18.26

Abgeordneter Franz Hörl (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Frau Bun­desminister! Hohes Haus! Warum die Aufregung? – Ich weiß, der Wolf, ein imposantes Tier, Frau Hammerschmid, ist eigentlich harmlos für den Menschen, weil er nicht in sein Beutespektrum passt; ein Kuscheltier, ein liebes Tier – nur: das spielt es so nicht. (Abg. Jarolim: Der Wolf ist nicht so gefährlich wie die Seilbahn!)

Ich bin auch einigermaßen empört – ich habe auch eine Landwirtschaft, bin Schaf­bauer –, dass man hier einen Unterschied zwischen Nutztieren, die man quasi reißen kann, bei lebendigem Leib das Gedärm herausholen kann, und anderen Tieren, die wir wieder ansiedeln, macht.

Ein Wolf ist, nehmen Sie das bitte zur Kenntnis, zwischen 50 und 70 Kilo schwer, ge­ballte Muskelmasse, ein Gebiss zum Töten, ein intelligentes, lern- und anpassungs­fähiges Raubtier (Zwischenruf der Abg. Greiner); das ist ein Wolf. Sie sagen, es hat keine Toten gegeben: Es gab in den letzten Jahrhunderten (weitere Zwischenrufe bei der SPÖ) in Europa viele Tote, mit der Ausrottung des Wolfs ging die Zahl natürlich zurück, aber es gab im letzten Jahrhundert, das ist ja noch nicht so lange her, immer­hin über 270 Attacken und 22 Tote; in der letzten Hälfte des vergangenen Jahrhun­derts, 1950 bis 2000 (Zwischenruf des Abg. Keck), gab es noch neun Tote. – Nehmen Sie das einfach zur Kenntnis!

90 Prozent der Opfer des gesunden Wolfs sind Personen unter 18 Jahren, meist Kin­der und Frauen. Der Wolf ist intelligent und sucht sich als Beute natürlich die leichtesten Opfer; eine Britin wurde in Griechenland vom Wolf gerissen.

Die Zahl der Wölfe nimmt in Europa zu, das ist schon gesagt worden; 30 Prozent beträgt der Zuwachs. Shaun Ellis, ein britischer Wolfsforscher, der unter Wölfen gelebt hat, sagt, dass der Wolf den Menschen nicht mehr als Raubtier wahrnimmt, weil der Mensch aufgrund der modernen Ernährung – oft vegetarisch, vegan auch schon – anders riecht. Beim Anblick eines Wolfs hat der Mensch große Furcht und es kommt zu Schweißausbrüchen (Heiterkeit bei den NEOS), erhöhtem Herzschlag und so weiter. Das alles führt dazu, dass der Wolf uns nicht mehr als gefährlich sieht, und deshalb ist der beste Schutz für diese wilde Raubtierart, sie wild zu halten; dazu gehört auch die Bejagung und Entfernung von Tieren, die sich der Zivilisation nähern.

Es gibt ja die Stellungnahme des schwedischen Generalanwalts beim EuGH, in der dieser feststellt, dass man Wölfe auch entnehmen kann, wenn der Schutzzweck er­reicht wird. Wenn wir in Österreich so lange warten, bis der Schutzzweck erreicht wird, dann werden wir feststellen, dass die Almwirtschaft, so wie wir sie haben, die Land­wirtschaft, so wie wir sie betreiben, und auch der Tourismus und die Bergwanderungen bei Weitem nicht mehr funktionieren können.

Heute wurden die Herdenschutzhunde schon angesprochen, Kollege Hauser hat das ja ganz gut ausgeführt. Das sind Hunde der Rassen Kangal und Maremmano, also schwere Hunde, die man bei den Schafen aufwachsen lässt, damit sie glauben, die Schafe sind ihre Brüder und Schwestern. Da bin ich neugierig, was passiert, wenn diese Hunde bei den Schafen sind und auf diese aufpassen und die erste Münchnerin mit einem Dackel in den unter Herdenschutz stehenden Wald hineingeht, der Her­denschutzhund den Dackel reißt (Abg. Riemer: Genau! Ja!) und sie schreiend mit der Leine ohne Hund wieder herauskommt. (Heiterkeit und Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Ich glaube nicht, dass das ein parteipolitisches Thema ist. Ich glaube auch, die Leute in der Stadt sollen einfach einmal kapieren, dass das ein gefährliches Raubtier ist, ein faszinierendes Tier, groß und stark. Ich denke (Zwischenruf des Abg. Jarolim), wir müssen uns von vornherein entscheiden: Wollen wir die Landwirtschaft, so wie wir sie haben, mit den Almen – in Tirol über 2 800 gemischte Almen –, wollen wir das? Oder wollen wir ein Kuscheltier (Zwischenruf des Abg. Keck), das dann irgendwann einmal auch Menschen anfällt? – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ. – Abg. Wittmann: Übrigens: Das Rotkäppchen hat er auch gefressen!)

18.30

Präsidentin Doris Bures: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Philip Kucher. – Bitte.