Bundesrat Stenographisches Protokoll 622. Sitzung / Seite 121

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Meine Damen und Herren! Ich habe volles Verständnis für die Anliegen der österreichischen Forstwirtschaft und für die wirtschaftlichen Sorgen der Waldbesitzer Österreichs. Ich möchte aber doch darum bitten, den Zugang zum Thema "Wald" nicht ausschließlich über Rundholz- und Schnittholzpreise zu suchen. Der Anteil der Forstwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt betrug 1995 12,8 Milliarden Schilling, das sind 0,5 Prozent. Eine respektable Leistung, würde ich sagen. Im Verhältnis zur Größe des Ökosystems Wald wage ich aber zu behaupten, daß wir mit dem Begriff "Wald" wesentlich bedeutendere Werte verbinden müssen als rein ökonomische.

So würde ich mir wünschen, daß in künftigen Waldberichten die enorme Bedeutung des Waldes als Erholungsraum, den nicht nur wir Österreicher selbst nützen, den wir auch als wesentlichen Werbefaktor in der Fremdenverkehrswirtschaft einsetzen, deutlicher herausgearbeitet und mit konkreten Zahlen unterlegt wird.

Im übrigen darf ich feststellen, daß meine Fraktion den österreichischen Waldbericht 1995 zur Kenntnis nimmt. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesräten der ÖVP.)

18.15

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Als nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Schaufler. – Bitte.

18.15

Bundesrat Engelbert Schaufler (ÖVP, Niederösterreich): Geschätzte Frau Präsidentin! Herr Minister! Werte Damen und Herren! Da wir jetzt Taferl mit nicht sehr eindrucksvollen Darstellungen gesehen haben, auf denen der Wald als Kümmernis bezeichnet wurde, möchte ich feststellen: Ich schätze den Wald und betrachte ihn nicht als Kümmernis. Mich hat aber auch der Beitrag des letzten Redners doch ein bißchen verwirrt – möchte ich fast sagen –, denn den Wald so kalt zu enteignen, ist eigentlich nicht unser Ziel, denn Eigentum muß Eigentum bleiben, und mit Eigentum soll auch, wenn dort Arbeit eingebracht wird, Einkommen erzielt werden können. (Beifall bei der ÖVP.)

Der Waldbericht 1995 unterscheidet sich im wesentlichen nicht so sehr vom letzten Bericht 1994. Das ist nur natürlich, denn der Wald hat eine lange Umtriebszeit, und so mancher Förster, der einen Wald aufgeforstet, ausgepflanzt hat, hat ihn nie als reifen Wald erlebt, weil das halt länger dauert als ein Arbeitsleben oder das Leben eines Menschen.

Wenn man den Waldbericht betrachtet, ist es so, daß sich die Tendenz der Vermehrung der Waldfläche auch in den letzten Jahren nicht geändert hat. Der jährliche Zuwachs an Wald beträgt zirka 2 000 Hektar und hält unverändert seit 1980 – vorher war es sogar etwas mehr – an.

Bei den zunehmenden Waldflächen ist positiv zu vermerken – daran zeigt sich, daß forstliche Maßnahmen greifen –, daß doch der Mischwald mehr wird und die Fichtenmonokulturen – oder der sogenannte Fichtenacker, wie es der Waldviertel-Beauftrage Direktor Kastner immer zum Ausdruck bringt; das hätte ich gern auch Kollegen Gudenus mitgegeben – zurückgedrängt werden. Diese forstlichen Maßnahmen mit dem Ziel, gesunde Laub- und Mischwälder zustande zu bringen, sind ein Beweis dafür – das ist aus dem Waldbericht herauslesbar –, daß die Richtung stimmt. Mischwälder sind einmal grundsätzlich ganz einfach naturnähere Wälder, sie sind widerstandsfähiger gegen Wind, gegen Schädlingsbefall und andere schädigende Einflüsse.

Endgültig vorbei ist die Zeit, in der man Buchenschößlinge als Unkraut bezeichnet und vernichtet hat. Wie in anderen Bereichen ist es auch in der Forstwirtschaft so, daß man dazulernt, aber – ich sage es noch einmal – durch die lange Umtriebsdauer geht die Veränderung natürlich wesentlich langsamer vor sich.

Dem Wald setzt vieles zu, dem Wald wird vieles, allzu vieles zugemutet. Nun, was setzt dem Wald so stark zu, daß wir oft schon von nicht mehr ganz gesunden Wäldern sprechen? – Schädlinge, allen voran der Borkenkäfer. Mein Vorredner Gudenus hat sehr umfangreich über vieles gesprochen, aber über diese Schädlinge nicht, und er hat, obwohl Waldviertler Waldbesitzer, auch nicht über den Eis- oder Rauhreifbruch des vorangegangenen Jahres gesprochen. Das hat natürlich auf die gesamtwirtschaftliche Situation der Waldbesitzer ganz wesent


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