9.49

Bundesrätin Ing. Judith Ringer (ÖVP, Oberösterreich): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuschauerinnen und Zuschauer! Wer von uns kennt ihn nicht, den Spruch: Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir! – Und jetzt sind wir in einer Situation, in der uns das Leben etwas lehrt, in der die Schule und alle, die dazugehören, etwas lernen müssen. Wir bekommen gerade eine Nachhilfestunde im Unterrichtsfach Leben und seine Planbarkeit. Im Leben ist nicht immer alles planbar, das dürfen wir gerade im wahrsten Sinne des Wortes am eigenen Leib erfahren.

Im Gegensatz zu einem normalen Schulfach gab es nicht einen leichten Einstieg und dann einen langsamen Aufbaulehrgang, das Virus war im Frühjahr einfach da und hat den gesamten Unterrichtsablauf vor enorme Herausforderungen gestellt. (Zwischenruf des Bundesrates Schennach.) Wir reden hier von einem Schulsystem mit mehr als 5 000 Standorten, rund 1,1 Millionen Schülerinnen und Schülern und 120 000 Lehr­kräften. Jetzt befinden wir uns im Herbst und es zeigt sich, was wir in diesem Crashkurs gelernt haben – und das ist einiges. (Zwischenruf der Bundesrätin Hahn.)

In den Schulen gibt es jetzt Krisenteams, Coronabeauftragte und Ablaufpläne. Wir haben gelernt, dass Unterricht auch online stattfinden kann. (Ruf: Kann er nicht!) Zugegeben, diese Unterrichtsform ist im Volksschulalter nur bedingt anwendbar. Viele Lehrkräfte haben auch ihre Kreativität wiederentdeckt, indem sie spannende Varianten für ihre Unterrichtsfächer gefunden haben. Wir haben einen enormen Schritt im Bereich des Zukunftstrends Digitalisierung gemacht, das ist sicher einer der positivsten Effekte dieser Situation. (Zwischenruf der Bundesrätin Grimling.)

Unser Ziel kann und muss es sein, den Regelunterricht, solange es geht, aufrecht­zuerhalten. Speziell für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf ist ein derartiger Unterricht enorm wichtig. Als Mutter einer solchen Tochter weiß ich den Unterricht und die Quali­täten der Lehrkräfte sehr zu schätzen, denn diese befinden sich im Spannungsfeld zwi­schen Förderung und den gesundheitlichen Herausforderungen, da diese Kinder eben das Tragen einer Mund-Nasen-Schutzmaske nicht akzeptieren oder diese nicht tragen können. (Bundesrat Steiner: ... was anderes gesagt!) Und was die Lehrkräfte, Betreu­erinnen und Betreuer in diesem Spannungsfeld leisten, ist absolut erwähnenswert, und ich möchte ihnen hiermit allen sehr herzlich danken. (Beifall bei der ÖVP und bei Bun­desrätInnen der Grünen.)

Das alles wurde im vom Bildungsministerium vorgelegten Konzept für den Herbst 2020 berücksichtigt. Es umfasst viele Maßnahmen: den rechtlichen Rahmen, pädagogische Leitlinien und, nicht zu vergessen, Unterstützungsangebote. Damit gibt es ein Hand­buch, das den Umgang mit dieser Situation erleichtert. Herzlichen Dank dafür, Herr Minis­ter. (Beifall bei der ÖVP sowie der Bundesrätin Hauschildt-Buschberger.)

Zusätzlich zu den organisatorischen Herausforderungen gibt es für die Pädagoginnen und Pädagogen auch Lernunterschiede zu berücksichtigen. Nicht alle Schülerinnen und Schüler konnten die Lernphase im letzten Schuljahr gleich nutzen. Manchen fehlte es an der Hard- und Software, einigen fehlte es an der elterlichen und sonstigen Unterstützung, einigen ganz einfach an der Motivation, und andere waren schlichtweg mit der Situation überfordert. Weiters gab es solche, die von der Einzelförderung absolut profitiert haben. All diese Gruppen wieder auf einen einheitlichen Stand zu bringen, ist keine einfache Aufgabe, die unsere Lehrerinnen und Lehrer bewältigen müssen, und deshalb war die Sommerschule, wie schon meine Kollegin erwähnt hat, ein absolutes Erfolgsmodell.

Dieser Virus lehrt uns und unseren Kindern noch etwas ganz Wichtiges: den Umgang mit Krisen. Wie gehen wir mit einer ungeplanten Situation um? Sehen wir nur noch das Negative? Sehen wir nur all die Krisen? Sehen wir die Nachteile? Wie schaffen wir es, uns schnell an eine Situation anzupassen? Nutzen wir auch die positiven Effekte und die Chancen und Möglichkeiten? Und es ist nicht hilfreich, den Kindern zu erklären, dass sie eine verlorene Generation sind, sondern wir sollten ihnen zeigen, dass es in jeder Situation Chancen und Möglichkeiten gibt. (Beifall bei der ÖVP.)

Was wir unseren Kindern auch lernen können, ist ein disziplinierter Umgang miteinander: das Zuhören, das respektvolle Anhören und nicht das Dazwischenschreien. Das sollte man gerade von Lehrkräften erwarten können. (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrätin Schumann: ... im Parlament!)

Präsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Frau Kollegin, 5 Minuten sind vorbei, ich bitte um den Schlusssatz!

Bundesrätin Ing. Judith Ringer (fortsetzend): Damit sind wir wieder beim Anfang: Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir! Es gibt nur noch eines zu sagen: Es ist, was es ist, aber es wird, was wir daraus machen! Darum: Machen wir das Beste daraus! – Danke. (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Schreuder.)

9.55

Präsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Mag.a Daniela Gruber-Pruner. – Bitte, Frau Bundesrätin, ich erteile es Ihnen.