Bundesrat Stenographisches Protokoll 621. Sitzung / Seite 63

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frauenprobleme – und das haben auch die Kollegin Kainz und die Kollegin Lukasser vorhin schon angesprochen – können nur gemeinsam mit Männern gelöst werden. Dazu stehe ich, und ich glaube – wir wissen das auch –, nur in diesem Sinne ist auch die Aktion "Ganze Männer für halbe/halbe" zu verstehen. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesräten der ÖVP.)

17.32

Vizepräsident Jürgen Weiss: Als nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Gottfried Jaud. Ich erteile es ihm.

17.32

Bundesrat Gottfried Jaud (ÖVP, Tirol): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Hoher Bundesrat! Für die Entwicklung unserer Gesellschaft, glaube ich, sind die Veränderungen in Frauenangelegenheiten von großer Bedeutung. Bitte erinnern wir uns zurück: Unsere Mütter hatten noch keine Chance. Sie mußten auf Gedeih und Verderb, ob der Mann jetzt gut oder schlecht war, bei ihm bleiben. Sie konnten nicht einmal nach Hause zurückgehen, denn auch das war verpönt. Die haben alle gesagt: Du mußt bei deinem Manne bleiben.

Gott sei Dank ist das heute anders. (Bundesrätin Crepaz: Aber nicht durch eure Hilfe!) Wir dürfen also hier nicht so reden, als würden wir uns im tiefsten Mittelalter befinden. Ich glaube, daß sich sehr viel bewegt hat.

Ich selbst bin in einem patriarchalischen Haushalt aufgewachsen. Ich muß sagen, ich mache es anders. Das Beispiel hat mir nicht gefallen. Ich mache meine täglichen Einkäufe, koche an den Wochenenden und helfe auch sonst im Haushalt mit. Auch Backen gehört bei mir dazu. Das mache ich, bitte schön. Nur: Das mache ich freiwillig. (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP.)

Ich hätte sicherlich nur zur Hälfte Freude an dieser Arbeit, wenn mich eine gesetzliche Regelung dazu zwingen würde (Beifall eines einzelnen Bundesrates), wie ich überhaupt glaube, daß ein Eingreifen in die Familienautonomie von Gesetzes wegen sehr schwierig, ja teilweise vielleicht sogar unverantwortlich und sehr bedenklich ist. Es würde damit nämlich ein weiterer Grund für Streit und für das Auseinandergehen der Paare geschaffen, und wir alle kennen ja unsere Gesellschaft und wissen, daß es sehr schwierig ist, diese Partnerschaft in Zukunft aufrechtzuerhalten.

Einen weiteren Aspekt möchte ich in der Beziehung jetzt noch einbringen, und zwar das patriarchalische Verhalten der jungen Männer. Ich spreche auch ab und zu mit jungen Frauen, und da stelle ich folgendes fest: Wenn sie versuchen, eine Partnerschaft einzugehen, wenn sie eine Bekanntschaft machen, so läßt sich der junge Mann bei dem Mädchen behaglich nieder und glaubt, sie würde ihn so bedienen wie seine Mutter. Das macht sie zwei-, dreimal, dann merkt sie, "hoppla", sie ist dann sehr enttäuscht von den jungen Männern, gibt auf und bleibt dann meist allein.

Ich glaube, daß eine große Aufgabe der Mütter darin liegt, die jungen Männer anders zu erziehen, nämlich sie schon ab dem 10. Lebensjahr, wenn sie das schon ein bißchen geschickt können, entsprechend zur Hausarbeit heranzuziehen, damit sie in der heutigen modernen Gesellschaft auch partnerschaftsfähig werden. (Bundesrätin Schicker: Unsere Kinder machen das schon!) Ja, auch meine Söhne kochen genauso wie der Vater. Wir geben ein gutes Beispiel. (Bundesrätin Crepaz: Auf das männliche Vorbild kommt es an!)

Obgleich die Sehnsucht der Jugend nach Ehe und Familie sehr groß ist, gibt es, wie ich bereits gesagt habe, immer mehr allein lebende Menschen. Ich glaube, wir sollten nicht versuchen, durch mehr gesetzliche Regelungen einzugreifen. An erster Stelle soll und muß unser eigenes Beispiel stehen. Damit würden wir die Familien am meisten unterstützen. Frauenpolitik sollte in erster Linie Familienpolitik sein, eine Politik für Familien und Partnerschaften im harmonischen Miteinander, jeder nach seinen Fähigkeiten. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie bei Bundesräten der Freiheitlichen. – Bundesrätin Kainz übergibt Bundesrat Jaud ein T-Shirt mit entsprechendem Werbeaufdruck.)

17.36


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite