18.48

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzte Staatssekretärin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuseher und Zuseherinnen! Auf die FPÖ und Coronapolitik, Tourismus gehe ich jetzt nicht ein – ich glaube, das haben wir im Aus­schuss schon zur Genüge behandelt. (Abg. Rauch: ... geben Sie es zu! Weitere Zwi­schenrufe bei der FPÖ.)

Was im Moment, glaube ich, im Tourismus gerade dominierend ist, ist sicher der Mitar­beiterInnenmangel, und da kann man nur sagen: Ja, der Hut brennt wirklich. Wir haben Lokale, die nicht aufsperren können, weil sie keine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen finden. Und genau darum – Kollege Hörl hat es schon sehr wertschätzend angebracht, habe ich vernommen (Zwischenruf des Abg. Matznetter– haben wir ein dringendes Paket mit Kontingenterhöhungen, Erweiterung der Mangelberufsliste und Verbesserun­gen der Rot-Weiß-Rot-Karte geschnürt. Es war dringend notwendig, dass wir darauf re­agieren.

Ja, Kollegin von der SPÖ, natürlich müssen wir uns die Arbeitsbedingungen und die Rahmenbedingungen in den Tourismusberufen anschauen, aber das eine schließt ja das andere nicht aus.

Ich gehe jetzt kurz auf die Kritik ein: Im Zusammenhang mit der Rot-Weiß-Rot-Karte, den 2 835 Euro, angesichts der Mangelberufsliste auf Basis des Kollektivvertrags und der ortsüblichen Überbezahlung kann man nicht von Lohndumping sprechen. (Beifall der Abg. Salzmann.) Was wir bei der Rot-Weiß-Rot-Karte gemacht haben, ist, dass wir tat­sächlich Verbesserungen für die Saisonniers, die zu uns kommen, erzielt haben. Ich glaube, es ist auch nicht wirklich sinnvoll, wenn man zwischen Arbeitnehmern und ‑neh­merinnen, die in Österreich auf die Welt gekommen sind, und Arbeitnehmern und ‑neh­merinnen, die aus dem Ausland zu uns kommen, unterscheidet und diese in ihren Rech­ten beschneidet. Ich glaube, das hilft niemandem. (Beifall bei den Grünen und bei Ab­geordneten der ÖVP.)

Ich glaube, es braucht einfach wirklich ein Miteinander. Wenn gerade die SPÖ bei solchen Sachen auf der Seite der FPÖ steht, dann sollte sie sich vielleicht schon einmal überlegen, ob sie auf der richtigen Seite steht.

Wir müssen schon damit aufhören, so zu tun, als ob wir jedes Jahr wieder davon über­rascht werden, dass wir einen MitarbeiterInnenmangel im Tourismus haben. Natürlich ist der Import von ausländischen Arbeitskräften sicher nicht die Lösung. Was wir ganz klar brauchen, sind langfristige Maßnahmen, um die Situation zu verbessern, und natür­lich müssen wir da auf die Geschwindigkeitstaste drücken. Wir wissen, wo das größte Potenzial liegt, und das müssen wir in Österreich ausschöpfen: Das liegt bei den Frauen. Das heißt, wir haben einen Hebel. Das sind auch die touristischen Betriebskindergärten, die wir ausbauen müssen, denn Frauen können nicht arbeiten gehen, wenn sie keine Möglichkeit für Kinderbetreuung haben, wenn die Kinderbetreuungszeiten fehlen. Darum ist das natürlich auch ein Tourismusthema.

Das heißt auch, wir müssen uns den Tourismus im Gesamten anschauen. Ob wir wollen oder nicht, er verändert sich, und ich glaube, ein Weitermachen so wie bisher spielt es nicht mehr. Was wir brauchen, ist, dass wir den Tourismus krisen- und zukunftsfit be­kommen, dass wir Regionen helfen, auf Ganzjahrestourismus umzustellen, dass wir auch von dem Schwarz-Weiß-Denken wegkommen: Im Winter gehen wir Ski fahren und im Sommer gehen wir wandern.

Weil wir gerade beim Thema sind: Ich war letztes Wochenende in den Tiroler Bergen wandern und es war wirklich schön. Das, was ich mir immer wieder denke: Was für ein Glück wir mit unserer Natur in Österreich haben! (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie der Abg. Krisper.)

Genau darum müssen wir aufhören, über überdimensionierte, über Natur zerstörende Projekte nachzudenken. Ja, Kollege Hörl, wenn überall eine Seilbahn steht, die Natur aber nicht intakt ist, bringt das auch nicht so viel, weil wir nicht vergessen dürfen: Die Natur ist unser touristisches Kapital, das wir in Österreich haben. (Beifall bei den Grü­nen.)

Noch ganz kurz zum MitarbeiterInnenmangel: Ich bin froh, dass wir jetzt gemeinsam mit der Staatssekretärin - - Kollegin von der SPÖ, das startet übrigens nicht erst im Herbst, sie führt jetzt schon Gespräche mit allen Stakeholdern, und im Herbst wird zu einem Gipfel geladen, bei dem die Sozialpartner mit am Tisch sind. Ich glaube, es ist grund­vernünftig, dass wir jetzt wirklich alle an den Tisch holen und über Maßnahmen disku­tieren, denn es ist fünf vor zwölf. Ich glaube, wir kommen daran gar nicht vorbei.

Eines noch: Ich meine, wir müssen auch die Chance nützen, Österreich zu einem nach­haltigen Tourismusland Nummer eins zu machen, wovon die Bevölkerung profitiert, unter dem die Natur nicht leidet und wodurch wir Wertschöpfung im Sinne von Qualität statt Quantität erzielen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

18.54

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Julia Seidl. – Bitte.