11.05

Bundesrätin Claudia Hauschildt-Buschberger (Grüne, Oberösterreich): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Gäste! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Es ist jetzt tatsächlich schon einige Zeit her, dass sich meine älteste Tochter dazu entschlossen hat, im Sommer in einem Alten- und Pflegeheim zu arbeiten. Sie war damals 16 Jahre alt und wollte das unbedingt machen. Natürlich hat sie nur Hilfstätigkeiten ausgeführt, aber sie hat dadurch einen guten Einblick in den Alltag in einer Pflegeeinrichtung erhalten.

Sie hat auch die zwei darauffolgenden Sommer im Altenheim gearbeitet und ist auch später immer wieder ins Heim gegangen, auch heute noch hilft sie dort ehrenamtlich aus. Aus dieser Erfahrung heraus, die sie ab dem 16. Lebensjahr gemacht hat, hat sie sich dann nach der Matura zu einem Medizinstudium entschlossen. (Beifall bei den Grünen, bei Bundesrät:innen von ÖVP und SPÖ, des Bundesrates Arlamovsky sowie Bravoruf des Bundesrates Kornhäusl.)

Ich habe noch eine weitere Tochter, und auch die hat, wahrscheinlich auch angeregt durch Gespräche mit ihrer Schwester, drei Sommer lang im Alten- und Pflegeheim im Nachbarort gearbeitet, und auch sie arbeitet heute ehrenamtlich beim Roten Kreuz. (Beifall bei den Grünen, bei Bundesrät:innen von ÖVP und SPÖ sowie des Bundesrates Arlamovsky. – Bundesrat Körnäusl: Super!)

Rückblickend kann ich aus heutiger Perspektive sagen, dass es wirklich gut und wichtig für die beiden war, diese Erfahrung zu machen, und sie selber sagen es auch.

Fakt ist, und da komme ich zu unserem heutigen Gesetzesbeschluss, wir haben – und das wurde auch von meinen Vorredner:innen schon gesagt – ein bekanntes Personalproblem in der Pflege. Es gibt zu wenige Menschen, insbesondere nämlich junge Menschen, die sich für diesen Beruf entscheiden, und das hat verschiedenste Gründe.

Ein Grund ist sicherlich auch, dass viele Schulabsolvent:innen sich für einen Lehrberuf entscheiden und das bis jetzt in der Pflege nicht möglich war. Eine Lehre zu machen ist gerade am Land eine sehr naheliegende Entscheidung, und das ist auch gut so. Wir haben in den letzten Jahren die Lehre aufgewertet, und mit der Einführung einer Pflegelehre machen wir jetzt etwas ganz Naheliegendes: Wir bieten jungen Menschen den sofortigen Einstieg in den Pflegeberuf – derzeit, es wurde schon angesprochen, in einem Pilotprojekt und unter strengen Kriterien.

Die Ausbildung in den Pflegeassistenzberufen wird in Österreich bisher nur in schulischer Form mit Praxisanteilen in Pflegeeinrichtungen angeboten.

Ich möchte das jetzt ein bisschen erklären: Die bestehenden Bildungsmöglichkeiten werden jetzt um berufspraktische Ausbildungsformen der Lehre mit den Lernorten Betrieb – eben Pflegeeinrichtung – und Berufsschule ergänzt. Interessierte junge Menschen sollen die Qualifikation zukünftig auch unmittelbar in den Pflegeeinrichtungen nach aktuellen Qualitätsstandards erwerben können. Betrieb und Berufsschule ergänzen einander und vermitteln aufeinander abgestimmte Ausbildungsinhalte.

Nach dem Lehrabschluss bietet die Lehre den neuen Fachkräften einen unmittelbaren Berufseinstieg in den auszubildenden Betrieben. Es ist nämlich auch ganz wichtig, dass die Menschen, die in den Altenheimen, in den Pflegeheimen, in den Krankenanstalten schon tätig gewesen sind, genau dort ihre berufliche Tätigkeit fortführen können.

Die Lehrausbildung zur Pflegeassistenz wird drei Jahre dauern, die Lehrausbildung zur Pflegefachassistenz vier Jahre, und zwar – wir haben es heute auch schon gehört – mit allen Möglichkeiten der Durchlässigkeit.

Die Ausbildungsvorschriften werden so aufeinander abgestimmt, dass in den ersten drei Lehrjahren dieselben Inhalte vermittelt werden und diese für beide Berufsbilder in den ersten drei Jahren wechselseitig zur Gänze anrechenbar sind. Es ist daher zum Beispiel möglich, mit der Lehre zur Pflegeassistenz zu beginnen und bei Interesse später die Lehre zur Pflegefachassistenz zu machen, also umzusteigen.

Die Lehre bietet jungen Menschen direkt nach Erfüllung der gesetzlichen Schulpflicht mit Beginn der zehnten Schulstufe die Möglichkeit, mit einer Berufsausbildung zu beginnen. Während der Lehrausbildung zur Pflegeassistenz und zur Pflegefachassistenz werden die Auszubildenden altersadäquat, stufenweise und nach einem strukturierten Ausbildungsplan an die Qualifikation herangeführt. Die beiden Lehrausbildungen in den Pflegeassistenzberufen schließen mit der jeweiligen Lehrabschlussprüfung ab, die auch den Berufszugang zu den entsprechenden Pflegeberufen umfasst.

Weiterbildungsinteressierte Fachkräfte können in weiterer Folge zum Beispiel auch berufsbegleitend an der Fachhochschule die Qualifikation der diplomierten Gesundheits- und Krankenpflege erwerben.

Ich denke und bin zutiefst davon überzeugt, wir sollten unseren jungen Menschen etwas zutrauen und sie selber über ihre berufliche Zukunft entscheiden lassen, und dazu gehört für mich auch, ihnen die Möglichkeit zu geben, eine Pflegelehre zu machen. Wenn sich die jungen Menschen nach der Schule für einen anderen Berufsweg entscheiden, finden sie nämlich spät oder gar nicht in den Lehrberuf.

Ich habe erst vor Kurzem, drei Tage vor dem heutigen Plenum, mit einer Pflegefachkraft gesprochen, die erst weit nach 30 aus ihrem ursprünglich erlernten Beruf rausgegangen ist, und sie hat zu mir gesagt: Ich habe so viel investiert in diesen Beruf, ich konnte mich einfach, obwohl ich schon gemerkt habe, das ist gar nicht meines, nicht spontan umentscheiden, das ist erst viel später entschieden worden. Wir haben nämlich über die Pflegelehre gesprochen, und sie hat gesagt: Hätte ich direkt nach der Schule diese Möglichkeit gehabt, dann hätte ich mir zehn müßige Jahre in einem anderen Beruf erspart.

Wir schaffen gute Rahmenbedingungen für den Pflegeberuf. Der Pflegeberuf ist in seiner Sache sinnstiftend, ein guter und ein wichtiger Beruf, der von uns die notwendige Wertschätzung bekommt.

Ich möchte an dieser Stelle auch Danke allen Menschen sagen, die sich dafür entscheiden, und ich hoffe, dass es in Zukunft durch die Einführung der Pflegelehre noch mehr sein werden. – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

11.12

Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Bundesrat Ernest Schwindsackl. – Bitte, Herr Kollege.