15.22

Abgeordnete Mag. Faika El-Nagashi (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Minister! Tierversuche sind retro, und wir müssen Perspektiven schaffen, um einen Ausstieg aus der Tierversuchsindustrie zu ermöglichen. Das sage ich als Tier­schutzsprecherin, aber das sage nicht nur ich, das sagen etliche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Ich freue mich, dass wir hier in dieser Debatte mit dem Schwer­punkt Wissenschaft und Forschung auch diese Stimmen hören können. (Beifall bei den Grünen.)

Eine Viertelmillion: So viele Lebewesen, so viele Tiere wurden alleine 2019 in Österreich bei Tierversuchen verwendet, Schweine, Hunde, Katzen, Kaninchen, Mäuse, Fische. An über 20 000 von ihnen wurden schwere Versuche durchgeführt, also solche, bei denen davon auszugehen ist, dass der Test, der Eingriff, der Übergriff, der Versuch, die Qual mit schwerem Leid und starken Schmerzen verbunden sein wird. Wie hoch die tatsäch­liche Zahl an schweren Versuchen war, wissen wir nicht. Die Einstufung des Schwere­grades erfolgt immer noch durch den Verwender selbst. Schwimmen bis zur völligen Erschöpfung, Elektroschocks, Toxizitätstests, Vergiftungen, Transplantationen von Or­ganen fremder Arten gehören da dazu, um nur einige Beispiele zu nennen.

Tierversuche müssen auf das Allernötigste beschränkt und unabhängig, streng und eng­maschig kontrolliert werden, aber jede Grundlagenforschung, auch ohne späteren Ver­wendungszweck, auch wenn sie bereits durchgeführt wurde, ist wichtiger als das Leben der Tiere.

Ich freue mich in diesem Zusammenhang über Initiativen an der Schnittstelle von Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre und Schutz und Rechten von Tieren, über Ini­tiativen wie die Studierenden gegen Tiermissbrauch, eine Gruppe aus Wien, die sich für Tierrechte in Forschung und Studium einsetzt, eine Interessenvertretung, die über den Verbrauch von Tieren in der Lehre aufklärt, Lehrpläne tierverbrauchsfrei gestalten möch­te und anhand von modernen Curricula wie dem Biologiecurriculum der Johannes-Gu­tenberg-Universität in Mainz zeigt, dass ein Tierverbrauch für ein erfolgreiches Studium nicht notwendig ist. (Beifall bei den Grünen.)

Wir haben nun im Rahmen der gegenständlichen Anpassungen, im Rahmen des Ver­tragsverletzungsverfahrens etwas sehr Wichtiges auf den Weg gebracht, das – so hoffe ich – einen Paradigmenwechsel einläuten wird, nämlich eine Förderoffensive und auch einen Forschungspreis für tierleidfreie Alternativmethoden.

Wir haben die Verpflichtung, Perspektiven zu schaffen, um von Tierversuchen abzuge­hen und stattdessen mit modernen, validen Alternativen zu arbeiten.

Wir sind noch nicht fertig, wir dürfen da noch nicht aufhören. Wir werden das Gespräch für diesen Paradigmenwechsel weiter suchen, und es wird wichtig sein, die Tierver­suchskommission in die Evaluierung des Tierversuchsgesetzes einzubeziehen und sie zu ersuchen, Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten.

Tierversuche sind retro, und wir müssen an dem Ausstieg aus der Tierversuchsindustrie arbeiten. Ich hoffe hierbei auf Ihre Unterstützung. (Beifall bei den Grünen.)

15.26

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Fiedler. – Bitte.