unseren Schülerinnen und Schülern schuldig. (Beifall bei der Liste Pilz sowie des Abg. Strolz.)

16.09

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Hoyos-Trauttmansdorff. – Bitte.