18.51

Abgeordnete Mag. Verena Nussbaum (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Minis­te­rinnen! Sehr geehrtes Hohes Haus! Gleich zu Beginn meines Debattenbeitrags muss ich sagen, dass ich es demokratiepolitisch sehr bedenklich finde, wie die Regierungsparteien mit Anträgen der Opposition umgehen. Wir haben bereits im Oktober 2020 und wie­derum im April 2021 Anträge bezüglich der Zeitverwendungsstudie eingebracht, die uns Daten über die unbezahlte Arbeit liefern soll. Zuerst wurden unsere Anträge im Gleich­behandlungsausschuss vertagt, im letzten Ausschuss aber abgelehnt. Gleichzeitig hat Frauenministerin Raab angekündigt, genau so eine Zeitverwendungsstudie durchführen zu wollen.

Ich verstehe nicht, warum die ÖVP- und Grünen-Abgeordneten nicht über ihren Schatten springen und unsere Anträge annehmen können. Es geht da um die Beauftragung einer Studie, bitte! Ich empfinde es als ein Drüberfahren über die Opposition, und ich halte das für sehr respektlos uns gegenüber. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

Die Coronapandemie hat uns gezeigt, dass echte Gleichstellung immer noch eine Illusion ist. Ganz im Gegenteil haben sich veraltete traditionelle Rollenbilder sehr schnell wieder verfestigt. Während die Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen, aber auch die Einrichtungen für die Betreuung von SeniorInnen, sogenannte Tageszentren, und Werkstätten für Menschen mit Behinderung geschlossen waren, haben wieder die Frauen die Betreuung dieser Menschen übernommen und wieder vermehrt unbezahlte Arbeit erledigt. Es waren überwiegend Frauen, die jetzt in dieser Zeit ihre Arbeitszeit reduziert haben, um den gesteigerten Betreuungspflichten nachkommen zu können.

Eine Studie der Arbeiterkammer und der Wirtschaftsuniversität Wien zeigt, dass sich zwar der Anteil an der unbezahlten Hausarbeit, die von Männern erledigt wird, in den letzten Jahrzehnten erhöht hat, sich die unbezahlte Arbeit von Frauen aber trotzdem nicht spürbar reduziert hat. Das zeigt, dass Männer zwar vermehrt Aufgaben im Haushalt übernehmen, das Arbeitspensum von Frauen aber konstant hoch bleibt. Von einer Halbe-halbe-Aufteilung kann also noch lange keine Rede sein.

Die letzte Zeitverwendungsstudie in Österreich wurde 2008/2009 durchgeführt. Wir brauchen also dringend aktuellere Zahlen, um aussagekräftige Daten über die aktuelle Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Männern und Frauen zu er­halten. Es ist aber auch wichtig, dass Österreich an der EU-weiten Studie teilnimmt, denn nur so können in Zukunft ein Genderpaygap, die hohe Teilzeitquote bei Frauen und in weiterer Folge auch die geringen Frauenpensionen aufgezeigt und dagegen dann auch Maßnahmen ergriffen werden.

So bitte, Frau Ministerinnen – ach so, jetzt sind gerade keine da –, es wäre jetzt dringend an der Zeit, diese Studie tatsächlich in Auftrag zu geben und daran zu arbeiten! Wir brauchen diese Daten. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

18.55

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Elisabeth Pfurtscheller. – Bitte.