16.46

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Kollege Strolz, danke für die Auswahl des Themas! Ich denke, es ist immer gut, wenn wir über Bildung, über Aus- und Weiterbildung nachdenken. Das ist unser Potenzial! Wir müssen schauen, dass wir aus diesem vielen Geld – dieses Jahr immerhin 8,8 Milliarden Euro im Budget – das Beste für unsere Kinder machen. Das ist unsere Zukunft, das ist unser Potenzial, und deswegen ist jede Debatte hier im Hohen Haus über Bildung einfach notwendig und wichtig, auch wenn wir bei diesem Thema – auch da – nicht in jedem Punkt über­einstimmen.

Zur Matura und dazu, was Matura ist, wurde vieles gesagt, aber Matura ist mit Sicherheit eines, nämlich der krönende Abschluss einer Schullaufbahn; und deswegen verdienen unsere Jugendlichen die Chance, zu zeigen, was sie über die Jahre gelernt haben.

Glauben Sie mir – jeder weiß das, jeder von uns hat selber maturiert, jeder hat Kinder, zum Teil noch in der Ausbildung stehend –, die Vorbereitung auf die Matura ist in Wahrheit ein jahrelanger Stress! Jeder, der einmal im Bildungssystem drinnen war, weiß, dass bereits spätestens ab der siebten Klasse AHS von der Matura gesprochen wird, so nach dem Motto: Schaut euch das an, das wird möglicherweise für die Matura von Bedeutung sein!

Das ist also ein Abschluss, der nicht nur für unsere Jugendlichen, sondern auch für das Umfeld, für die Eltern, ein durchaus entscheidender Abschnitt ist. Wenn Kollege Strolz hier von 43 000, 44 000 Maturanten und Maturantinnen gesprochen hat und wenn man das innerfamiliär hochrechnet, sind es 150 000 Personen, die pro Jahr mit den Maturanten mitzittern. Das ist wirklich viel.

Deswegen: Was sind wir unseren Schülerinnen und Schülern, unseren Maturantinnen und Maturanten wirklich schuldig? – Fairness! Was bedeutet Fairness? – Fairness bedeutet, dass die Maturanten im Zuge der Matura die Chance haben, die Aufgaben auch zu erfüllen.

Es kann also sicherlich nicht sein, dass, so wie jetzt bei dieser Mathematikmatura, im Nachhinein darüber geklagt wird, dass die Texte zu kompliziert waren, unverständlich waren. Die Mathematik muss etwas mit Mathematik zu tun haben, und wenn ich den Text nicht verstehe, dann ist das für mich schon sehr infrage zu stellen. Das ist nicht fair! Ich vermassle den Schülern einen positiven Abschluss, und das kann es wohl nicht sein.

Noch einmal: Man zittert, man arbeitet über Jahre auf diese Matura hin. Das ist der krö­nende Abschluss, nicht nur eine Studienberechtigung. Es ist ein gewaltiges Zeugnis, das man hat, und man soll auch die Chance haben, das mit der eigenen Leistung, so gut es geht, abzuschließen. Es kann nicht dem Zufall überlassen werden, ob ein Text gerade verstanden wird oder eben nicht verstanden wird. Darüber muss man sicherlich nachdenken. So gesehen, Herr Minister, Gratulation an Sie, dass Sie von Haus aus diesen Evaluierungsprozess, diese Analyse bereits in Auftrag gegeben haben! Es ist notwendig, darüber nachzudenken. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

Was wird allerdings immer bleiben? – Immer, wenn geprüft wird – das wird auch zu­künftig so sein –, gibt es bei den Noten eine Normalverteilung. Es wird Sehr gut geben, es wird aber auch Nicht genügend geben. Das ist die Natur der Sache, es ist so; damit werden wir leben müssen. Was nicht sein soll, ist, dass aus dieser Nor­malverteilung eine Verteilung wird, bei der die Fünfer überproportional werden, so wie jetzt in Mathe­matik: schriftlich 20 Prozent, fast jeder Fünfte hat Mathematik nicht positiv abschließen können. Dass das überwiegt, ist nicht normal, deswegen müssen wir darüber nach­denken.

