Bundesrat Stenographisches Protokoll 710. Sitzung / Seite 104

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hat. Daher ist der Mutterschutz für die Mutter da. Der Vater kann sich ja einbringen, denn er kann ja in der ersten Woche in Pflegeurlaub gehen, und er kann sich auch noch danach einbringen, denn er kann in der zweijährigen Karenzzeit auch seinen Dienst leisten. Daher ist es nicht unbedingt notwendig, dass wir da noch etwas Zusätz­liches einführen, denn Sie sagen ja selbst, für viele Frauen gibt es einfach das Hinder­nis, dass man sagt: Ich will keine Frau einstellen, denn die könnte schwanger werden und dann in Karenz gehen! Sollen wir dieses Hindernis auch für die Männer aufbauen? (Bundesrätin Dr. Lichtenecker: Gleiches Recht für alle!) – Ich meine aber trotzdem, dass es nicht notwendig ist. (Bundesrat Schennach: Das ist eine Benachteiligung der Frauen!)

Abschließend: Meine Damen und Herren! Es ist wichtig, dass für unsere Familien Maß­nahmen gesetzt werden, die familienfreundlich sind, die die Koexistenz von Familie und Beruf fördern, aber dem Arbeitnehmer und auch dem Arbeitgeber keine Nachteile bringen. Daher macht es Sinn, gemeinsam mit der Wirtschaft familienfördernde Pro­jekte auszuarbeiten. Dieses Elternteilzeitmodell ist ein Beitrag unter vielen, die pro­phezeite demographische Entwicklung zu ändern. Daher werden wir diesem Gesetz zustimmen – wir halten es auch für gut. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

15.18

 


Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Zum Wort gemeldet: Herr Bundesrat Dr. Gumplmaier. – Bitte.

 


15.19

Bundesrat Dr. Erich Gumplmaier (SPÖ, Oberösterreich): Sehr geehrte Frau Präsi­dentin! Sehr geehrte Frau Staatssekretär! Werte Bundesrätinnen und Bundesräte! Das heute vorliegende Gesetzespaket, mit dem eigentlich ein Recht auf Elternteilzeit im Vorschulalter gesichert werden sollte, ist dem Grunde nach eine Uraltforderung der Sozialdemokraten. Wir werden dem daher zustimmen, obwohl wir den Schritt für we­sentlich zu klein halten. Der Schritt ist zu klein, der Schritt ist mutlos. Er bringt tatsäch­lich kaum eine Verbesserung für die Bedingungen der Familien. Wir stimmen zu, weil die Richtung stimmt.

Die Regierungsvorlage beweist nur eines: Die SPÖ hat Recht mit ihrer langjährigen Forderung, in der Familienförderung die richtige Richtung einzuschlagen, nämlich die Rahmenbedingungen für die Familien zu verändern. Die Rahmenbedingungen werden vor allem am Arbeitsplatz eingeengt.

Sie haben einen halbherzigen Schritt gesetzt, in Wirklichkeit kapitulieren Sie vor der Wirtschaft. Vermutlich müsste hier vor allem der so genannte Wirtschafts- und Arbeits­minister als großer Verhinderer Rede und Antwort stehen. Sie beweisen mit der Schmalspur-Ausgabe, dass kurzfristige Kostenargumente in Wirklichkeit höhere Priori­tät als die Familien haben.

Warum sind wir unzufrieden? – Die Kritik kann zusammengefasst werden: nur Betriebe über 20 Dienstnehmer. Das Gegenargument wurde von einer der Vorrednerinnen schon erwähnt: Die Teilzeitquote, von Frauen zum Beispiel, steigt mit der Kleinheit der Betriebe. Wenn daher von der Regierung als Argument angeführt wird, dass es die Betriebe vor unvorhergesehene Probleme stellen würde, wenn man die Elternteilzeit auch für die kleinen Betriebe einführen würde, dann muss ich sagen, dies ist eigentlich durch die Realität, durch die Wirklichkeit schon widerlegt. Denn es sind gerade die Kleinbetriebe, die jetzt schon Teilzeitbeschäftigte haben. (Bundesrätin Gansterer: Nicht nur! Das hat auch mit der Familiensituation zu tun! Nicht nur!) – Ja, nicht nur. Aber wenn als Argument die Steuerbarkeit und Unvorhersehbarkeit ins Treffen geführt wird, dann muss ich sagen: Die Betriebe unter 20 Beschäftigten beweisen schon jetzt, dass die Personalplanung durchaus bewältigbar ist. Daraus ergibt sich, dass in Wirk-


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