14.46

Abgeordneter Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Wenn eine Politikerin oder ein Politiker ihre beziehungsweise seine Anliegen umsetzen will, ist es sehr hilfreich, wenn große Teile der Bevölkerung hinter dem Anliegen stehen. Da stehen Umweltpolitiker vor einer be­sonderen Herausforderung, denn Ökosysteme sind sehr komplex. Klimaschutzfragen, Naturschutzfragen sind nicht einfach darzustellen. Das macht es schwierig. Wie nimmt man die Menschen mit? Wie begeistert man die Menschen für seine Anliegen, sodass man sie dann auch umsetzen kann?

Gerade bei der Frage der Biodiversität wird das ganz klar, denn Biodiversität ist mehr als Artenvielfalt, Biodiversität ist viel komplexer. Es geht um die genetische Vielfalt und auch um die Anzahl der Ökosysteme, angefangen bei den Mooren bis hin zu anderen Lebensräumen, das heißt, es ist sehr umfassend. Die große Herausforderung, die man als Umweltpolitiker, Umweltpolitikerin in der heutigen Zeit der medialen Vereinfachung hat, ist, so zu simplifizieren, dass man seine Anliegen umsetzen kann. Dann geht dabei vieles verloren.

Ich sage das deswegen, weil die Biodiversitätsdebatten bisher so geführt wurden: Die Bauern – ich vereinfache hier – sind schuld, dass es weniger Insekten gibt. – Das ist falsch. Daher hat man in der Landwirtschaft den Reflex einer Kontrastellung, nämlich dass man dagegen Stellung bezieht, was voll verständlich ist.

Ich habe es daher bei der letzten Umweltausschusssitzung wirklich als sehr erfrischend empfunden, dass wir begonnen haben, das Thema Biodiversität und den Schutz der Artenvielfalt viel breiter zu diskutieren. Frau Kollegin Rössler, Sie haben den Anfang gemacht, Sie haben dieses Thema mit sehr viel Empathie und sehr breit, sehr idealis­tisch aufgezeigt – es tut gut, wenn man das in der Politik hat, und ich danke Ihnen dafür, denn nur dann können wir wirklich substanzielle Dinge sehen, anstatt zu disku­tieren: bio ist gut, konventionell ist böse; Gemüse essen ist gut, Fleisch essen ist böse.

Das Problem haben Biodiversitätswissenschafter im Übrigen auch. Sie sagen zum Beispiel: Mit Spinnen, die nützliche Insekten sind, können sie nicht viel Erfolg haben, weil die meisten Menschen Spinnen nicht als besonders nett empfinden, aber Delfine sind lieb, und Delfine wollen alle schützen.

Das heißt, wir müssen uns dazu durchringen – wie wir und auch andere Fraktionen heute hier diskutiert haben –, dass wir das Thema breit diskutieren, denn natürlich hat die Landwirtschaft darin eine Funktion, Tatsache ist aber, dass weltweit Lebensräume massiv zerstört werden: von der Abholzung der Wälder – nicht nur in Südamerika, auch anderswo –, von der Ausbreitung der Städte – vor 30 Jahren waren die Städte, die städtischen Siedlungsräume halb so groß wie heute; da hat sich Gewaltiges getan – bis hin zur CO2-Transmission und vielen anderen Dingen. Daher halte ich es für sehr positiv, dass wir beginnen, unsere Artenvielfalt Stück für Stück zu schützen.

Eines möchte ich in eigener Angelegenheit, in österreichischer Angelegenheit, schon sagen: Wir bemühen uns gerade aus Sicht der Landwirtschaft, das zu erhalten. Ich will da nichts schönreden, aber durch das Umweltprogramm versuchen wir zum Beispiel, alte Haustierrassen zu schützen – auch das ist ein Teil der Biodiversität –, zu ver­hindern, dass Nutztierrassen aussterben und nicht mehr gebraucht werden, oder auch Ökosysteme anzulegen. Das wollen wir in der nächsten Periode der Gemeinsamen Agrarpolitik weiterführen, aber auch im Zuge weiterer Biodiversitätsprogramme, wie sie viele Gemeinden durchführen. Kollege Kollross hat es erwähnt: Viele Bürgermeis­terin­nen und Bürgermeister, wie sie hier sitzen (in Richtung ÖVP weisend), bemühen sich in ihrem Wirkungsbereich, derartige Blühflächen zu schaffen, Schmetterlingswiesen und Ähnliches, um eben in diesem Mosaik einen Beitrag zu einem funktionierenden Ökosystem zu leisten. Gemeinsam werden wir das schaffen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.50

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ist seitens der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Wie vereinbart, verlege ich die Abstimmung über diese Punkte an den Schluss der Abstimmungen über die Vorlagen des Umweltausschusses.