Bundesrat Stenographisches Protokoll 709. Sitzung / Seite 55

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richter die Untersuchungshaft verhängt wird, in den Gefängnissen auch entsprechend verwahren können. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.) Noch ist diesem Nach­holbedarf nicht entsprochen.

Ich bedanke mich auch bei Herrn Bundesrat Professor Böhm, der wie immer beson­ders profund auf die Thematik eingegangen ist, für die klaren Hinweise, dass die euro­päische Staatsanwaltschaft nicht die Lösung sein kann. Das ist ein Souveränitäts­verlust, der uns unnötigerweise abverlangt werden soll und dem wir nicht nachgeben sollten. Es hat uns noch niemand in der EU erklären können, wozu diese europäische Staatsanwaltschaft gut sein soll. Das ist eine Anmaßung, die wir nicht nötig haben, und zwar vor allem deshalb nicht, weil wir einen hoch entwickelten Rechtsstaat haben, der seine Sicherheit selbst besorgen kann und der auch in der Lage ist, Unrecht zu verfol­gen und zu sühnen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Wir müssen auch zugeben, dass Nachholbedarf besteht, was die Ausgestaltung der Strafbarkeit juristischer Personen betrifft. Ich muss sagen, je mehr man sich in das Thema vertieft, umso mehr wird einem die Dringlichkeit dieses Nachholbedarfes klar. In vielen Fällen wird persönliche Schuld gesucht – ich meine das jetzt nicht aktuell, sondern prinzipiell –, wo insgesamt das Unternehmen eine Unterlassung und/oder ein Organisationsverschulden begangen hat, das für sich alleine gesühnt gehört und für den Rechtsschutz der Bevölkerung ausreichend wäre, ohne dass man in übertriebe­nem Ausmaße gegen Personen Schuldvorwürfe erheben müsste.

Nicht zuletzt bedanke ich mich auch bei Herrn Dr. Manquet – er ist hier –, der die schwierige juristische Arbeit geleistet hat. Ich freue mich, dass Sie alle diesem Gesetz zustimmen werden. – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

12.18

 


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Bitte, Herr Bundesrat Hagen.

 


12.18

Bundesrat Christoph Hagen (Freiheitliche, Vorarlberg): Sehr geehrter Herr Vizepräsi­dent! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Ein Bericht über die organi­sierte Kriminalität lässt mich nicht ruhig sitzen. Ich muss auch noch das Wort dazu er­greifen und einige Sachen klarstellen oder als Insider hier einiges mitteilen. (Bundesrat Schennach: Nicht wieder die Schweiz, bitte!)

Die organisierte Kriminalität findet in mehreren Bereichen statt. Der Drogenhandel ist fest in türkischer und afrikanischer Hand, die gewerbsmäßigen Einbrüche mit reisen­den Tätern in der Hand der Ostbanden, der Frauenhandel ist fest in Ostbandenhand und in der Hand türkischer Tätergruppen, die Schleppertätigkeit: Ostbanden und ver­schiedene andere Staaten, die Geldwäsche: allgemein, Raubdelikte: mittlerweile schon bereits bis Portugal, die Täter kommen von überall her, um hier in Österreich Raube zu verüben. Ich könnte endlos fortsetzen, was alles in die organisierte Kriminalität hinein­fällt.

Gerade die EU-Osterweiterung hat diese organisierte Kriminalität mit reisenden Tätern begünstigt. Wir wissen alle, dass die Grenzen nicht mehr so dicht sind, wie sie eigent­lich sein sollten.

Wir wissen alle, dass in den ehemaligen Oststaaten und jetzigen neuen EU-Ländern die Kriminalitätsrate sehr hoch und auch die Verwaltung beziehungsweise die Exeku­tive teilweise etwas korrupt ist. Das hat man in Untersuchungen anlässlich des EU-Beitritts festgestellt. Man hat darüber hinweggesehen, aber fassen wir doch die Tat­sachen ins Auge: Es ist nicht alles Gold, was glänzt! Hier muss ich schon sagen, dass noch einiges auf uns zukommt und dass sämtliche Maßnahmen, die man treffen kann,


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