14.17

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! 1964, das ist das Jahr, in dem meine geschätzte Mama auf die Welt gekommen ist, das ist das Jahr, in dem Schwarz-Weiß-Fernsehen modern war, in dem Christl Haas in Innsbruck bei den Olympi­schen Spielen in der Abfahrt Gold gewonnen hat (Beifall des Abg. Hörl) und die Rolling Stones ihre erste Platte herausgebracht haben. (Neuerlicher Beifall des Abg. Hörl.)

1964 ist auch das Jahr, in dem letztmalig eine Kinderkostenstudie erstellt wurde. Die letzte Studie, auf der die Festsetzung der Regelbedarfssätze zur Berechnung des Kin­desunterhalts beruht, basiert auf der Konsumerstellung, die vor 56 Jahren gemacht wurde.

2017, die Kollegin hat es schon angesprochen, haben 80 Organisationen, auch Kinder­rechtsorganisationen, eine Kinderkostenstudie gefordert, eine Konsumerhebung, wie viel ein Kind tatsächlich kostet, doch passiert ist lange nichts. Seit 1964 hat sich viel getan, auch die Bedürfnisse der Kinder haben sich geändert. Gerade in Zeiten von Han­dys und Internet wissen wir, dass die Berechnung aus dem Jahre Schnee nur mehr we­nig mit der Lebensrealität von Kindern zu tun hat. Zusammengefasst: Die veraltete Erhe­bung ist einfach keine solide Grundlage mehr.

Jetzt kommt endlich Bewegung in die Sache, und ich freue mich, dass wir heute, am Tag der Kinderrechte, endlich die Kinderkostenstudie beschließen können. (Beifall bei Grü­nen und ÖVP.)

Noch einmal: Warum ist diese Studie, diese Erhebung so wichtig? – Damit die finanzielle Lage der Familien neu bewertet werden kann. Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist ein wichtiger Schritt bei der Bekämpfung der Kinderarmut. In Österreich sind 372 000 Kinder und junge Menschen von Armut betroffen, oder anders formuliert, jedes fünfte Kind ist von Armut betroffen. Finanziell schlechtergestellt zu sein bedeutet nicht nur, unter finanziellen Engpässen zu leben, es bedeutet soziale Ausgrenzung. Nicht da­zuzugehören ist nicht einfach nur ein furchtbares Gefühl, sondern es verursacht auch psychosoziale, psychosomatische Auswirkungen.

Es ist unser Job, dafür zu sorgen, dass Kinder Kinder sein können, ohne unter finan­ziellem Druck oder mit verminderten Chancen leben zu müssen. Ich weiß, der Kampf gegen die Covid-Krise ist noch nicht vorbei, aber der Kampf gegen die Kinderarmut hat erst begonnen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir schreiben das Jahr 2020, meine Mama ist mittler­weile 56, die Rolling Stones gibt es noch immer, und es kommt endlich eine Kinderkos­tenstudie – ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Kinderarmut. – Danke. (Beifall bei Grü­nen und ÖVP.)

14.20

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Eva Maria Holzleitner. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.