18.33

Abgeordneter Ing. Mag. Volker Reifenberger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Hohes Haus! Wer hat Angst vorm bösen Wolf? (Zwischenrufe bei der SPÖ. – Ruf: Die Regierung!) Diese Frage stellt sich nicht erst seit dem berühmten Märchen der Gebrüder Grimm, „Der Wolf und die sieben Geißlein“.

Vorab möchte ich aber eines klarstellen, um Verwechslungen zu vermeiden: Ich spreche nicht vom bösen Wolf, der mit seinem zahnlosen Mundwerk die heimischen Gebüh­renzahler aus dem „ZIB 2“-Studio heraus mit seiner persönlichen politischen Meinung zwangsbeglückt – obwohl eine Petition für einen Wolf-freien ORF durchaus einen gewissen Charme hätte, das gebe ich zu.

Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter, ich mache Sie darauf aufmerksam, dass wir uns in der Präsidialkonferenz darauf geeinigt haben, dass wir bei Namen keine Verunglimpfungen und auch keine Vergleiche verwenden, so wie Sie es getan haben – auch wenn er sich mit einem Tiernamen deckt. Wir haben uns darauf geeinigt, das hier nicht zu tun. – Bitte.

Abgeordneter Ing. Mag. Volker Reifenberger (fortsetzend): Nehme ich zur Kenntnis!

Als Salzburger liegt mir die Petition für ein wolfsfreies Salzburg besonders am Herzen. Sehr geschätzte Damen und Herren, die Wiederansiedlung des Wolfes hat in Wahrheit fast einen Kulturkampf in unseren Breiten ausgelöst, einen Kulturkampf zwischen jenen auf der einen Seite, die den Wolf als Kuscheltier verniedlichen, und jenen auf der anderen Seite, die den Isegrim als grausame Bestie darstellen. Die Wahrheit liegt in der Mitte.

Auch wenn die Medien Wild- und Raubtiere – und da im Speziellen den Wolf – gerne mit großen Kulleraugen dargestellt verniedlichen, sind sie und bleiben sie im Vergleich zum domestizierten Hund eines – und das sage ich ganz unemotional und objektiv –: ein Raubtier. Und ein Raubtier dieser Art und Größe ist nun einmal potenziell gefährlich und unberechenbar.

Die Weidehaltung von unseren Nutztieren lässt in unserer dicht besiedelten Kultur­landschaft keinen Platz für einen Räuber wie den Wolf. Der Wolf kann mangels eines natürlichen Feindes mit einer Reproduktionsrate von circa 30 Prozent im Jahr auf­warten und die Gefahr von Rudelbildungen ist gegeben. Eine flächendeckende Siche­rung unserer Weideflächen ist nicht nur unwirtschaftlich, sondern auch technisch gar nicht möglich. Weder Elektrozäune noch Hütehunde stellen einen verlässlichen Schutz unserer Herden dar.

Mitnichten bleibt der Wolf dort, wo er hingehört, nämlich in unbesiedelten, bewaldeten Gebieten. Vielmehr kommt es – und in Nachbarländern kann man das schon viel stär­ker beobachten – auch zu Sichtungen in der Nähe von Siedlungsgebieten und somit zwangsläufig auch in der Nähe von Kindergärten und Schulen.

Der Wolf hat natürlich in Europa seinen Platz, das stelle ich gar nicht in Abrede, aber in einer kleinräumigen Siedlungsstruktur wie in Österreich ist der Wolf ein Problem. Mit der wachsenden Anzahl der Wölfe in Österreich steigen auch die Verluste in der heimi­schen Landwirtschaft. Nur ein Beispiel: In Salzburg hat ein durchschnittlicher Schaf­bauer eine kleine Herde von 15 bis 20 Schafen. Jeder Riss bei so einer kleinen Herde stellt ein Problem für den betroffenen Bauern dar. Bei mehreren Rissen helfen auch Entschädigungen finanzieller Natur nicht mehr. Viele Landwirte überlegen daher bereits, die Almwirtschaft aufzugeben. Das würde einen enormen Schaden für die alpine Kulturlandschaft auf der einen Seite, aber auch für die heimische Touris­mus­wirtschaft auf der anderen Seite darstellen.

Deswegen unterstützen wir die vorliegenden Petitionen. Verhindern wir Schlimmeres und setzen wir uns gemeinsam gegen eine Wiederansiedlung des Wolfes in unseren heimischen Gebieten ein! Schaffen wir eine Gesetzeslage, die es uns ermöglicht, Problemwölfe rasch zu entnehmen und eine Rudelbildung zu verhindern! (Beifall bei Abgeordneten von FPÖ und ÖVP.)

Wir als rechtschaffene Bürger wollen nicht die Lösungsvariante des Salzburger Lan­des­hauptmanns Dr. Wilfried Haslauer, der bei einer Diskussionsveranstaltung – ich hoffe, ironisch – gesagt hat, ich zitiere ihn hier: Das Wolfsproblem löst man mit vier S: erstens sehen, zweitens schießen, drittens schaufeln und viertens schweigen. – Zitat­ende. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

18.37

Präsidentin Doris Bures: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Franz Leonhard Eßl. – Bitte.