18.15

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Minis­ter! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Herr Minister, die entscheidende Frage, die wir heute zu beantworten haben, ist: Reicht die diesjährige Sommerschule aus, um die Defizite, die die Kinder während der Schulschließung erfahren haben, auszugleichen? – Das ist die entscheidende Frage.

Es wird ja hier so argumentiert, dass die Sommerschule jetzt ad hoc aus der Taufe ge­hoben wurde, obwohl sie bereits im Regierungsprogramm 2017 festgehalten war, zwi­schen der ÖVP und uns, der FPÖ, vereinbart war. 2017! – Jetzt schreiben wir 2020, dazwischen liegen also drei Jahre, in denen diese weitreichende Konzeption nicht umge­setzt wurde. Jetzt wird bestenfalls eine Schmalspurvariante umgesetzt, und wir müssen die Frage beantworten: Reicht die aus, ja oder nein? – Die Antwort lautet ganz klar: nein, nein und noch einmal nein!

Wieso? – Vom deutschen Ifo-Institut – und ich nehme einmal an, geschätzter Herr Minis­ter, dass Sie die Umfrage kennen – wurde Anfang Juni eine Publikation über die „Folge­kosten ausbleibenden Lernens“ herausgegeben. Grundlage war eine flächendeckende Umfrage in deutschen Schulen, nicht in Österreich, aber die Verhältnisse sind ja immer ähnlich.

Diese Umfrage des deutschen Ifo-Instituts war erschütternd und schockierend. Ich darf nur einige Fakten aus dieser Umfrage zitieren: 7 Prozent – nur 7 Prozent! – der Kinder sind täglich mittels Videotools unterrichtet worden. Das heißt, nur 7 Prozent hatten täg­lich Kontakt mit dem Lehrpersonal, was ja in der Schule doch regelmäßig der Fall ist. 80 Prozent hatten weniger als einmal in der Woche direkten Kontakt mit den Lehrkräften, und das deswegen, weil nur 14 Prozent der Lehrkräfte überhaupt online unterrichtet ha­ben, überhaupt mit Videotools gearbeitet haben – nur 14 Prozent! Betreffend Grund­schulen war das Ergebnis wirklich erschütternd: Nicht einmal die Hälfte der Lehrkräfte hatte regelmäßig Kontakt mit den Schülern.

Unterm Strich hat das Ifo-Institut Folgendes angemerkt: Die übliche Form des Distanz­unterrichts besteht darin, die klassischen Aufgabenblätter, die verschickt wurden, auszu­füllen – niemand hat aber kontrolliert, wer die Blätter, die retour gekommen sind, ausge­füllt hat –; diese wurden korrigiert. Der persönliche Unterricht hat nicht stattgefunden.

Noch schockierender sind die Ergebnisse einer Befragung der letzten beiden Gymna­sialklassen: 37 Prozent der Oberstufenschüler in Deutschland haben sich täglich weni­ger als 2 Stunden mit der Schule beschäftigt – weniger als 2 Stunden! –; üblicherweise haben sie 8 Stunden Unterricht und 4 Stunden Heimarbeit, sagen wir einmal, das sind insgesamt 10 bis 12 Stunden. Und nur 27 Prozent der Oberstufenschüler haben sich täglich mehr als 4 Stunden mit der Schule beschäftigt. Unterm Strich sagt das Ifo: Für einen nennenswerten Teil der Schüler hat der Unterricht während der Schulschließun­gen überhaupt nicht stattgefunden.

Wir können davon ausgehen, dass diese Ergebnisse natürlich auch auf Österreich um­zulegen sind. Das heißt, es gibt riesengroße Defizite, mit denen die Schüler in das nächste Schuljahr hineingehen müssen. Jetzt kommen die Sommerschulen zum Zug, und ich sage dem Herrn Minister: Diese Sommerschulen – dieses Megaleitprojekt –, die Sie dieses Jahr auf Schiene gebracht haben, werden die Mängel, die unsere Schüler erfahren haben, nicht ansatzweise ausbessern können. Das heißt, das nächste Schul­jahr wird mit Schülern starten, die größte Defizite haben. Diese Defizite müssen dringend aufgeholt werden.

Ich ersuche Sie, da wirklich nachzubessern. Geben Sie Ihrem Herz einen Rüttler und stimmen Sie dem freiheitlichen Antrag betreffend Sommerschulen, der wesentlich weitreichender ist, heute zu; und wenn Sie nicht zustimmen, dann setzen Sie zumindest unsere Konzeptionen um! – Ich danke. (Beifall bei der FPÖ.)

18.20

Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Ich frage den Herrn Berichterstatter, ob er ein Schlusswort wünscht. – Das ist nicht der Fall.

Auch die Abstimmung über diese Tagesordnungspunkte verlege ich an den Schluss der Verhandlungen über die Vorlagen des Unterrichtsausschusses und gehe in der Tages­ordnung weiter.