18.04

Abgeordnete Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr ge­schätzter Herr Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuse­herinnen und Zuseher! Vorgestern am Abend habe ich noch die Hausübung meiner Tochter kontrolliert, und da habe ich im Deutschbuch die Übung oder den Satz gefunden: Anna will ihrer Mutter beim Kochen helfen. Sie fragt: Sind deine Hände auch ganz sauber? – Und in einem anderen Buch habe ich die Sätze gefunden: Franz will mit seinen Freunden Fußballspielen gehen. Das wird ein aufregender Nachmittag. – Jetzt kann man sich fragen: Was ist das Problem? – Das Problem ist, dass wir gar nicht merken, wie stark die Rollenbilder, die wir eigentlich als veraltet qualifizieren sollten, in unseren Köpfen immer noch verankert sind. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Man kann jetzt sagen, Mädchen mögen halt Kochen, sie mögen halt Einhörner, sie mögen halt Prinzessinnen. Ich habe auch nichts dagegen, dass sie Prinzessinnen mögen, aber ich habe etwas dagegen, dass die Prinzessinnen meistens schwach sind und dass sie von starken Prinzen gerettet werden, denn das kann einfach nicht gut für das Selbstvertrauen und den Glauben an die eigene Stärke sein. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Österreich ist ein Land, in dem Rollenbilder und Stereotype noch ganz besonders stark ausgeprägt in den Köpfen verankert sind. Das fängt im Babyalter an und wirkt sich natürlich auch auf das Selbstbild aus. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, das zu verändern. Ich weiß, das ist eine Mammutaufgabe, denn natürlich lassen sich diese Rollenbilder nicht so einfach ändern, weil sie eben stark in unseren Köpfen verankert sind, ich möchte aber meinen Beitrag dazu leisten, denn ich finde dieses Gesellschaftsbild zutiefst unfair. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Wir müssen durch Vor- und Rollenbilder aufzeigen, dass Frauen auch in der Technik ihren Weg machen können, dass sie damit bessere Jobs und dass sie damit auch bes­sere Einkommenschancen haben. Jetzt kann ich Kinderbüchern, aber auch Filmen und CDs nicht vorschreiben, was sie oder wen sie zu ihren Helden machen oder welche Eigenschaften sie Burschen und Mädchen zuschreiben, denn da herrscht der freie Markt und – Sie kennen mich – ich finde das gut so, aber ich kann das bei Schulbüchern machen, denn da kann ich Inhalte und Kriterien vorgeben.

Es ist nicht nur notwendig, dass wir da Inhalte in den Lehrplänen vorgeben, sondern dass wir auch Kriterien vorgeben, wie solche Schulbücher ausgestaltet sein sollen. Jetzt haben wir die Gelegenheit, dass nächstes Jahr neue Gutachterkommissionen eingesetzt werden. Die Lehrpläne werden neu gemacht, und dafür brauchen wir auch neue Kom­missionen. Es ist wesentlich und wichtig, dass da auf Gendersensibilität Wert gelegt wird.

Ein zweiter Ansatzpunkt sind die Lehrpläne selbst. Wichtig ist, dass wir auch da bei­spielsweise in der Berufsorientierung von den typischen Rollenbildern und Gender­stereotypen abgehen. Warum zeige ich nicht auf, dass es Technikerinnen, Astro­no­min­nen, Astronautinnen gibt, dass es beispielsweise auch Maschinenbauerinnen gibt oder auf der anderen Seite, dass es beispielsweise auch Krankenbrüder, wenn man so sagen will, oder Volksschullehrer gibt. Es ist wesentlich, dass wir wirklich mehr Augenmerk darauf legen.

Wenn wir dann die Schulbücher und Lehrpläne haben, dann müssen wir natürlich das Augenmerk noch darauf legen, dass die Lehrerinnen und Lehrer entsprechend aus­gebildet werden, denn, meine Damen und Herren, dass Burschen automatisch der Ma­thematik zugeschrieben werden und Mädchen den Sprachen, das wird ja nicht absicht­lich gemacht, sondern das ist ganz unterbewusst. Deswegen müssen wir in der Aus- und Fortbildung wirklich darauf achten, dass das bewusst gemacht wird und man in Zukunft darauf achtet.

Steter Tropfen höhlt den Stein! Ich bin überzeugt, dass wir mit diesem Antrag, mit dieser Bitte oder mit diesem Auftrag an den Herrn Bundesminister dazu beitragen können, die Rollenbilder zu verändern, was zu einer verstärkten Chancengerechtigkeit führt.

Abgesehen vom Inhalt, meine Damen und Herren, finde ich auch den Prozess sehr gut. Ich möchte mich wirklich ganz, ganz herzlich bei meinen KollegInnen, nicht nur bei Sibylle Hamann, sondern vor allem auch bei Martina Künsberg und auch bei der SPÖ bedanken. Wir haben da gemeinsam – wenn es so bleibt wie im Ausschuss, geht die FPÖ nicht mit, aber das wundert mich unter der Führung von Herbert Kickl auch nicht wirklich – einen wirklich guten Antrag vorgelegt. Wir haben gezeigt, dass man auch gemeinsam in eine Richtung gehen kann. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Meine Damen und Herren, ich muss schon sagen, das, was wir hier in den letzten drei Tagen an undifferenzierten und nicht sachorientierten Aussagen und Anfeindungen gehört haben, finde ich nicht gut: Es ist nicht gut für das Bild des Parlaments, es ist nicht gut für das Land, und es ist nicht gut für unsere Zukunft und vor allem auch nicht für die unserer Kinder. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Bun­desminister Faßmann: Gute Rede!)

18.09

Präsidentin Doris Bures: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Nurten Yılmaz zu Wort. – Bitte.