12.09

Abgeordnete Dipl.-Ing. Olga Voglauer (Grüne): Spoštovana Visoka Hiša! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Bäuerinnen und Bauern zu Hause, die wahrscheinlich jetzt keine Zeit haben, uns zuzu­sehen, weil sie mit ihrer Arbeit beschäftigt sind – aber für jene, die zuschauen: Schön, dass Sie dabei sind!

Der Grüne Bericht ist in der österreichischen Landwirtschaft letztendlich das Standard­werk, an dem wir uns orientieren können. Es ist einzigartig im österreichischen Wirt­schaftsbereich, dass man – auch als Bundesregierung – so einen Bericht als Grundlage hat, um weitere Lenkungseffekte zu überlegen, zu planen und umzusetzen.

Also in Wirklichkeit haben wir mit dem Grünen Bericht jährlich eine Grundlage, anhand der wir sehen können: Wohin tendiert die österreichische Landwirtschaft? Was ist der Trend in der Europäischen Union und global?

Die Vorrednerinnen und -redner haben es schon angesprochen: Die Situation in der Landwirtschaft ist nicht rosig. Auch wenn wir vor circa einer halben Stunde die Nachricht bekommen haben, 2020 sei das Einkommen der bäuerlichen Betriebe um 5 Prozent gestiegen, kann ich Ihnen sagen: Das heißt, Bäuerinnen und Bauern haben im Jahr 2020 um 3,80 Euro pro Tag mehr verdient – also so rosig kann diese Nachricht nicht sein –, 3,80 Euro brutto, versteht sich.

In Österreich gingen in den letzten 50 Jahren 50 000 Betriebe verloren. Pro Tag machen sieben Betriebe das letzte Mal das Licht aus. Das ist keine Erfolgsgeschichte. Es sind keine rosigen Rahmenbedingungen, unter denen man sich zukünftige Innovationen und auch Szenarien überlegt: Wie werde ich mit meiner Jungfamilie oder mit meinen Nach­kommen positiv einwirken, dass wir unsere Landschaft bewirtschaften, dass wir eine Kulturlandschaft erhalten, dass wir auch im biologischen Bereich weiterhin die Nummer eins in Europa bleiben? Es ist dieser Strukturwandel, der uns beschäftigt; nur: Er beschäftigt uns schon ziemlich lang. Das Mehreinkommen des Jahres 2020 ergibt sich nämlich daraus, dass eben jeden Tag Betriebe zusperren. Auf Kosten derer, die zu­sperren, verdiene ich als aktive Bäuerin 3,80 Euro brutto mehr pro Tag. Das kann es ja wohl zukünftig nicht sein.

Trotzdem, obwohl es diesen Strukturwandel gibt, obwohl wir täglich vor Ort, auf unseren Grünflächen und auf unseren Äckern, mit dem Klimawandel kämpfen, gibt es die Nischen, gibt es die Erfolgsgeschichten, gibt es Wege für die Zukunft. Dieser Weg kann nur die biologische Bewirtschaftung unserer Fläche und der Erhalt der fruchtbaren Böden sein. Dieser Weg kann nur dort sein, wo sich Betriebe diversifizieren, wo sie sich auf viele Beine stellen und nicht mit dem Wachsen und Weichen wie bisher weitertun.

Das heißt auch, dass die Neigungsgruppe im landwirtschaftlichen Sektor, die dazu neigt, zu sagen: Bleiben wir bei dem, was jetzt erfolgreich war, und tun wir so weiter!, ihren Erfolg nicht einfahren wird. Wir werden eine neue Neigungsgruppe brauchen, nämlich die, die die Vision der österreichischen Landwirtschaft 2040 entwickelt. Es ist höchste Zeit, dass man sich hinsetzt und diese Arbeit beginnt.

Es sind fast 1,4 Milliarden Euro, die wir jedes Jahr in die österreichische Landwirtschaft einzahlen, um Umweltmaßnahmen zu finanzieren und Direktzahlungen auszuzahlen. Es ist höchste Zeit, aus diesen 1,4 Milliarden Euro eine weitere Klimamilliarde zu machen, denn die Landwirtschaft kann das leisten. Unsere Bäuerinnen und Bauern können das, und sie brauchen diese Vision. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

12.12

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Karin Doppelbauer. – Bitte.