RN/10
9.52
Bundesrätin Mag. Julia Deutsch (NEOS, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher hier und auch zu Hause! Schule ist mehr als ein Ort des Lernens. Schule ist ein zentraler Lebensraum von Kindern und Jugendlichen, in dem junge Menschen sich entwickeln, in dem sie Freundschaften knüpfen, in dem sie aber auch lernen müssen, mit Konflikten umzugehen. Idealerweise lernen sie das auch in einer friedlichen Art und Weise in der Schule, und damit unsere Schulen diesen Anspruch erfüllen können, müssen wir sie dementsprechend stärken, denn nur starke Schulen bilden das Fundament für eine starke Gesellschaft.
Die Krisen der letzten Jahre, internationale Studien und nicht zuletzt natürlich auch tragische Ereignisse wie jene in Graz haben uns vor Augen geführt, wie wichtig es ist, dass Schulen frühzeitig soziale Warnzeichen erkennen. Es geht darum, jungen Menschen nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch Halt zu geben, und das gelingt nur in einem Umfeld, das Toleranz, Empathie und friedliche Konfliktlösungen aktiv fördert. Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen muss ins Zentrum unserer Bildungspolitik gerückt werden.
Die Schülerinnen und Schüler, wir haben es heute auch schon gehört, stehen unter einem enormen Leistungsdruck. Sie stehen unter dem Druck von sozialen Vergleichen, von Unsicherheiten in einer immer komplexer werdenden Welt, und dazu kommen natürlich auch oft persönliche Belastungen, die sie in die Schule mit hineintragen und die man nicht einfach ausklammern kann. Wir können es uns als Gesellschaft nicht leisten, diese psychischen Belastungen einfach zu ignorieren oder vielleicht sogar zu tabuisieren, und ich möchte hier nur sagen: Diese psychischen Belastungen gab es auch schon vor den Krisen, nur haben wir früher nicht darüber gesprochen, früher haben wir das stummgeschaltet. (Beifall bei Bundesrät:innen der ÖVP.)
Das machen wir jetzt anders, und dafür ist es höchste Zeit. Wenn wir da nicht frühzeitig unterstützen, dann drohen ja nicht nur Depressionen, Rückzug oder Angststörungen, sondern im schlimmsten Fall kommt es zum kompletten Zusammenbruch – und das ist nicht nur etwas, was das System als Ganzes fordert, sondern es stellt vor allem eine Katastrophe für das Individuum dar, und das gilt es zu verhindern.
Darum setzen wir nun an mehreren Stellen gleichzeitig an – wir haben es heute schon mehrmals gehört, ich werde es nur kurz replizieren –: Die multiprofessionellen Teams werden ausgebaut. Das heißt, wir verdoppeln die Anzahl der Schulpsychologinnen und Schulpsychologen. Das ist ein sehr, sehr wichtiger Schritt, und auch dass die Schulsozialarbeit endlich eine bundesweite Verankerung in den Bundesschulen erhält, ist wirklich notwendig und richtig. Damit können wir Präventionsarbeit leisten und wirklich vor Ort wirken, da wo es notwendig ist.
Wir öffnen die Schule aber auch für externe Angebote, die Themen wie mentale Gesundheit, emotionale Resilienz und den sozialen Umgang fördern. Das findet in Workshops statt, die von den Schulen gebucht werden können – ab 2026 ist es dann so weit –, und das stellt eine wertvolle Ergänzung zum bestehenden Unterricht dar, die unsere Kinder und Jugendlichen für die Herausforderungen des Lebens stark macht.
Gleichzeitig erweitern wir bestehende Präventionsangebote wie die Gewalt- und die Extremismusprävention und Themen wie Antidiskriminierung, Medienkompetenz, aber auch das Lernen von Achtsamkeit im Umgang mit den digitalen Medien, denn – das habe ich beim letzten Mal auch schon gesagt – wir dürfen nicht nur reagieren, wenn es eskaliert. Es liegt an uns, dass wir präventiv arbeiten, aufmerksam zuhören und rechtzeitig handeln.
Unser Ziel ist klar: Wir wollen junge Menschen stark machen, stark für die Herausforderungen des Lebens. Dazu gehört, sie für mentale Belastungen zu sensibilisieren, Hilfsangebote nicht nur sicher, sondern vor allem zugänglich zu machen und die Lehrkräfte zu entlasten, denn: Die Lehrkräfte haben einen pädagogischen Auftrag zu erfüllen, und diesem sollen sie auch nachkommen können. Sie sind nicht dafür da, auch noch Schulpsychologie oder soziale Arbeit leisten zu müssen. Dafür sind sie nicht ausgebildet, das ist nicht ihr Job. Wir müssen sie daher dabei unterstützen, und das machen wir: Wir kreieren starke Schulen, Schulen, in denen jedes Kind die Chance hat, sein volles Potenzial zu entfalten, egal woher es kommt, egal welche Herausforderungen es mit sich bringt und egal was es erlebt hat. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)
9.56
Präsident Peter Samt: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrat Margit Göll. Ich erteile es ihr.
Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 65 Abs. 2 GO-BR autorisiert.