10.10

Abgeordneter Philip Kucher (SPÖ): Geschätzter Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich weiß gar nicht, wie ich jetzt an­fangen soll. Frau Bundesministerin Zadić, es trifft sich gut, dass du als Justizministerin heute da bist.

Was wir heute hier diskutieren, und wenn es nicht mitten in der größten Gesundheitskrise der Zweiten Republik passieren würde, könnte man darüber eigentlich nur lachen, ist (einen Ausdruck in die Höhe haltend) der peinlichste Antrag, der, glaube ich, in den letz­ten Jahrzehnten hier im Parlament eingebracht worden ist. (Ah-Rufe bei den Grünen.) Das ist ein Antrag von ÖVP und Grünen, wo man gesagt hat, man ist mitten in der Krise draufgekommen, dass man nicht nur die Nullen im Budget und die Unterschriften auf dem Abänderungsantrag vergessen hat, sondern man ist darüber hinaus draufgekom­men, dass man bei der Budgeterstellung den Fehler begangen hat, dass eine halbe Mil­liarde Euro an Geld für die Finanzierung des Gesundheitssystems fehlt, für die Kran­kenanstalten, das haben wir schon diskutiert, und für die Österreichische Gesundheits­kasse.

Wir haben oft gewarnt, aber ihr alle kennt Gernot Blümel: Er glaubt immer, er weiß alles besser, und hat den Fehler nicht zugeben wollen – das ist sozusagen sein persönlicher Zugang. Dann hat man gesagt, irgendwann vor Weihnachten muss man das Ganze noch reparieren, weil es Wahnsinn wäre, mitten in der größten Gesundheitskrise der Zweiten Republik plötzlich die Finanzierung der Österreichischen Gesundheitskasse nicht ausrei­chend sicherzustellen. Das würde heißen, dass es Leistungskürzungen gibt, dass die Menschen, die im Gesundheitsbereich arbeiten, nicht das notwendige Geld bekommen.

ÖVP und Grüne haben dann gesagt, wir reparieren das jetzt irgendwie miteinander – und dann, müsst ihr euch vorstellen, bringen sie im Gesundheitsausschuss einen leeren Zettel ein, auf dem ein Satz draufsteht. Wir haben im Gesundheitsausschuss lange dis­kutiert und haben gesagt: So eine Peinlichkeit wie dieser gemeinsame Antrag, das kann es doch nicht sein! – Antrag 1125/A der Abgeordneten Gabriela Schwarz, Ralph Schall­meiner. Das ist ein Antrag, bitte druckt euch das aus! Das ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten: Das ist ein leerer Zettel, auf dem ein Satzerle draufsteht.

Dann haben wir im Gesundheitsausschuss gesagt: So einen Wahnsinn kann man doch mitten in einer Gesundheitskrise nicht machen! – Und dann hat es geheißen: Wir schaf­fen sicher noch vor Weihnachten eine Lösung zur Absicherung der Österreichischen Gesundheitskasse!

Heute stehen wir also da, haben diesen peinlichen Zettel vor uns, den leeren Zettel – druckt euch das wirklich aus, das ist unfassbar! –, und dieser Antrag wird zurückgezo­gen, weil es für das österreichische Gesundheitssystem keine Lösung gibt.

In dieser Republik ist für jeden Schmarrn Geld da, wenn es um die Großspender von Herrn Kurz geht – das haben wir ja alle mitbekommen –, für alles ist Geld da, aber für die Ärztinnen und Ärzte, für die Sicherstellung des Gesundheitssystems ist kein Geld da – und dann hat man nicht einmal den Respekt voreinander, dass man sich die Mühe macht und einen ordentlichen Antrag einbringt.

