17.53

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Sehr geehrte Frau Bundesminister! Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher daheim vor den Bildschirmen! Vielleicht hat ja der eine oder andere von Ihnen früher einmal „Bravo“ gelesen. Jüngere kennen vielleicht das Heft aus den Erzählungen der Eltern. Aktuell geistert ein sehr verstörender Aus­schnitt aus einem Heft aus dem Jahr 1975 durch die sozialen Netzwerke. Da berichtet Christl aus Österreich in einem Brief an den berühmten Dr. Sommer davon, dass sie sich immer wieder vor ihrem Vater ausziehen muss. Sie schreibt, wenn sie Geld für einen Klassenausflug oder für andere Kleinigkeiten braucht, sagt er, er wird ihr alle Sachen kaputt schlagen und er wird sie rausschmeißen.

So, und was antwortet Dr. Sommer, diese unangreifbare Instanz für das Liebesleben der Teenager der Siebziger- und Achtzigerjahre? – Dr. Sommer antwortet: Hab dich nicht so! Das bildest du dir nur ein. Such dir einen echten Freund und lass deinen Vater in Ruhe, denn dein Vater hat es echt schwer!

Diese Szene ist natürlich aus den Siebzigerjahren, man fragt sich aber vielleicht: Wie geht es den Frauen heute, wenn sie Hilfe brauchen? – Der Grevio-Evaluierungsbericht des Europarates zeigt das sehr deutlich auf. Ich zitiere: „Im Vergleich zu Frauen aus anderen EU-Ländern, sind österreichische Frauen am wenigsten über Kampagnen zum Thema Gewalt gegen Frauen in ihrem Land informiert, was auf eine dringende Not­wendigkeit öffentlicher Sensibilisierungsmaßnahmen schließen lässt.“

Dieser berechtigten Kritik wollten wir NEOS uns anschließen und ihr mit einer Infor­mations- und Sensibilisierungskampagne begegnen. Es geht darum, das Bewusstsein zu schärfen, was akzeptabel ist und was nicht. Unser diesbezüglicher Antrag wurde von ÖVP und Grünen abgelehnt.

Sie haben auch einen weiteren Antrag abgelehnt, nämlich jenen, der Maßnahmen zur Gewaltprävention bei Männern gefordert hat. Patriarchale Denkmuster gelten ja als eine der häufigsten Ursachen geschlechtsspezifischer Gewalt. Ebendiese gesellschaftlich tief verwurzelten Ursachen von Gewalt gegen Frauen gilt es zu überwinden, und dafür braucht es ein nachhaltiges Aufbrechen der stereotypen Geschlechterrollen, und zwar gesamtgesellschaftlich und von Kindesbeinen an. Ja, auch da will man keinen Euro in die Hand nehmen, um das Problem an der Wurzel zu packen. (Abg. Pfurtscheller: Das stimmt nicht! Das stimmt nicht! ...!)

Vielleicht sehen Sie ja auch gar kein Problem. Da kann ich Ihnen wirklich nur mitgeben: Dr. Sommer war im Vergleich zu Ihnen, liebe Damen und Herren in der Regierung, ein hochkompetenter, sensibler, mitfühlender Experte.

Abschließend möchte ich natürlich auch an dieser Stelle Bundesministerin Susanne Raab die besten Wünsche ausrichten. Ich hoffe, dass sie die Zeit sehr genießen kann. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

17.56

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Norbert Sieber. – Bitte.