15.14

Bundesrätin Doris Hahn, MEd MA (SPÖ, Niederösterreich): Geschätzter Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ge­schätzte Damen und Herren zu Hause via Livestream! Ich möchte mit einem Zitat von Cicero beginnen, das ist mittlerweile mehr als 2 000 Jahre alt: „Einem Haus eine Bibliothek hinzuzufügen heißt, dem Haus eine Seele zu ge­ben“, oder freier übersetzt: „Ein Haus ohne Bücher ist wie ein Mensch ohne Seele.“ Ich glaube, dem kann man durchaus zustimmen.

Ohne Zweifel ist das Buch bis heute ja eine Erfolgsgeschichte, in vielfältigsten Ebenen ein wichtiges Medium und Instrument in der Bildung und dort nicht mehr wegzudenken, um vielleicht auch dem Alltag für ein paar Minuten zu ent­fliehen und die eigene Fantasie anzuregen.

Wenn wir an all die großen Literaten der vergangenen Jahrhunderte denken, so ist das Buch kulturgeschichtlich durchaus ein ganz immens wichtiges Gut. Das heißt, das Lesen ist nach wie vor auch in der digitalisierten Welt eine Kulturtech­nik, ohne die es nicht geht.

Auch als Lehrerin sehe ich das täglich, egal in welchem Fach: Ohne Lesekompe­tenz geht es nicht. Lesekompetenz ist ganz klar auch eine Grundvorausset­zung für das Berufsleben und für das Erwachsenenleben ganz generell.

Ganz besonders die letzten Jahre während der Pandemie haben dazu geführt, dass sich der Kauf und auch der Handel von Büchern noch stärker in den Onlinebereich verlagert hat. Wir haben es heute schon gehört: Verschiedene Onlineriesen haben nicht nur, aber auch in der Sparte Bücher teils extreme Gewinne erzielt, währenddessen die kleinen Buchläden teilweise einen extrem starken Rückgang zu verzeichnen hatten und immer noch haben. Aus diesem Grund stimmen wir der Gesetzesvorlage zu, weil es natürlich auch und vor allem darum geht, den kleinen Buchhandlungen auch weiterhin eine Chance am Markt und ganz besonders im Onlinewettbewerb zu gewährleisten.

Große Ketten, die natürlich vor allem im Onlinehandel tätig sind, können schon allein aufgrund der weit größeren Menge mit viel niedrigeren Preisen wirtschaften und kalkulieren, was dem sogenannten Buchhändler Ihres Vertrau­ens in dieser Form so nicht möglich ist. Wir sehen ja auch in all jenen Ländern, in denen es die Buchpreisbindung nicht mehr oder nicht gibt, dass genau diese kleinen Läden, in denen man ganz persönlich beraten wird, in denen man auch die Vorlieben seiner Kundinnen und Kunden ganz genau kennt, in de­nen es spezielle Angebote für Kinder gibt und in denen Lesungen mit aufstre­benden neuen Autorinnen und Autoren stattfinden, um ihnen eine erste Bühne zu geben, dann eben der Reihe nach schließen müssen. Das ist sicher nicht in unserem Interesse, daher auch unsere Zustimmung.

Ein Wermutstropfen bleibt aus unserer Sicht aber nach wie vor: Wir hätten uns gerade im Lichte der aktuellen Krisen und vor allem der Teuerung, die aktuell in Gang ist, auch eine Erhöhung des Rabatts für Bibliotheken auf 20 Prozent ge­wünscht. Man ist da bei den 10 Prozent Rabatt geblieben. Das ist auch des­halb so besonders schade, wenn man bedenkt, dass Bücher auf den Einkaufslis­ten der Menschen gerade jetzt natürlich nicht unbedingt ganz, ganz oben zu finden sind. Viele Menschen wissen nicht mehr, wie sie die nötigen Lebens­mittel für den täglichen Bedarf finanzieren sollen, und da stehen Bücher dann natürlich nicht ganz oben.

Das heißt, Bücher sind inzwischen leider schon viel zu oft zu einem Luxusgut geworden. Dadurch gewinnen aus meiner Sicht Bibliotheken wieder weit mehr an Bedeutung und sind natürlich auch eine Möglichkeit, dass zum Beispiel Kinder und Jugendliche, die aus finanziell nicht so gut ausgestatteten Familien kommen, ganz niederschwelligen Zugang zu Literatur haben. Das wäre aus meiner Sicht ganz, ganz besonders wichtig, denn, das müssen wir leider so sehen, diese Kinder gibt es auch in Österreich. Wir haben erst vor Kurzem im Kinderrechtsausschuss wieder bestätigt bekommen, dass Armut und Armutsge­fährdung mitten in Österreich angekommen sind.

Wir werden das also weiterhin aufmerksam verfolgen und gegebenenfalls auch Anträge dazu einbringen. Wir werden sehen, wie sich die Teuerung noch weiter entwickeln wird.

Dass sich Bücher und das Lesen erfreulicherweise auch trotz des Zeitalters der Digitalisierung, wie man es ja auch so schön nennt, immer noch großer Beliebtheit erfreuen, sieht man beispielsweise an so großen Events wie der Frankfurter Buchmesse oder auch hier vor Ort der Buch Wien, die ja erst vor wenigen Tagen mit über 51 000 Besucherinnen und Besuchern, 320 Ausstel­lern, unterschiedlichsten Autor:innen, Journalist:innen, Verleger:innen und vielem mehr stattgefunden hat. Das stimmt mich zuversichtlich, dass das Buch auch weiterhin seine Existenzberechtigung haben wird.

Lassen Sie mich abschließend noch einen weiteren Buchtipp anfügen. Da ja aktuell die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen stattfinden, habe ich mich für einen besonderen Buchtipp für Sie entschieden, und zwar für ein Buch, das ich Ihnen wirklich wärmstens empfehlen möchte und das uns, glaube ich, alle zum Nachdenken und uns hier im politischen Kontext auf politischer Ebene auch wirklich zum Handeln anregen sollte, ein Buch mit tragischem und drama­tischem Inhalt: „Heimat bist du toter Töchter: Warum Männer Frauen ermorden – und wir nicht mehr wegsehen dürfen“ – aus meiner Sicht quasi ein Mahnmal für die 319 in den letzten elf Jahren ermordeten Frauen in Öster­reich, herausgegeben von Autorin Yvonne Widler, die in dem Buch all jenen Frau­en ihre Stimme zurückgibt, die sie auf so brutale Art und Weise verloren ha­ben. – Meine wärmste Empfehlung dafür.

Abschließend noch einmal: Wir stimmen natürlich zu. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ, bei Bundesrät:innen der Grünen sowie der Bundesrätin Zwazl.)

15.20

Vizepräsident Bernhard Hirczy: Vielen Dank, Frau Bundesrätin.

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Günter Pröller. – Bitte, Herr Bundesrat.