BundesratStenographisches Protokoll740. Sitzung / Seite 22

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Präsident Gottfried Kneifel: Zu Wort gemeldet ist noch Herr Bundesrat Gruber. Ich erteile es ihm. (Ruf bei der ÖVP – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Bundesrates Gruber –: Das ist aber jetzt die letzte Polemik, Herr Bundesrat!)

 


13.07.36

Bundesrat Manfred Gruber (SPÖ, Salzburg): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Erstens möchte ich noch einmal die Gelegenheit wahrnehmen, bevor ich mich quasi nicht mehr zu Wort melden darf, aber ich werde es mir auch als Präsident nicht verbieten lassen, mich zu Wort zu melden, wenn ich denke, dass es notwendig ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Kollege Mayer! Sie haben Frau Kollegin Knoll geantwortet. Ich möchte, dass wir bei zwei Themen die Kirche im Dorf lassen. Kollege Wolfinger hat gesagt, und dafür habe ich ja Verständnis: Schulden sind nie gut. Dass du dich aber hier ans Rednerpult stellst und Schulden beklagst, nachdem deine Partei seit 20 Jahren in der Regierung sitzt, 14 Jahre als Juniorpartner und jetzt sechs Jahre in der Hauptverantwortung für dieses Land, dafür fehlt mir, das muss ich ehrlich sagen, das Verständnis. (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Kollege Wolfinger! Was die Bauernpensionen anbetrifft, da müssten alle Bauern beim Abendgebet sagen: Dank Kreisky haben wir eine Bauernpension, sonst hätten wir wahrscheinlich keine. (Zahlreiche Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ich kann mich noch erin­nern – ich war damals ein sehr junger Mann –, dass es damals, als Kreisky die Bau­ernpension eingeführt hat, geheißen hat, dass das das Ende der Selbständigkeit der Landwirte ist. Dass es nicht so gekommen ist, sieht man heute. Dass sie niedrig ist oder dass sie nicht diese Höhe hat, Herr Kollege, das wissen wir beide auch genau. Da muss man eben vermutlich einmal über den Einheitswert reden. Dann wird sich auch bei den Pensionen der Landwirte etwas ändern. (Ruf bei der ÖVP: Aha, daher weht der Wind!)

Herr Kollege Mayer! Es ist schon ein bisschen abgehoben – sage ich ganz offen – von dir, wenn du dich da ans Rednerpult stellst und von einer so tollen Wirtschafts- und Finanzpolitik sprichst. Herr Kollege Mayer! Ich habe hier im Bundesrat, und wahr­scheinlich hast du mir damals nicht zugehört, über die ÖIAG gesprochen und über alles, was die ÖIAG aus dem Staatsbesitz verkauft und veräußert hat. (Bundesrat Mag. Klug: Die Austria Tabakwerke!) – Ja, genau! Da sind mir vor allem zwei Betriebe aufgefallen: Der eine war die Austria Tabak und der andere war die Telekom. Die ist auch verkauft worden. Die Erträge, die daraus erwirtschaftet worden sind, waren sehr mickrig. Daran wird man wohl auch Kritik üben dürfen.

Dass man das restliche Eigentum, das Familiensilber, verkauft hat, darüber braucht man nicht mehr zu reden, das ist weg. (Bundesrat Mag. Himmer: Blanker Unsinn!) Das hat Ihnen oder auch dem Herrn Finanzminister aber dazu gedient, einmal in der Ära seiner Tätigkeit eine Null zu schreiben. Einmal! (Ruf bei der ÖVP: Besser wenigstens einmal ausgeglichen bilanzieren, als immer nur Schulden machen!) Dazu hat der Ver­kauf von Währungsreserven beigetragen. Mag schon sein, dass vorher auch welche verkauft worden sind. (Ruf bei der ÖVP: Doppelt so viel!) Sie sind jedoch verkauft worden, und das ist unbestritten. Dann kann man sich nicht hierher ans Rednerpult stellen und nur darüber reden, was früher gewesen ist. Sie sind in dieser Regierungs­zeit verkauft worden. Damit muss man leben, und nur dadurch hat man es geschafft!

Eines, Herr Kollege, ist auch klar: Dass man die ASFINAG und die ÖBB ausgegliedert hat und dass man dort jetzt bereits 18 Milliarden € Schulden angehäuft hat, ist auch ein Faktum. Das sind ja auch Staatsschulden! So kann es ja nicht sein, bitte. So kann es nicht sein! Für diese Schulden haftet die Republik Österreich genauso, wie wenn sie im Budget gestanden wären. Darum geht es! (Heftige Zwischenrufe bei der ÖVP.)

 


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