BundesratStenographisches Protokoll759. Sitzung / Seite 71

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Ich bin in eine Schule mit 45 Kindern gegangen, und für den Weg zur Schule brauchte man zwei Stunden – denn diejenigen, die keine Eltern mehr hatten, hat man auf den höchsten Berg von den Nockbergen hinaufgeschickt –, und dann zwei Stunden Heimweg! Frau Bundesminister, da hat es keine Schonung gegeben. Wir mussten lernen! Ob daheim die Arbeit zu erledigen war oder nicht, das hat man nicht gefragt. Das Lehrziel musste erfüllt werden!

Wir haben auch in Kärnten ein kostenloses Vorschuljahr. Ich kann denjenigen, die das noch nicht haben, nur sagen: Das ist sehr positiv. Es wird gerne angenommen und trägt sicher dazu bei, die Kinder auf den Schulbeginn vorzubereiten.

Sehr geehrte Frau Bundesminister, unsere Sorge gilt auch Schlagzeilen wie jenen in der „Presse“ vom 11. Juli, die da lauten: Immer mehr Fünfzehnjährige können nicht lesen. Analphabetentum nimmt zu. Die EU steckt tief in der Bildungskrise. Fünfzehn­jährige können nicht lesen. Fünfzehnjährige verstehen nicht, was sie lesen. – Zitat­ende.

Laut EU haben wir hier eine große Streuung: von minus 4,8 Prozent Leseschwäche in Finnland bis 53,5 Prozent in Rumänien. Wir liegen im Mittelfeld.

Im EU-Schnitt gibt es 15 Prozent Schulabbrecher, in Österreich sind es 11 Prozent. Kolleginnen und Kollegen, das sind unsere Problemkinder! Wenn wir das analysieren, können wir genau feststellen, dass dort die Probleme liegen. Das sollte uns Sorgen machen, und das darf es nicht geben. Frau Bundesminister, da müssen wir etwas tun!

Erfreulich ist in Österreich die Lehre mit Maturaabschluss. Mit 84,9 Prozent liegen wir da weit über dem europäischen Durchschnitt.

Noch einmal: Die Absenkung der Schülerzahl auf maximal 25 ist sehr positiv. Ebenso ein Ja zur zusätzlichen Einstellung von Lehrern, ein Ja zur Lehre mit Matura, ein Ja zum lebenslangen Lernen. Und es sollen auch die allgemeinen täglichen Aufgaben des Lebens in das Lernziel aufgenommen werden, Frau Bundesminister. Dann wäre unsere Jugend, glaube ich, für die Zukunft gut gerüstet.

Und wenn wir all das machen, und wenn wir der Jugend diesen Stellenwert geben, zu dem auch wir heute hier einen positiven Beitrag geleistet haben, dann sind wir auf dem richtigen Weg, denn die Jugend ist unser größtes Kapital.

Frau Bundesminister, ich bin gerne bereit, Sie in dieser Frage voll zu unterstützen. – Danke. (Beifall des Bundesrates Mitterer.)

12.49


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Preiner. – Bitte, Herr Bundesrat.

 


12.49.24

Bundesrat Erwin Preiner (SPÖ, Burgenland): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich denke, die vorliegende geplante Änderung des Schulorganisations- und -unterrichtsgesetzes ist hundertprozentig zu unterstützen. Es wurde von einem meiner Vorredner heute bereits angesprochen, dass nur dann, wenn gemeinsam gearbeitet wird, auch das optimale Ergebnis zustande kommt. Ich würde mir auch wünschen, dass in vielen anderen Bereichen, über den Bildungs­bereich hinaus, gemeinsam gearbeitet wird. Dann würde auch für den gesamten öster­reichischen Staat Positives herauskommen.

Eine Senkung der Klassenschülerhöchstzahl auf den Richtwert 25 ist schon eine jahre­lange Forderung auch der Gewerkschaften FSG und FCG, wie wir wissen. Im Plenum befassten wir uns auch schon einige Male damit. Im Pflichtschulbereich haben bereits viele Bundesländer die Senkung der Klassenschülerhöchstzahl auf 25 vorgenommen.


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