15.44

Abgeordneter Maximilian Köllner, MA (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Mi­nister! Hohes Haus! Geschätzte Zuschauerinnen und Zuschauer zu Hause! Ich denke, wir sind uns einig, wenn ich sage, Sport ist die sinnvollste Form der Freizeitbeschäfti­gung. Unzählige Studien beweisen, dass durch Sport nicht nur das Immunsystem ge­stärkt, sondern auch das Gesundheitssystem entlastet wird. Wir müssen daher im Zu­ge dieser Gesundheitsdebatte auch den Sport thematisieren, denn während andere Bereiche des Lebens in Zeiten wie diesen Unterstützung erhalten oder bereits erhalten haben, wird der Sport nach wie vor sträflich vernachlässigt.

Seit Beginn der Einschränkungen durch die Coronakrise gibt es Hilferufe aus dem Sportbereich. Täglich melden sich bei mir verzweifelte Funktionäre, Sportler und Sport­stättenbetreiber und fragen, warum sie von der Bundesregierung links liegen gelassen werden.

Unverständlich ist auch, warum für die Schüler Unterricht indoor möglich sein soll, Sport und Bewegung outdoor aber nicht. Seit Wochen gibt es Unklarheit, die Men­schen tappen im Dunkeln und wissen nicht wirklich, wie es weitergeht. Was alle Sport­begeisterten brauchen, das sind sofortige und konkrete Lösungen, was die Öffnung von Sportstätten und die Ausübung der Sportarten betrifft. (Beifall bei der SPÖ.) Was sie aber definitiv nicht brauchen können, sind Pressekonferenzen und Auftritte des Sportministers wie zum Beispiel zuletzt in „Sport am Sonntag“, bei denen die Verant­wortung zu seinem Parteikollegen Gesundheitsminister Anschober geschoben wird und mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben werden.

Wenn Sie, liebe Minister, einfach so halbherzig weitertun wie bisher, lassen Sie 15 000 Sportvereine, 2,1 Millionen Mitglieder, 570 000 Funktionärinnen und Funktionä­re ebenso im Stich wie Tausende Betreiber von Sportstätten, Fitness- und Yogastu­dios! (Beifall bei der SPÖ.)

Die Uhr tickt, es ist fünf nach zwölf. Ich war selbst 20 Jahre lang Mitglied des Fußball­klubs in meiner Heimatgemeinde, und auch, wenn es für eine Profikarriere leider nicht gereicht hat, erinnere ich mich gerne an die schönen Momente, zum Beispiel beim Feiern eines Meistertitels. Natürlich gibt es in Sportvereinen aber nicht nur rosige Zeiten, beispielsweise wenn die wirtschaftliche Situation die ehrenamtlichen Funk­tionäre vor große Herausforderungen stellt, weil man privat für die Verbindlichkeiten des Vereins haftet. Ganz aktuell bereitet die Coronakrise den Sportvereinen Kopfzer­brechen. Aufgrund der Beschränkungen und der Absage von Veranstaltungen kämpfen sie mit großen Einnahmenverlusten; Eintrittsgelder, Kantineneinnahmen, Mitgliedsbei­träge und Sponsorings bleiben aus, während Fixkosten, Betriebskosten und Personal­kosten bestehen bleiben.

Fakt ist, dass bereits ein erheblicher Schaden entstanden ist. Es braucht daher eine sofortige finanzielle Ersthilfe für die Sportvereine, um ihnen wieder auf die Beine zu helfen. Wenn die großen Erfolge errungen werden, sind sicher auch die Mitglieder der Bundesregierung – die meisten sind jetzt nicht da – nicht weit, um den Sportlerinnen und Sportlern auf die Schultern zu klopfen und im Scheinwerferlicht der Medien mitzu­baden.

Die Sportvereine haben eine enorme Bedeutung für unsere Gesellschaft, also Schluss mit den Lippenbekenntnissen und Ankündigungen! Unterstützen Sie die Vereine aktiv, sonst drohen Wiener Derbys zwischen Rapid und Austria genauso der Vergangenheit anzugehören wie das Unterhausderby zwischen Illmitz und Apetlon!

Ich bringe daher folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Ret­tungsschirm für den Sport!“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die zuständigen Mitglieder der Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, wird aufgefordert dafür Sorge zu tragen, dass

- den österreichischen Sportvereinen als sofortige Ersthilfe mindestens 100 Mio. Euro zur Bewältigung der Ausfälle durch die Corona-Krise zur Verfügung gestellt werden,

- Schulkinder im Rahmen der Wiederaufnahme des Schulunterrichts (z.B. im Freien) Bewegung und Sport ausüben können,

- endlich klare gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, wann und unter welchen Bedingungen sportliche Aktivitäten in geschlossenen Räumen sowie im Freien wieder möglich sind.“

*****

Es lebe der Sport! (Beifall bei der SPÖ.)