Es wird aber immer auch Schüler geben, die in Mathematik oder in einem anderen Fach leider Gottes durchfallen. Deswegen ist es wichtig, dass es auch Kompen­sations­prüfungen gibt. Da bin ich schon auch der Meinung, dass es sinnvoll ist, diese Kom­pen­sationsprüfungen in der jeweiligen Schule durch den jeweiligen Lehrer abzuhalten. Die NEOS haben gemeint: keine Kompensationsprüfung, keine mündliche Prüfung, sondern eine weitere schriftliche Prüfung. Fakt ist: Es gibt Schüler und Schülerinnen, die eben im mündlichen Teil ihre Stärken haben. Auch das liegt in der Natur der Sache. Sie artikulieren sich vielleicht besser, das kommt vor; es kommt gar nicht so selten vor. Deswegen ist es auch fair, wenn neben einem schriftlichen Teil ein Teil mündlich abgeprüft wird und die Schülerinnen und Schüler die Chance haben, ihre Note im Zuge einer Kompensationsprüfung auszubessern. (Beifall bei der FPÖ.)

Es wurde seitens der NEOS angeregt, dass es nicht objektiv ist, wenn die Lehrer beurteilen. Fakt ist: Es beurteilt nicht nur der jeweilige Fachlehrer, sondern immer auch ein zweiter Lehrer. Diese Objektivität ist also sichergestellt, da kann nichts dane­bengehen. Speziell wenn Arbeiten negativ beurteilt werden, ist es verpflichtend, dass ein Fachkollege diese Arbeit auch anschaut. Also da wird die Objektivität sichergestellt.

Es wurde von euch kritisiert, dass die Stunden für die Vorbereitung nicht bezahlt wer­den. Ich halte fest: Es gibt die übliche Lehrverpflichtung, die weiterläuft. Die Stunden werden weiterbezahlt, also wird auch die Vorbereitung bezahlt. Also das sind alles Argumente, die durchaus ins Leere gehen.

Wir sind ergebnisoffen, und man kann durchaus darüber nachdenken, ob man tat­sächlich eine Teilmatura macht, mit einem Pflichtteil, in dem Grundkompetenzen öster­reichweit differenziert nach Schulsystem abgeprüft werden, und eben einer Kür, die je nach Schultyp vor Ort vorgegeben wird. Über so etwas können wir nachdenken, was wir auch sicherlich tun werden. Also das ist sicherlich ein positiver Anreiz.

Dann noch ein Wort zur Digitalisierung, weil Kollegin Griss so ausführlich darüber ge­sprochen hat und Kollege Strolz das auch in seinem Antrag angeregt hat: Grund­sätzlich gilt diesbezüglich, dass wir zukünftig überhaupt dynamische Lehrpläne brauchen, weil eben die Digitalisierung so rasch voranschreitet, dass wir gar nicht in der Lage sein werden, hinsichtlich der Lehrpläne immer mit diesem Tempo nachzuziehen. Wir wer­den einfach unsere Türen und Fenster noch weiter öffnen müssen, um die fortschrei­tende Digitalisierung natürlich auch in der Schule ankommen zu lassen. Das wird notwendig sein, in diese Richtung werden wir also sicherlich auch denken müssen.

Abschließend noch ein Wort zu dem SPÖ-Kollegen, der gemeint hat: Na ja, der Antrag, den wir heute hier und jetzt einbringen, das ist so ein No-na-net-Antrag. Herr Kollege Kovacevic, wenn man sich diesen Antrag anschaut, dann stellt man fest, dass da unglaublich viel drinsteht. Ich gehe einmal davon aus: Bitte lesen, bevor man so etwas kritisiert! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ich darf also den einen oder anderen Satz schnell noch einmal zitieren: „Der Nationalrat wolle beschließen: ‚Der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung wird ersucht, die Durchführung der Stan­dardisierten Reife- und Diplomprüfung einer Analyse zu unterziehen und gezielte Maßnahmen zu entwickeln, um die einer Matura innewohnenden Ziele‘“ – et cetera, et cetera – „der zentral vorgegebenen Prüfungsaufgaben sicherzustellen.“ – Also das ist wirklich konkret! (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

Das beschließen wir heute, das machen wir. Wir werden Schritt für Schritt auch die Matura dementsprechend positiv weiterentwickeln. Ich bedanke mich bereits jetzt für die möglichst breite Zustimmung und für das Thema, das Sie, Kollege Strolz, vorge­geben haben. – Danke schön. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

16.55

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Abgeordneter Rosenberger ist zu Wort ge­mel­det. – Bitte.