11.24

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich möchte etwas zum Gastropaket, zu der Hilfe für die Gastronomie sagen, aber vorweg möchte ich bitte klarstellen, dass unser Staat kein Unternehmen ist. – Das ist absurd! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Zurück zur Gastronomie: In den letzten Wochen haben wir gemerkt, wie sehr uns unser Lieblingslokal, unser Lieblingscafé fehlt. Ich glaube, wir sind alle froh, dass wir wieder mit unseren Familien, mit unseren Freunden im Café sitzen können. Da geht es nicht darum, dass der Kaffee so gut ist oder dass das Essen so gut ist, sondern unsere Restaurants, unsere Gasthäuser, unsere Bars, unsere Kaffeehäuser sind Orte, wo wir Leute treffen, wo wir Leute kennenlernen, es sind Orte des Zusammenkommens. Egal, wie klein das Dorf ist oder egal, wie groß die Stadt ist, ohne sie würde ein wichtiger Teil im sozialen Gefüge fehlen, der nicht ersetzt werden kann. Wenn man ein Gasthaus aus einem Dorf oder einer Straße wegnimmt, dann nimmt man diesem Dorf, diesem Viertel ein Stück Gemeinschaft und auch ein Stück vom Stadt- und Gemeindebild. Stellen Sie sich unsere Dörfer, unsere Städte ohne die Lokale vor!

Wir alle kennen die traurigen Bilder von leer stehenden Lokalen, die davor mit Leben gefüllt waren. Unsere Gastronomie ist eben mehr als nur ein Lokal. Unsere Gastronomie ist noch viel mehr: Sie ist Arbeitgeberin, sozialer Raum und auch regionale Infrastruktur. Der Bregenzerwälder Bergkäse im Gasthaus, der Tiroler Zirbenschnaps, das Wiener Schnitzel im Restaurant, im Wiener Beisel: Da hängen so viele Bauern, Bäcker, regio­nale Lieferketten dran, das können wir nicht wegdenken. Ein Lokal ist so viel mehr.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass der Job in der Gastronomie kein einfacher ist: der Dauerstress, den man hat, die Arbeitszeiten, die Arbeitsstunden, der ständige Kontakt mit den Menschen (Abg. Loacker: Was hat das jetzt mit dem Budget zu tun?); und trotz­dem stehen hinter der Gastronomie, hinter den Lokalen Menschen mit großem Gestal­tungswillen, mit einer großer Portion Mut und mit Herzblut und Leidenschaft, die für uns die Türen öffnen.

Derzeit sind viele Gastronomen besorgt und blicken mit wenig Zuversicht in die Zukunft. Die genannten Maßnahmen, wie die im Gastropaket festgeschriebene Steuersenkung, die Fixkostenzuschüsse und auch die Verlängerung der Kurzarbeit sind erste Schritte, aber wir dürfen nicht vergessen, dass die Entwicklung des Landgasthaussterbens nicht erst mit der Covid-Krise angefangen hat, sondern dass das davor schon ein Thema war. Darum haben wir auch das Maßnahmenpaket gegen Gasthaussterben reinverhandelt, und das wird gerade nach der Covid-Krise besonders wichtig.

Was wir brauchen, sind Konjunkturmaßnahmen, die besonders diese kleinteilige Wirt­schaft mit oft familiär geführten Betrieben mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit und Ent­wicklung bestmöglich unterstützen und die für Fairness sorgen, denn mit jedem Lokal, das zusperren muss, verlieren wir Charme und Lebensqualität. Jedes Lokal, das zu­sperrt, ist ein Lokal zu viel. – Danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Leicht­fried: Da hätte jetzt die ÖVP besser zuhören sollen!)

11.28

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Erwin Angerer. – Bitte.