15.40

Abgeordnete Martina Kaufmann, MMSc BA (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus, aber vor allem auch liebe Zuseherinnen und Zuseher! Für mich als Lehrlings­sprecherin ist es heute ein Tag der Freude, da wir in der Dringlichen über das Thema Lehre sprechen können.

Seit zwei Jahren kämpfen wir gemeinsam mit unserer Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck für die Aufwertung der Lehre, und jetzt haben wir diese Aufwertung auch hier im Hohen Haus, indem wir sogar in der Dringlichen über das Thema Lehre sprechen können. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Verwundert bin ich allerdings über den Antrag der SPÖ, der sehr rückwärtsgewandt ist. Zum einen sind etliche Punkte drinnen, die so gar nicht stimmen, bei denen nie irgend­eine Änderung vorgenommen worden ist. Begrifflichkeiten wie zum Beispiel Lehrlings­entschädigung haben wir im Übrigen hier herinnen geändert, das heißt jetzt Lehrlings­einkommen. (Ruf bei der SPÖ: Das ist wichtig! – Abg. Matznetter: Das ist Ihre Maß­nahme! Gratulation, Frau Kollegin! Umetikettieren!) Maßnahmen, die schon gesetzt wor­den sind (Abg. Heinisch-Hosek: Ablenkung!), Frau Kollegin, haben Sie nicht einmal mitbekommen. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Sie haben nicht mitbekommen, was unsere Arbeitsministerin und unsere Wirtschafts­ministerin bereits auf die Reise geschickt haben. (Ruf bei der SPÖ: Das heißt gar nichts!) Sie haben nicht mitbekommen, dass der Lehrlingsbonus von 600 Unternehmen in Öster­reich bereits beantragt wurde, und Sie sprechen davon, dass nichts passiert ist! (Ruf bei der SPÖ: ...Lehrlingseinkommen!)

Mit Ihrem Antrag, den Sie heute im Parlament stellen, und mit Ihrer Position machen Sie genau das Gegenteil von dem, was wir jetzt in dieser Zeit, in dieser Coronakrise brauchen. (Abg. Heinisch-Hosek: Ja, ja!) Wir brauchen Mut, nämlich den Mut der Unternehme­rinnen und Unternehmer, Lehrstellen anzubieten, und wir brauchen auch den Mut der jungen Menschen, werte Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ, sich zu bewerben. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Matznetter: Mut zum Umetikettieren! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Wir haben nämlich mittlerweile die Situation (Abg. Silvan: Alles in Ordnung!), und die Frau Ministerin hat es auch angesprochen, dass man, wenn man draußen mit den Unternehmerinnen und Unternehmern spricht – und auch da muss ich heute wieder sagen, Österreich endet nicht an den Grenzen von Wien, es gibt auch darüber hinaus Betriebe, auch solche, die Lehrlinge ausbilden –, feststelle, die suchen händeringend nach jungen Menschen, die sich bewerben. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

Also, liebe Frau Kollegin Holzleitner, machen Sie den Jugendlichen Mut, sich zu bewerben! Das ist absolut wichtig. (Abg. Silvan: Alles in Ordnung! Alles in Ordnung!) Worin wir uns hundertprozentig einig sind (Abg. Matznetter: Alles in Ordnung!), auch Herr Kollege Matznetter (Abg. Matznetter: Machen Sie weiter so!), ist, dass wir es schaffen müssen, auch in den Bereichen – und da wird Wien ein großes Thema sein, da gebe ich Ihnen recht, Frau Kollegin Heinisch-Hosek (Abg. Kollross: Wir werden uns das genau in Graz anschauen!) –, in denen vielleicht die eine oder andere Lehrstelle fehlt (Abg. Matznetter: Fast ischglmäßig! Da wurde alles richtig gemacht! Landesrat ...! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ), andere Möglichkeiten an Ausbildungen zu finden; wobei natürlich eine Lehrstelle, die in einem Betrieb angesiedelt ist, besser ist als eine Lehrstelle sonst irgendwo. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Zorba. – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Unsere Unternehmen bilden sehr, sehr gerne aus, und ich weiß, wovon ich spreche. Wir bilden bei uns in meinem Betrieb zu Hause seit über 30 Jahren Lehrlinge aus. Ich sage Ihnen aber: Es war in den letzten Jahren – und ist auch im Moment – nicht einfach, an Lehrlinge zu kommen. Deswegen müssen wir hier gemeinsam den Jugendlichen Mut machen, sich zu bewerben.

Wir haben aber immer wieder die Situation, dass die überbetrieblichen Ausbildungen und andere Maßnahmen, auch die Schule gehört dazu, uns die Jugendlichen weg­nehmen und die Jugendlichen gar nicht mehr in die Betriebe gehen, sich in Betrieben nicht bewerben. Das heißt, wir müssen mit einer guten Berufsorientierung gemeinsam schauen, dass die Jugendlichen nach ihren Talenten, Fähigkeiten und Fertigkeiten in die richtige Ausbildung kommen, dass wir in Österreich die duale Berufsausbildung weiter aufwerten und so zu einer echten Wahlfreiheit zwischen schulischer und beruflicher Ausbildung kommen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Werte Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ! In einem sind wir uns auch einig: Wir wollen keinen Jugendlichen in Österreich zurücklassen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Wir wollen sicher wissen, dass jeder Jugendliche im Herbst in einer Ausbildung ist, damit wir gut in die Zukunft schauen (Abg. Kollross: Das schauen wir uns im September an!), denn klar ist: Wir werden auch in drei beziehungsweise vier Jahren (Abg. Kollross: Im September schauen wir uns die Statistik an!) gut ausgebildete junge Fachkräfte brauchen. Wir lassen also niemanden zurück. (Ruf bei der SPÖ: Hoffentlich!)

Stimmen Sie im Übrigen heute bei unserem Antrag, den wir gemeinsam mit den Grünen eingebracht haben, mit! Im Ausschuss haben Sie ja leider dagegengestimmt. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

15.45

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Angerer. – Bitte.