18.01

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Ministe­rin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Biomonito­ring ist das Thema. Wir NEOS freuen uns, dass wir uns als Republik und als Umweltaus­schuss tatsächlich evidenzbasiert der Problematik annähern, welche Chemikalien wel­che Wirkung auch auf den menschlichen Körper haben.

Ich finde, das ist eine extrem spannende Frage! Wir diskutieren im Hohen Haus sehr oft über die Frage der Wirkung des Klimawandels, wir sprechen auch oft über die Frage des Verlustes der Biodiversität, wir sprechen aber sehr selten direkt über die Frage der Aus­wirkung auf den menschlichen Körper, was Chemikalien und natürlich auch biologische Stoffe betrifft.

Die Studien im Bericht sind zahlreich und sehr aufschlussreich, ich möchte aber auch zwei andere Studien, die mir zuletzt Sorgen bereitet haben, erwähnen. In der ersten Studie, aus Deutschland, ist es um eine Chemikalie namens Perfluoroctansäure gegan­gen. Die wird, weil sie wasserabweisend ist, für Jacken, Oberflächen und vieles mehr eingesetzt. Bei 20 Prozent der Kinder, die in Deutschland getestet worden sind, ist diese Chemikalie im Körper in einem besorgniserregenden Ausmaß festgestellt worden.

Bei der anderen Studie, an der übrigens das österreichische Umweltbundesamt mitge­macht hat, ist es um das Thema Mikroplastik im Organismus gegangen. Da hat man bei allen Prüfungen festgestellt, dass Mikroplastik im Körper aller untersuchten Personen vorhanden war, es ist also vermutlich auch in den Körpern aller hier Anwesenden ent­halten.

Wir müssen uns daher die Frage stellen: Wie gehen wir mit Stoffen um, die wir zweifellos brauchen? Frau Ministerin, da ist natürlich mehr gefragt als ein Plastiksackerlverbot oder ein Pfandsystem. Es wird die Frage sein, wie wir in den nächsten 20, 30, 40, 50 Jahren mit Kunststoff ganz generell umgehen. Kunststoff als Werkstoff wird für die Menschheit aus heutiger Sicht bei richtigem Einsatz auch dauerhaft wertvoll und sinnvoll sein, aller­dings nur dann, wenn er auch in einem Kreislauf in einem industriellen Produktionsrah­men bestehen bleibt oder richtig entsorgt wird: so, dass er eben nicht in die Umwelt gerät, so, dass er nicht in die Nahrungskette gerät, so, dass er am Ende des Tages weder in die menschliche Welt noch in die Tierwelt gelangt.

Wir haben heute Kenntnis darüber, welche Stoffe im menschlichen Körper vorhanden sind, wir wissen aber noch nicht, und das ist eine sehr spannende Frage, was das ge­sundheitlich bedeutet. Wir wissen, wir können messen, was drinnen ist, es gibt aber noch keine Beobachtungen über einen längeren Zeitraum, sodass man sagen könnte: In zehn, 20, 30 Jahren bedeutet das für unsere Kinder, für die Erwachsenen, vielleicht auch für die ältere Generation bestimmte Risiken. Das ist besorgniserregend, und da muss man weiter forschen.

Ich möchte noch zwei Sätze zu einem Thema verlieren, das auch mit Umwelteinflüssen zu tun hat, bei dem man allerdings schon ein Stück weiter ist, damit man sieht, was die Unkenntnis bedeuten kann.

Im Bereich der Umwelteinflüsse, vor allem im Bereich der Luftverschmutzung, gab es zuletzt eine heftige Diskussion, weil die Luftverschmutzung durch den Lockdown ja teil­weise zurückgegangen ist. Wir wissen, dass beispielsweise die Feinstaubbelastung in Europa jedes Jahr knapp 100 000 Menschenleben fordert und dass der volkswirtschaftli­che Schaden allein in Österreich 2 Milliarden Euro ausmacht. Das wäre in etwa das Bud­get der Verteidigungsministerin – da müssen Sie nicht so viel schwurbeln wie derzeit. Man sieht, dass all das, was derzeit an Umwelteinflüssen unterwegs ist, im Wesentlichen nicht gut ist, weder für die Menschen noch für die Tiere, und der Biomonitoringbericht ist ein guter erster Schritt in die richtige Richtung.

Der Antrag, den wir heute gemeinsam auf den Weg bringen, dass wir uns als Republik des Themas Mikroplastik annehmen, ist ein zweiter guter Schritt, und auf diesen freue ich mich. – Einen schönen Tag! Danke schön. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordne­ten der ÖVP.)

18.05

Präsidentin Doris Bures: Als Nächste hat sich Frau Bundesministerin Leonore Ge­wessler zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Ministerin.