17.16

Abgeordnete Dr. Irmgard Griss (NEOS): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Frau Staatssekretärin! Meine Damen und Herren! Um den Abschiedsschmerz des Herrn Kollegen Lugar ein bisschen zu mildern, werde ich Matthias Strolz zitieren (beide Arme seitlich in die Höhe hebend): Jedem Kind die Flügel heben. (Beifall bei den NEOS.) Das gilt nach wie vor, und deshalb haben wir das heute auch zum Thema gemacht.

Beginnen möchte ich aber mit etwas anderem: 2012/2013 hat der neuseeländische, in Australien lehrende Bildungswissenschaftler John Hattie eine ganz große Studie ver­öffentlicht: 800 Metastudien, 50 000 Einzelanalysen, die Daten von 250 Millionen Schü­lern wurden ausgewertet. Man wollte herausfinden, was guten Unterricht ausmacht. Das Ergebnis war – nicht weiter überraschend, wenn wir selber über unsere Bildungs­biografie und Schulbiografie nachdenken –: Die Lehrer sind es, auf die Lehrer kommt es an. Je besser die Lehrer sind, desto besser ist der Unterricht, desto mehr lernen die Kinder.

Daher glaube ich, dass drei Maßnahmen ganz entscheidend sind. Die erste Maßnah­me ist: Wir müssen alles dafür tun, damit die Besten, die am besten dafür geeignet sind, Lehrer werden (Ruf bei der ÖVP: Das tun wir ja!), und wir müssen sicherstellen, dass sie für diese große Verantwortung, die sie als Lehrer und Lehrerinnen überneh­men, bestens ausgebildet werden.

Ich habe mich sehr gefreut, Herr Bundesminister, als Sie gesagt haben, es gibt ein Assessmentverfahren, man macht etwas, man schaut sich das an. Ich habe das bei Gericht erlebt, da sind verschiedene Verfahren ausgetestet worden. Es gibt immer Grenzen, man kann in keinen Menschen hineinschauen, die Menschen verändern sich auch im Laufe ihres Lebens, aber man hat schon eine gewisse Gewähr, dass man die Richtigen findet.

Um ein guter Lehrer, eine gute Lehrerin zu sein, muss man Kinder mögen, man muss Menschen mögen, man muss offen sein, man muss auf andere zugehen und man muss diese Aufgabe wirklich voll annehmen und sich einsetzen, und man braucht eine gute Ausbildung.

Heute werden an die Menschen ganz andere Anforderungen gestellt als noch zu der Zeit, als ich in die Schule gegangen bin. Menschen müssen flexibel sein, sie müssen sich auf verschiedene Situationen einstellen können. Ich habe mein ganzes Leben lang als Juristin gearbeitet. In Zukunft werden Menschen verschiedene Beschäftigungen haben, sie werden lernen müssen, wie man Probleme am besten erkennt und löst. Ich habe vor Kurzem im Radio einen sehr guten Vortrag von einem Forscher – der kom­plexe Systeme erforscht gehört, und der hat gesagt: Jedes Kind muss bei uns pro­grammieren lernen. Natürlich werden nicht alle IT-Programmierfachleute werden, aber zumindest die Grundbegriffe sollten sie können. – Also Auswahl und Ausbildung sind wichtig.

Das Zweite erfahre ich immer von Lehrern, wenn ich mit ihnen spreche: Sie brauchen ein Unterstützungsnetz, Schulpsychologen, Schulsozialarbeiter, eine Anlaufstelle, an die sie sich wenden können, wenn sie mit den Kindern nicht so zurechtkommen, wie sie sollen. Da sagen sie: Ich möchte eine Stelle haben, ich möchte wo anrufen und sagen können, es soll jemand kommen, der mir dann sagt, wie ich am besten mit die­sem Problem umgehe.

Das Dritte, was notwendig ist, ist, so glaube ich, fast das Wichtigste, weil jedenfalls das Erste – dass es die Besten werden – davon abhängt: Wir alle – die Gesellschaft – müs­sen den Lehrberuf wertschätzen, müssen erkennen, dass da die Zukunft gestaltet wird. Beate Meinl-Reisinger hat es am Beginn gesagt: Das Wichtigste, das Wertvollste, das wir haben, vertrauen wir diesen Menschen an. In ihre Hände legen wir die Zukunft un­serer Kinder, damit die Zukunft unserer Gesellschaft.

Ich stünde heute nicht hier und hätte nicht das Glück gehabt, als Richterin arbeiten zu können, hätte ich in der Hauptschule nicht so gute LehrerInnen gehabt. (Beifall bei den NEOS sowie der Abg. Zadić.) Ich bin ihnen ewig dankbar. Daher ist das so wichtig, dass wir das wirklich schätzen, damit die Besten sich dazu bereitfinden, diese schöne, verantwortungsvolle, wichtige Aufgabe zu übernehmen.

Ich kann Ihnen, Herr Bundesminister, nur alles Gute wünschen, dass es Ihnen gelingt, Ihre guten Vorstellungen evidenzbasiert umzusetzen. Danke. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten von JETZT.)

17.21

Präsidentin Doris Bures: Zur Dringlichen Anfrage ist nun niemand mehr zu Wort ge­meldet. Die Debatte ist geschlossen.