21.12

Abgeordnete Martina Diesner-Wais (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren im Nationalrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Das Thema Wolf ist ein Thema, das uns in ganz Österreich, aber auch besonders in meiner Heimat, im Waldviertel, sehr beschäftigt. Wir diskutieren emotional und kontrovers über das Thema und wir sehen, dass es eine wachsende Population in unseren Nachbarländern gibt, aber nicht nur da, sondern auch bei uns in Österreich. Die Land- und Forstwirt­schaft hat ihre Ängste und ihre Sorgen, aber auch viele Menschen im Waldviertel haben dahin gehend schon Sorge.

Wenn wir uns jetzt die Zahlen vor Augen führen, so haben wir in ganz Europa über 30 000 Wölfe und in der Europäischen Union schon bis zu 20 000. Die Wolfspopulation ist im Steigen, in gewissen Teilen um 30 Prozent im Jahr. Gerade in Österreich ist ein Konflikt in besiedelten Gebieten vorhanden. Wenn ich nur den Sommer 2018 betrachte, so haben wir in Gebieten des Waldviertels in einer Woche über 20 Schafrisse gehabt, und diese sind in der Nähe von Häusern und Siedlungen passiert. Daher ist die Angst natürlich sehr groß.

Wenn wir von den Experten hören, dass Handlungsbedarf da ist, dann möchte ich mich auch noch einmal für das Hearing bedanken. Es war sehr interessant, den Leiter des Instituts für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Boku, Klaus Hackländer, bei uns zu haben. Er selbst hat davon gesprochen, dass wir momentan rund 20 bis 25 Wölfe in Österreich haben, die sich in den nächsten Jahren auf bis zu 500 ausweiten werden.

Österreich ist mehr oder weniger ein Land, das sehr viele Nahrungsquellen hat und in dem der natürliche Feind, der Mensch, in dem Sinn fehlt, und daher sind Probleme für die Landwirtschaft, besonders für die Weidehaltung, gegeben. Wir alle wollen biolo­gische, tiergerechte Haltung, und damit muss das Tier auch auf die Weide oder in den Auslauf, und damit entsteht die Problematik. Die Problematik entsteht aber auch dann, wenn es gerissene Schafe und andere Tiere gibt, wodurch auch sehr viel Tierleid entsteht und nicht nur wirtschaftlicher Schaden beim Besitzer.

Daher, glaube ich, ist es für die Zukunft wichtig, dass man die Wolfspopulation mana­gen und auch gezielt jagen kann. Dazu wäre eine Änderung der FFH-Richtlinie not­wendig, bei der der Wolf derzeit im Anhang IV zu finden ist, wodurch die Regulierung der Bestände nicht möglich ist. Wenn der Wolf in Anhang V kommen würde, was auch in anderen Ländern Europas so ist – etwa in Spanien –, so wäre er ein wichtiges Element. Da er aber nicht mehr vom Aussterben bedroht ist, könnte auch eine Ent­nahme erfolgen. Somit wäre auch eine Scheu da und das Verhalten würde sich än­dern.

Ich bin der Meinung, es ist wichtig, dass wir über dieses Thema sachlich reden, denn die Bevölkerung hat Angst, und auch die Land- und Forstwirtschaft hat Nachteile.

Wenn ich nur ein Beispiel aus meiner Umgebung bringen darf: Johannes Prinz, ein Schafzüchter, hat in einer Woche drei Besuche eines Wolfs gehabt. Zehn Schafe wurden da gerissen, und das war 100 Meter vom Wohnhaus entfernt. Er hat natürlich große Angst um seine Enkelkinder, die dort wohnen. Ich frage Sie: Wer würde an seiner Stelle keine Angst haben?

Wir haben mit dem Wolfsmonitoring auch festgestellt, dass schon viele Wölfe in die Nähe von Bushaltestellen kommen, und da haben die Eltern natürlich auch große Angst, wenn sie ihre Kinder frühmorgens dorthin schicken. (Zwischenruf des Abg. Keck.)

Daher ist die Weidewirtschaft in der jetzigen Form mit dem Wolf nicht kompatibel. Wir brauchen Sicherheit für die Bevölkerung und natürlich die Möglichkeit, dass auch weiterhin Weidewirtschaft und Tierhaltung in dieser Art stattfinden können. In Nieder­österreich haben wir ja schon einen Schritt in diese Richtung gemacht, aber es gehört noch mehr getan. Wir brauchen eine wildökologische Raumplanung und wolffreie Zonen. Das Zentrum, das jetzt entsteht, kann einen großen Beitrag dazu leisten, und ich freue mich ganz besonders, dass diese Petition den Weg auch in den Fachaus­schuss, in den Landwirtschaftsausschuss, gefunden hat, in dem wir wirklich disku­tie­ren, wie wir in Zukunft damit umgehen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der FPÖ.)

21.17

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Erasim. – Bitte.