12.01
Bundesrat Marco Schreuder (Grüne, Wien): Herr Vizepräsident, alles Gute für die Vorsitzführung! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Nur kurz zu Kollegen Leinfellner: Ich finde es natürlich schon ein bisschen merkwürdig, zu sagen, es gäbe keine Wertschätzung gegenüber dem Sport, wenn es gleichzeitig ein Rekordbudget für den Sport gibt. Das ist ein Widerspruch.
Ich bin zwar ein Wiener Bundesrat, aber als jemand, der in Bad Ischl aufgewachsen ist, kann ich nur sagen: Kitzbühel ist schön, aber Bad Ischl ist Bad Ischl, ja.
Ich möchte eines schon auch sagen – ich habe vorhin mit meiner Kollegin Elisabeth Kittl darüber gesprochen, und ich glaube, es geht ganz vielen so, die in den Siebzigern, Achtzigern, Neunzigern aufgewachsen sind –: Wenn man in dieser Zeit eine bestimmte Art von Pädagogen oder Pädagogin hatte – und ich hatte so einen –, war Turnunterricht tatsächlich eher ein traumatisches als ein motivierendes Erlebnis. Was diese tägliche Bewegungseinheit in den Schulen erreichen kann – nämlich als motivierende und aktivierende Sache – und was gemeinsam mit dem Bildungsministerium erreicht worden ist, das, das möchte ich wirklich sagen, ist wirklich ein ganz großer Sprung und eine ganz wichtige Sache.
Nach langem, langem Reden – wie oft ist über diese tägliche Turnstunde, wie sie damals noch geheißen hat, geredet worden – wird da wirklich etwas umgesetzt und etwas gemacht. Ich finde, das kann man gar nicht genug loben. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)
Ich habe mir heute extra die Zahlen auf der Website angeschaut, weil jetzt ja das zweite Pilotprojekt eingegangen worden ist: Es sind schon 325 pädagogische Einrichtungen, die da mitmachen. Wir haben gehört, in Vorarlberg wird das dann flächendeckend passieren. Es sind bis jetzt 1 214 Klassen, die mitmachen.
Es gibt eine App, die Gib-mir-Fünf-App, dort speist man ein – die Daten von denen, die nicht einspeisen, die haben wir ja gar nicht –, da wurden bis jetzt 36 869 Stunden gemeldet, die in den pädagogischen Einrichtungen für diese tägliche Bewegungseinheit gemacht worden sind. Das, finde ich, ist ein Riesenfortschritt für unsere Kinder, und ja, das ist Fortschritt, das ist in die Zukunft schauen.
Kollegin Schumann hat Fragen wie Diskriminierungen, Sexismus im Sport und dergleichen angesprochen. Eines, finde ich, kann man vom Sport tatsächlich lernen: Sport ist ja etwas, das nicht losgelöst von der Gesellschaft passiert, sondern ein Spiegel der Gesellschaft ist. Probleme und Bruchlinien, die wir in der Gesellschaft haben, sind natürlich genauso im Sport spürbar, sichtbar und erlebbar: Muster von Diskriminierungen, Rassismus, Sexismus, Ausgrenzungen, in ganz schlimmen Fällen auch von Missbrauch, Gewalt oder Homophobie. Was wir in der Politik aber – nicht nur betreffend den Kalorienverbrauch bei unseren Reden – vom Sport auch wirklich lernen können, und das ist vielleicht das Wesentliche, ist Fair Play und mit Respekt miteinander umzugehen, zu respektieren, dass Menschen unterschiedliche Herkunft, unterschiedliche Religionen, unterschiedliche Hautfarben, unterschiedliche Biografien, unterschiedliche Geschichten haben. Wenn man das respektiert, funktioniert man als Team besser.
Was man auch lernen kann – im Sport hat man ja auch einen (mit den Fingern Anführungszeichen andeutend) „Gegner“ oder eine „Gegnerin“ –: dass es dafür Spielregeln braucht. Ich sage sogar als Sportklubfan: Was wäre der Sportklub, wenn es die Vienna nicht gäbe? Was wäre man als Rapid-Fan, wenn es die Austria nicht gäbe? (Zwischenruf der Bundesrätin Schumann.) Wenn beide erfolgreich sind, ist es sogar umso spannender. Wenn man mit diesem Respekt miteinander umgeht, kann man wirklich vom Sport viel lernen. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)
5 Minuten gehen schnell vorbei, aber ich möchte doch noch einige Initiativen erwähnen, weil sie noch nicht erwähnt worden sind: die Fairplay Prevention – das ist eine Anlaufstelle gegen menschenfeindliche Ideologien im Sport, das läuft seit einiger Zeit. Da werden tatsächlich ganz gezielt Sportvereine und ‑verbände unterstützt, wenn es zu Problemen kommt. Menschen, die Opfer von solchen Erfahrungen werden, können sich dort melden. Das ist eine hervorragende Sache.
Oder Vera*: Vera* ist eine Vertrauensstelle, die nicht nur für den Sport, sondern auch für den Bereich Kunst und Kultur da ist. Da gibt es wirkliche Kompetenzstellen nicht nur, aber vor allem für Frauen, die Opfer von Gewalt und Übergriffen werden. Die Opfer können sich dorthin wenden.
Eine Sache möchte ich auch erwähnen, weil ich mich darüber sehr freue, die geschieht, weil die Stadt Wien das unterstützt, weil es auch vom Sportministerium großartigerweise unterstützt wird: Dieses Jahr treffen sich in Wien über 5 000 Athletinnen und Athleten – und zwar mit Sternchen, Herr Kollege Spanring – aus den LGBTIQ-Sportverbänden ganz Europas, um bei den Eurogames 2024 von 17. bis 20. Juli ein Sportfest zu veranstalten, das genau diese Fairplay-Idee und dieses Miteinander in den Vordergrund rücken wird. Das wird Freude, das wird ein Fest! Was lernt man daraus? – Sport ist für alle da. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen sowie bei Bundesrät:innen von ÖVP und SPÖ.)
12.07
Vizepräsident Dominik Reisinger: Als Nächster zu Wort gelangt Ernest Schwindsackl. – Bitte.