Herr Klubobmann Wöginger, schau dir das bitte an! Hast du schon jemals so einen pein­lichen Antrag erlebt? Sigi Maurer, du bist auch da. (Beifall bei SPÖ und FPÖ. – Zwi­schenruf des Abg. Wöginger.) So ein peinlicher Antrag, ein leerer Zettel! Ich meine, wir werden alle gut bezahlt. Unser Job ist es doch, dass wir miteinander Lösungen erarbei­ten. Jetzt kann man anderer Meinung sein, aber gar nichts zu hackeln, einen leeren Zettel einzubringen, wo gar nichts draufsteht?! (Abg. Wöginger: Soll ich dir ..., die gan­zen ... Jahre?) Werner (in Richtung Vizekanzler Kogler), gut, dass du jetzt da bist. Das musst du dir vorstellen, bitte! Stell dir vor, das ist der peinlichste Antrag, der je im Parla­ment diskutiert worden ist (Zwischenruf der Abg. Mauer): ein leerer Antrag, der jetzt zu­rückgezogen wird.

Das Schlimme daran ist: Jetzt könnte man sagen, gut, die Regierung ist schon in Weih­nachtsfeiertagsstimmung unterwegs und man sagt, es ist schon kurz vor Weihnachten und man hat keine Zeit mehr dafür gefunden – aber in der größten Gesundheitskrise der Zweiten Republik unfähig zu sein, die Finanzierung und die Absicherung der ÖGK und der Krankenversicherung in Österreich sicherzustellen (Zwischenruf des Abg. Jakob Schwarz), das ist doch ein Wahnsinn.

Und die Peinlichkeit ist - - (Abg. Wöginger: Das ist ja ...!) – Entschuldigung, lieber Gust! Lieber Gust, du bist der Klubobmann der ÖVP und bist nicht in der Lage, in den eigenen Reihen zu sagen, dass so eine Peinlichkeit nicht eingebracht wird? (Abg. Wöginger: Du warst ja gar nicht dabei!) Ein leerer Zettel! Ein leerer Zettel! Ich meine, Entschuldigung, wir haben die größte Gesundheitskrise der Zweiten Republik, und ÖVP und Grüne brin­gen einen leeren Zettel ein? Peinlich, peinlich, peinlich! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS.)

Ich werde diesen Zettel dann gerne weiterreichen, die Frage ist nur: Ist es Zufall? – Nein, es ist kein Zufall, weil wir alle wissen, nicht umsonst hat die ÖVP aus dem Bereich der Privatkliniken und der Schönheitskliniken 50 000 Euro kassiert, und jetzt kommt der Spardruck. Wenn die Österreichische Gesundheitskasse das Geld nicht hat, dann muss man halt indirekt einsparen. Das bedeutet Leistungskürzungen, die es einfach geben wird, das ist die Realität. Das ist bei der ÖVP kein Zufall. (Zwischenruf des Abg. Wö­ginger.) – Ja, dann erklär uns, warum die ÖVP die 50 000 Euro bekommen hat! Das ist bis heute nicht klar. (Abg. Wöginger: Dann frag einmal den ..., der ist dabei gewesen! Da bist ja gar nicht dabei gewesen!)

Also Spardruck im Gesundheitsbereich, bis heute keine Finanzierung (Abg. Wöginger: Du versteckst dich hinter deiner Immunität ...!), aber wenn es um eure Inserate geht, wenn es um 200 Millionen Euro geht, damit ihr fest Werbung machen könnt, schon. Wenn die Arbeit nicht für sich spricht, wenn man nicht in der Lage ist, gute Arbeit zu leisten, dann muss man halt Werbung machen. 200 Millionen Euro für Inserate, die sind vorhanden, aber im Gesundheitsbereich nicht ein Euro. Und dann bringt man (neuerlich den Ausdruck in die Höhe haltend) den peinlichsten Antrag in der Geschichte dieses Hohen Hauses ein. Das ist wirklich ein Drama kurz vor Weihnachten.

Ich bitte wirklich: Lernen wir alle dazu! Wir werden dafür bezahlt, dass wir unseren Job machen, aber einen leeren Zettel einzubringen, das ist wirklich peinlich. (Beifall und Bra­vorufe bei der SPÖ sowie Beifall bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS.)

10.15

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Gesundheitsminister wird ab diesem Zeitpunkt vom Herrn Vizekanzler vertreten, den ich herzlich willkommen heiße.

Zu Wort gemeldet ist der Abgeordnete Schallmeiner. – Bitte.