13.50

Abgeordneter Josef Muchitsch (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Frau Familienministerin! Dieser Weltfrauentag 2021 ist ein völlig anderer als in den Jahren davor. Diese Coronapandemie hat unsere Gesellschaft massiv beeinträchtigt und auch verändert. Der Ruf nach Gleichberechtigung und Fairness ist noch lauter geworden.

An diesem Weltfrauentag ist anders als in den Jahren davor, dass die Schere zwischen Männern und Frauen noch weiter auseinandergegangen ist, ausgelöst durch eine Pan­demie, in der Sie, Herr Bundeskanzler, mit Ihrer Bundesregierung nicht immer die rich­tigen Rezepte gefunden und Maßnahmen gesetzt haben, auch nicht mit einer Test- und Impfstrategie, wodurch das Aufsperren und wieder Zusperren letztendlich dazu geführt haben, dass wir jetzt Rekordarbeitslosigkeit in Österreich haben. (Beifall bei der SPÖ.)

Auch diese Rekordarbeitslosigkeit betrifft die Frauen wesentlich stärker als die Männer, und selbst dort, wo Frauen noch in Beschäftigung sind, das heißt, wo Frauen noch arbeiten können, müssen sie mehr Flexibilität zeigen. Wenn Frauen im Homeoffice arbeiten können, sind sie massiven Doppelbelastungen ausgesetzt – wir haben das heute schon ein paarmal gehört –, und wenn Frauen durch Corona ihren Arbeitsplatz verloren haben, beziehen sie weniger Arbeitslosengeld als Männer.

Die Zahlen sind heute auch schon erwähnt worden, und diese Kluft ist weit aus­einan­dergegangen. Wir wissen, dass bei Frauen die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent und bei Männern um 24 Prozent gestiegen ist. Das wirkt sich dann natürlich auch auf die Langzeitarbeitslosigkeit von Frauen aus, bei denen diese wesent­lich länger dauern wird und wesentlich stärker steigt: Die Langzeitarbeitslosigkeit ist bei den Frauen um 91 Prozent gestiegen, bei den Männern um 77 Prozent. Unsere SPÖ-Frauenvorsitzende hat es heute gesagt: Frauen werden früher gekündigt. Deswegen, Herr Bundeskanzler, braucht es da Maßnahmen.

Es braucht aber auch Maßnahmen für die Frauen, die in der Wirtschaft tätig sind. Wenn es 250 000 Einpersonenunternehmen gibt und wir wissen, dass davon mehr als 130 000 Frauen betroffen sind, dass sie in der Krise kaum bis gar keine Unterstützung erhalten haben und daher wirklich sehr schwierige Lebensumstände haben, dann dürfen wir, Herr Bundeskanzler, auch diese Frauen nicht zurücklassen. Ohne gegenzusteuern wird sich diese Coronakrise für all diese betroffenen Menschen, insbesondere aber für die Frauen in unserem Land ganz besonders schlimm entwickeln. (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Bundeskanzler, Sie müssen wirklich beginnen, da gegenzusteuern. Niemand von uns hat es sich aussuchen können, ob er oder sie als Mann oder Frau geboren wurde. Wenn man weiß, dass laut aktuellen Studien der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen noch weiter auseinanderliegt, noch weiter auseinanderklaffen wird und dass Österreich dabei einen um 5 Prozent größeren Einkommensunterschied als die EU im Durchschnitt hat – 14,1 Prozent zu 19,9 Prozent –, dann besteht da Hand­lungsbedarf, und die Politik hat diese Handlungen zu setzen, Herr Bundeskanzler! (Bei­fall bei der SPÖ.)

Heute in einem Jahr, am 8. März 2022, feiern wir den 111. Weltfrauentag, und ich als männlicher Abgeordneter würde mir sehr wünschen, dass wir dann hier am Rednerpult stehen können und sagen können: Es hat sich an der Situation der Frauen einiges verbessert – sowohl beim Einkommen als auch bei der Gleichberechtigung, aber auch bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Abschließend mein Appell an alle Frauen und vor allem an alle Männer: Nur einmal im Jahr, am 8. März, über Gleichberechtigung der Frauen nachzudenken und darüber zu diskutieren, ist zu wenig. Ich wünsche mir, dass in unseren Köpfen eine mutige Gleichstellungspolitik nicht nur am 8. März, sondern das ganze Jahr stattfindet. Nur dann werden wir auch in dieser Frage gemeinsam erfolgreich sein. (Beifall bei der SPÖ.)

13.55

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesminister Kocher. Auch ihm stehen 10 Minuten zur Verfügung. – Bitte.