13.54

Abgeordnete Mag. Dr. Sonja Hammerschmid (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geschätzte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher! In den letzten Wochen bin ich rund um die Diskussion zum Überbrückungsfonds für Kunst- und Kulturschaffende immer wieder zu einer Frage zurückgekommen: Welchen Wert haben Kunst und Kultur für uns und für unser Land?

Wir haben von Kollegen Schellhorn und auch von Ihnen, Frau Staatssekretärin, schon gehört, dass es ganz schwer ist, diesen Bereich in Zahlen zu gießen und ganz kon­kret zu fassen. Bei der Durchsicht der Statistiken bin ich auf zumindest zwei Zahlen gekommen, die die Branche gut skizzieren: Zum einen ist das die Eventbranche, die eine jährliche Wertschöpfung von 8,9 Milliarden Euro hat und 140 000 Arbeitsplätze sichert, zum anderen ist es der Kreativbereich, der 4 Prozent der Wertschöpfung und Wirt­schaftsleistung in Österreich erarbeitet, und das sind immerhin 20 Milliarden Euro. Dieser Bereich ist also immens groß und von immenser Wichtigkeit.

Das sind aber nur die Zahlen, Fakten und Euros. Der immaterielle Wert von Kunst und Kultur – das sage ich schon explizit – ist weit höher und geht weit darüber hinaus. Egal, wo man international hinkommt: Die erste Assoziation mit unserem Land ist immer Kunst und Kultur, und auch der Tourismus – sind wir uns ehrlich – lebt über weite Strecken genau davon. Wir wissen es alle: Seit Wochen leidet die Branche unter dem Ver­anstaltungsverbot, zahlreiche Kunst- und Kulturschaffende und Institutionen stehen wirklich vor dem Nichts und sind in existenziellen Nöten. Im Bild der Bundesregierung und in der Kommunikation der Regierung reihen sich diese Kunst- und Kulturschaf­fenden in eine Schlange von Bittstellern ein. Genau das meine ich: Sie sind zu Bittstellern degradiert worden.

Den Schaden, der uns allen als Gesellschaft entsteht, wenn wir Kunst und Kultur weiter aushungern und um Förderungen und Hilfen hinten anstellen lassen, möchte ich mir gar nicht ausmalen – weder materiell noch intellektuell. So sehr wir diesen Überbrückungs­fonds begrüßen und hoffen und bangen, dass das Geld wirklich bei den Kunst­schaffenden ankommt, so skeptisch sind wir hinsichtlich der Abwicklungsbedingungen, weil wir wieder einmal eine Blackbox haben, deren Richtlinien wir nicht kennen. In der vergangenen Zeit haben wir immer wieder vollmundige Ankündigungen der Regierung bekommen und am Ende des Tages haben wir gesehen, dass das Geld bei denjenigen, die es brauchen, nicht wirklich ankommt.

Wir haben deshalb einen Abänderungsantrag eingebracht – das hat Kollege Drozda schon skizziert. Wir wollen die Hilfen schneller, einfacher und mehr davon. Darüber hinaus aber müssen wir nachdenken, wie wir smarte Lösungen für unsere Kunst- und Kulturschaffenden anbieten können, die die strukturellen Probleme, die wir in dieser Branche haben, anpacken.

Dass man mit einer Krise wie dieser auch anders umgehen kann, zeigen uns einmal mehr internationale Beispiele wie Neuseeland. Neuseeland hat vorgeschlagen – und zwar die sozialdemokratische Premierministerin selbst –, Kunst- und Kulturschaffende an Schulen zu holen, sie an den Schulen einzustellen und mit ihnen Kunstprojekte zu machen, die sie gemeinsam definieren. An einer Schule über 20 Wochen für 100 Stun­den ein Projekt mit Künstlerinnen und Künstlern zu machen schafft Kreativität, Neugier und vor allem den Nachwuchs in Kunst und Kultur, den wir so dringend brauchen, und fördert das Kreative auch für Innovationen im Wirtschaftssektor. Das wäre eine super Idee für Summerschools, für die Sommerbetreuung, die vor der Tür steht, und für unsere Schulen, denn auch sie leiden darunter, dass im alltäglichen Schulleben wenig Zeit für Kunstunterricht ist. (Beifall bei der SPÖ.)

13.58

Präsident Ing. Norbert Hofer: Frau Abgeordnete MMag.a Dr.in Agnes Totter gelangt nun zu Wort. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.