20.35

Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Ho­hes Haus! Sehr geehrter Herr Professor Noll! Ich kann Ihr Motiv durchaus verstehen. Ich denke, diesen Antrag kann man in gewisser Hinsicht als eine Art Betroffenheits­antrag formulieren. Er ist also mehr oder weniger dem derzeitigen Zustand der Senate zuzuschreiben, weshalb Sie sagen, jetzt müsste man diesen Antrag einbringen. Das ist irgendwie eine Anlassgesetzgebung, die vielleicht nicht gerade das Klügste ist, wenn man außerdem noch bedenkt, dass die Universitäten vom Staate bezahlt werden und der Staat ein Interesse daran hat, dass die Universitäten funktionieren, dass die Uni­versitäten selbstverständlich einen guten Ruf haben, dass sie eine gute Ausbildung für die Studenten – männlich/weiblich, Frau Kollegin Kuntzl – durchführen, und dass der Staat auch dafür sorgt, dass die Zukunft des Landes prosperierend ist. Der Staat hat daher ein großes Interesse, die Universitätsräte, die er bestellen kann, mit Verantwor­tung zu bestellen. Das ist auch tatsächlich durchgeführt worden, und das kann man der Regierung nicht vorhalten.

Dass es so ist, dass diese vielleicht nicht Ihrem philosophischen Bild entsprechen, das kann ich nachvollziehen, aber das ist einfach nicht Grund genug. Es ist sogar schlecht, weil die Ausgewogenheit der beiden Player, der Universität und des Staates, dadurch auch gestört wird, das wurde bereits erörtert.

Ein bisschen kurios finde ich sozusagen auch den vorgeschobenen Grund, dem Ruf der Universitäten wäre geschadet. Sie können mir glauben, Herr Kollege Noll, der Ruf der Universitäten hängt im Wesentlichen von der Qualität der dort agierenden profes­sores und studentes ab, und die ist sehr gut in gewissen, in sehr vielen Instituten, sehr, sehr gut. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Ich denke nur an die Physik in Innsbruck, ich denke an die Medizinische Universität in Wien, ich denke an die Mathematik an der Universität Wien, ich denke an die groß­artigen technischen Fächer in Graz, in Leoben und auch in Wien, und das sind nur eini­ge Beispiele von vielen, die Zahl der guten Universitätsinstitute ist Legion. Damit kön­nen wir durchaus zufrieden sein. Darauf ruht der Ruf der Universitäten.

Aber ich weiß schon, was dahinter steckt. Dahinter steckt eigentlich in gewisser Hin­sicht eine gewisse Angst von Ihrer Seite, die durchaus auch berechtigt ist; nämlich die Angst, dass die einstige Philosophie, die es einmal gegeben hat, wie Universität, ja wie Gesellschaft aussehen sollte, dass diese Philosophie – in ihren Widersprüchen schon längst zerbrochen – jetzt einfach erstarrt und man nur einen gewissen Moralismus übrig hat, den man noch predigt, ein gewisses, nur korrektes Dasein, das man führt, ei­nen gewissen Dogmatismus, an dem man sich noch festhalten mag. Das gibt es bei verschiedenen dieser Systeme, darauf führt das hinaus.

Da Sie, Herr Noll, wie ich finde – ich darf es Ihnen unterstellen –, ein brillanter Meister des Zynismus sind, wissen Sie die Klaviatur der Tartüfferie möglichst gut zu bedienen, aber ich darf Ihnen versprechen, dass dieser schon längst zu Essig gebrochene Wein der Spätachtundsechziger den Universitäten nicht schmecken wird. (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP sowie Beifall bei Abgeordneten der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Scherak.)

20.39

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Niss. – Bitte.