17.54

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Vor allem geschätzte Frau Staatssekretärin! Liebe Claudia, ich möchte dir als Jugendsprecherin noch einmal stellvertretend gratulieren und ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dir! (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Liebe Kollegen und Kolleginnen, ich habe gestern einen wirklich berührenden Werbe­spot gesehen, und er startet mit der simplen Frage eines Jugendlichen an seine Mutter: Was wünscht du dir eigentlich zu Weihnachten, Mama? (Abg. Hörl: Einen Skilift! Heiterkeit bei Abgeordneten von Grünen und ÖVP. Nein, keinen Skilift, Herr Hörl! Ich wünsche mir, antwortet die Mutter, dass du nicht immer zu Hause rumhängst. Ich wünsche mir, dass du dich in der Nacht davonschleichst und wir nicht wissen, wo du bist. Ich wünsche mir, dass Papa dich abholen muss, weil du viel zu viel getrunken hast. Ich wünsche mir, dass du die Schule schleifen lässt, weil dir alles andere wichtiger ist und weil es dir egal ist, was ich davon halte. Ich wünsche mir, dass du heimlich eine Party feierst und dass du diesem Mädchen endlich sagst, dass du sie liebst und dass sie dir das Herz bricht. Ich wünsche mir einfach, dass du deine Jugend zurückbekommst. (Abg. Hauser: Das ist ein deutscher Werbespot!)

Was, liebe Kolleginnen und Kollegen, haben euch eure Eltern gewünscht, als ihr jung wart? – Wahrscheinlich nichts von dem, was die Mutter im Werbespot gesagt hat, denn das, was sich die Mutter für ihren Sohn wünscht, war für uns früher selbstverständlich. Das ist jetzt alles viel schwieriger geworden oder ist komplett weggefallen, weil es jetzt kein unbeschwertes Losziehen und Partymachen gibt (Abg. Kickl: Außer beim ORF!), weil es nicht darum geht, dass man die Schule schleifen lässt. Im Gegenteil: Viele wün­schen sich, dass sie wieder an die Schule zurückkommen können. Abstand statt Zu­sammentreffen, das ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was jung sein bedeutet – eine Zeit, in der die Freiräume Stück für Stück erweitert und ausgelotet werden, in der die eigenen Grenzen ausgetestet werden; zum Teil natürlich zum Leidwesen der Eltern – das war bei meinen Eltern genauso –, aber es gehört zum Erwachsenwerden dazu.

Ich glaube – seien wir ehrlich! –, niemand von uns hier herinnen weiß, was es bedeutet, jetzt jung, jetzt jugendlich zu sein. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Wenn wir den jungen Menschen mehr Freiheit zurückgeben wollen, dann bedeutet das für uns Erwachsene, mehr Verantwortung zu übernehmen; denn wenn bei Älteren das Infek­ti­ons­geschehen dementsprechend hoch und die Impfrate dementsprechend niedrig ist, ist es klar, dass das auf die Jüngeren zurückfällt. Verantwortung übernehmen heißt auch, hier im Hohen Haus das Politikhickhack und die Politikinteressen von möglicher Stimmenmaximierung hintanzustellen, denn ich glaube, wir haben eines aus dem ersten Lockdown gelernt: dass wir nur gemeinsam und mit einem Stil des Verbindenden bei der Bevölkerung Vertrauen auslösen.

Unser Job als Politiker, als Politikerinnen ist es nicht, die beliebtesten Entscheidungen zu treffen. Unser Job ist es, die Entscheidungen zu treffen, die das Beste für die Bevöl­kerung sind, auch wenn das nicht immer einfach ist. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Kickl.)

Was wünsche ich mir angesichts dessen, dass die Pandemie in absehbarer Zeit leider nicht zu Ende sein wird, zu Weihnachten? – Ich wünsche mir, dass wir zusammen mehr darauf schauen, wie es unseren jungen Menschen geht, und dass wir über Partei­grenzen, über Eigeninteressen hinweg alle Lobby für die Kinder und Jugendlichen unse­res Landes sind. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Wenn ich zum Beispiel auf meine jüngere Schwester Sophia oder meine noch jüngere Cousine Anna schaue, dann bekomme ich zum Teil mit, wie anders ihre Jugendzeit war oder ist, als es meine war, und ich wünsche den beiden so sehr, dass sie ihre Jugend mit allem Drum und Dran zurückbekommen. Das wünsche ich den beiden und allen Jugendlichen in unserem Land. – Danke. (Beifall bei Grünen, ÖVP und NEOS sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

17.59

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich Herr Bundesminister Mag. Schallenberg zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundesminister.