Bundesrat Stenographisches Protokoll 691. Sitzung / Seite 46

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13.54

Bundesrat Mag. John Gudenus (Freiheitliche, Wien): Verehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kolleginnen! Ich begrüße auch die beiden Staatssekretäre. – Auch ich will mich bei meinen Ausführungen im Großen und Ganzen auf die Hochwasseropfer, auf das Hochwasseropferentschädigungs- und Wiederaufbau-Gesetz, beschränken.

Einige Vorredner und Vorrednerinnen haben die Wachau, das Kamptal und weitere österreichische Gebiete genannt, auch Salzburg und so weiter. Nur eines habe ich nicht gehört: Das Kremstal, in dem ich nämlich auch zu Hause bin, wurde nicht erwähnt. Dieses ist aber etwa ab der Gudenushöhle bis nach Krems sehr nachhaltig zerstört worden. Senftenberg, Rehberg, um nur einige Hauptorte zu nennen, müssen in diesem Zusammenhang angeführt werden. Daran wird nämlich deutlich, dass das Hochwasser keine Grenzen kennt.

Ich erlaube mir, schlagwortartig einen kleinen geschichtlichen Rückblick zu geben. Ich werde ein paar wesentliche Ereignisse herausgreifen, und zwar deshalb, weil Kollege Schennach ökologische Probleme gesehen hat: Flächenversiegelung, Landwirtschaft, Kraftwerke und Straßen.

Wer war schuld – das nehme ich der Kuriosität halber als Erstes – an der verheerenden Heuschreckenplage in Österreich 1338 bis 1340? – Ich kann es nicht beurteilen, aber es wäre unsinnig, eine Schuldzuweisung zu treffen.

Oder die Donauüberschwemmung 1342, die 6 000 Todesopfer forderte. Diesmal sind zum Glück, so glaube ich, nur zwei Todesopfer bei diesem verheerenden Hochwasser zu beklagen gewesen. (Bundesrat Schennach: Sieben Todesopfer, nicht zwei!) Sieben Todesopfer? – Wir wollen jetzt keine Steigerungsstufen bei den Todesopfern herbeiführen.

Wien wurde 1501 von der Donau zehn Tage lang überschwemmt, und das Allerheiligen-Hochwasser 1787 hatte in Wien verheerende Folgen.

1829/1830 ließ lang anhaltender Frost die Donau und ihre Nebenflüsse zufrieren. Mit dem einsetzenden Tauwetter überschwemmte die Donau Ende Februar Wiens Vorstädte. 74 Menschen ertranken. Es war der kälteste Winter seit Beginn der Messung.

Im Februar 1862 lag das Wasser der Donau 3 bis 4 Meter über dem Normalstand. Weite Teile Wiens wurden überflutet, worauf die Donauregulierung beschlossen worden ist.

Kollege Schennach! Die Donauregulierung Wiens hat ab 1864 dazu beigetragen – und jetzt auch das Entlastungsgerinne –, dass die Hochwässer nicht mehr so desaströs waren wie vorher. (Bundesrat Schennach: Aber die Regierung in Wien ist gescheitert daran!) Der Eingriff des Menschen ist nicht immer zum Nachteil des Menschen. Das soll doch auch klar gesagt werden! (Beifall bei Bundesräten den Freiheitlichen. – Bundesrat Rosenmaier: Sagen Sie das der ÖVP! Die ist ausgezogen damals! Die haben die Koalition gesprengt!)

1954 kam es im Einzugbereich der Donau zu einem Jahrhunderthochwasser, das Linz schwer betraf und in Wien den Pegelstand auf 790 Zentimeter hochschnellen ließ.

Im Jahr 1961 wurden 16 Bezirke Wiens überschwemmt.

1965 stand im Marchfeld das Wasser 30 Tage lang auf den Feldern; 80 Prozent der Felder wurden überschwemmt.

Ich habe diese paar Beispiele gebracht, um Ihnen zu zeigen, dass der Mensch diesen Naturkatastrophen oft hilflos ausgeliefert ist. Es ist richtig: Es wurde – Ähnliches gilt für die Lawinen – auch im Wassergebiet gebaut, wo man eigentlich nicht bauen sollte. Eine "Mitschuld" – aber ich betone: "Mitschuld" unter Anführungszeichen! – der Gemeinden, Länder und der Republik kann man annehmen, aber es ist nicht die Schuld der Menschen, denn diese haben dort in guter Absicht gebaut und gearbeitet. Immer nur alles auf Ökologie und Bodenversiegelung und Ähnliches zu schieben, halte ich schlichtweg für eine Irreführung.


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