15.48

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Maximilian Köllner, MA

Genossinnen und Genossen

betreffend Rettungsschirm für den Sport!

eingebracht im Zuge der Debatte zu Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 422/A(E) der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend österreichweit einheitlicher Masterplan zum Hochfahren des Gesundheitssystems (133 d.B.)

Die Sportvereine in Österreich leisten einen wesentlichen Beitrag für den gesellschaftli­chen Zusammenhalt und die Gesundheit der Menschen. Durch die behördliche Schlie­ßung von Sportstätten am 16. März und den damit verbundenen Absagen von Veran­staltungen und Wettbewerben, kommt es zu weitreichenden Ausfällen von Sponsorings und Einnahmen, bei gleichzeitigem Bestehen von Betriebskosten, Fixkosten und Per­sonalkosten. Aufgrund dessen zittern rund 15.000 Sportvereine mit mehr als 2,1 Mil­lionen Mitgliedern um ihre Existenz. Die Einschränkungen treffen alle Sportvereine; vom Breiten-, über den Amateur- bis hin zum Spitzensport, sowie auch Betreiber von Fitness- und Yogastudios und weiteren Sportstätten.

Der Sport ist nicht nur für eine gesunde und integrative Gesellschaft wichtig, sondern auch ein enormer Wirtschaftsfaktor in Österreich, der in Zukunft nicht gefährdet werden darf. Nach einer Studie der SportsEconAustria beträgt die Bruttowertschöpfung des ös­terreichischen Sports im engeren Sinn € 5,6 Mrd. – das sind 2,55 % der gesamt öster­reichischen Bruttowertschöpfung. Im EU-weiten Vergleich liegt Österreich in der Sport­wirtschaft, gemessen am Anteil zum BIP oder der Beschäftigung, weit voran. 3,02 % der österreichischen Erwerbstätigen sind im Sportbereich im engeren Sinn beschäftigt.

Im weiteren Sinn beschäftigt der Sport sogar 333.000 Menschen (8,72 %), die 570.000 eh­renamtlichen FunktionärInnen und MitarbeiterInnen, ohne die dieser Sektor nicht funk­tionieren würde, nicht mit eingerechnet. Während etwa in der Schweiz den Verbänden und Vereinen im Sport sofort 100 Mio. Franken Ersthilfe (in etwa 95 Mio. Euro) zuge­sprochen wurde, wurden die österreichischen Sportvereine in den bisherigen Corona-Unterstützungsmaßnahmen – trotz mehrmaliger Ankündigungen – überhaupt noch nicht finanziell bedacht.

Neben der finanziellen Hilfe für Österreichs Sportvereine, fehlt es aber insbesondere auch an klaren Regelungen die Wiederaufnahme des Schulsports betreffend, aber auch an klaren gesetzlichen Rahmenbedingen, wann und unter welchen gesundheits­politischen Bedingungen Sport in geschlossenen Räumen als auch im Freien wieder ausgeübt werden kann, bzw. Sportstätten, insbesondere die ca. 1.300 Fitness- und Yo­gastudios wieder betreten werden dürfen.

Die mehr als 1.300 gewerblichen Fitnessbetriebe in Österreich setzen im Schnitt im Jahr 600 Mio. Euro um und beschäftigten rund 8.000 Personen. Dazu kommen noch gut 2.700 selbstständige Fitnesstrainer und Trainerinnen, die von dieser Branche ab­hängig sind, sowie MasseurInnen, Physiotherapeutlnnen und andere Personen im Ge­sundheitsbereich. Hierbei geht es nicht nur um das wirtschaftliche Überleben der Be­triebe, sondern auch um Arbeitsplätze und die Gesundheit der Bevölkerung.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachfolgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die zuständigen Mitglieder der Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, wird aufgefordert dafür Sorge zu tragen, dass

-           den österreichischen Sportvereinen als sofortige Ersthilfe mindestens 100 Mio. Euro zur Bewältigung der Ausfälle durch die Corona-Krise zur Verfügung ge­stellt werden,

-           Schulkinder im Rahmen der Wiederaufnahme des Schulunterrichts (z.B. im Freien) Bewegung und Sport ausüben können,

-           endlich klare gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, wann und unter welchen Bedingungen sportliche Aktivitäten in geschlossenen Räumen sowie im Freien wieder möglich sind.“

*****

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Smolle. – Bitte.