16.01

Bundesrätin Mag. Sandra Gerdenitsch (SPÖ, Burgenland): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Staatssekretärin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher zu Hause! Kollegin Schwarz-Fuchs hat den Inhalt des vorliegenden Gesetzesbeschlusses schon gut erklärt, vielen Dank.

Es ist begrüßenswert, weitere formale Höherqualifikationen für Arbeitnehmerin­nen und Arbeitnehmer mit beruflicher Erstausbildung zu etablieren. Es wer­den neue Bildungswege für Personen mit einem Lehrabschluss und mehrjähriger beruflicher Erfahrung eröffnet, es eröffnet Perspektiven der formalen beruf­lichen Höherqualifikation nach dem Lehrabschluss. Das könnte die Entscheidung für die Lehre unter jungen Menschen attraktiver machen und gleich­zeitig Berufsbildungsabschlüsse schaffen, die gleichwertig zu allgemeinen und hochschulischen Bildungsabschlüssen sind.

Ich komme aus einer Unternehmerfamilie und mein Vater erzählt mir regelmäßig, wie schwierig es ist, junge Menschen für den Lehrberuf zu begeistern. Oft scheitert es auch an den Eltern, die sagen: Mein Kind soll es ja einmal besser ha­ben!, also da stimmt leider etwas nicht mit dem Image der Lehre. (Beifall bei der SPÖ.)

Es gilt nun, die aktuellen Berufsbilder neu zu definieren und mehr Aufklärungs­arbeit im dualen Ausbildungssystem zu schaffen. Ich glaube, das werden wir uns – trotz der Lobgesänge der Frau Kollegin – nicht ersparen, denn jungen Menschen soll vermittelt werden, dass sie nach einer dualen Ausbildung eine erfolgreiche Karriere in allen möglichen Bereichen starten können. Junge Menschen sollten aber die Berufswelt auch schon möglichst früh kennenlernen.

Am Beispiel meines Bruders habe ich gesehen: Die Lehre, gefolgt von der Meis­terprüfung, hat zum Unternehmertum geführt, er führt ein Unternehmen mit 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ja, auch das geht im sozialdemokrati­schen Bereich. Mit einer Lehre stehen viele Karrierewege offen, aber es braucht eben auch eine Verbesserung des Images des Lehrberufes.

Wir alle ergreifen einen Beruf, um uns das Leben leisten zu können, und weil ich gerade am Wort bin und wir kurz vor Weihnachten stehen, darf ich das Wort an Sie richten (in Richtung Staatssekretärin Kraus-Winkler), und ich würde Sie ersuchen, es an Ihre Kolleginnen und Kollegen in der Bundesregie­rung weiterzugeben, da Sie ja letztendlich für das Wohlergehen der Menschen im Land zuständig sind: Das Thema Wohnkosten lässt mich irgendwie nicht los. Sie lassen die Bevölkerung mit den hohen Wohnkosten weiterhin sehr im Stich. Der neue Entwurf der Schmähpreisbremse ist nichts weiter als ein PR-Gag. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Jede vierte Person in Österreich kann sich das Wohnen kaum noch leisten.

Ich sage Ihnen, wie und wo es geht: in Wien, in Kärnten und nicht zuletzt im Burgenland. (Heiterkeit bei der ÖVP.) Ja, in sozialdemokratisch geführten Ländern, wo man dazu Willen zeigt, ist vieles möglich. (Beifall bei der SPÖ. – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ja, Sie wollen das vielleicht jetzt nicht hören, aber zum Beispiel im Burgenland wurden die Mieten im gemeinnützigen Bereich für zwei Jahre eingefro­ren. (Zwischenrufe bei der ÖVP. – Bundesrätin Eder-Gitschthaler: 2015 Salzburg!) Schwarz-blaue Länder, wie zum Beispiel Niederösterreich, verteuern das Wohnen. Das ist sehr schäbig, meine Damen und Herren!

In ein paar Tagen ist Weihnachten. Sie, als christliche Partei, sollten sich viel­leicht ein bisschen etwas dabei denken. Angesichts der hohen Inflation haben Sie nicht ausreichend Maßnahmen gesetzt, um den aktuellen Herausfor­derungen zu begegnen.

Wenn ich mit der Präsidentin der Volkshilfe Burgenland spreche, die die Aktion Burgenland schenkt ins Leben gerufen hat, bei der sich die Zahl der zu erfüllenden Wünsche fast verdoppelt hat – 700 Kinder und Jugendliche haben sich beworben, damit sie ein einziges Weihnachtsgeschenk bekommen –, dann, muss ich sagen, ist das sehr schäbig für ein reiches Land wie Öster­reich, wenn sich die Eltern nicht einmal mehr für die Kinder Weihnachtsgeschen­ke – Kleinigkeiten sind es zumeist, Dinge wie Schuhe oder ein Winterman­tel – leisten können. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Ja, ich glaube eh, dass Sie sich das leider nicht vorstellen können. (Bundesrat Himmer: Wo war das? Im Burgenland?)

Ich wünsche Ihnen friedvolle Weihnachtsfeiertage, vielleicht kommen Sie ein bisschen ins Denken. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

16.05

Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Bun­desrätin Andrea Michaela Schartel. Ich erteile ihr dieses.