Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 142. Sitzung / 130

und Lehrer, die mehr als nur Unterricht in der Klasse erteilen, zu Benachteiligungen kommt, und ich möchte das anhand von drei Beispielen darstellen.

Es gibt Lehrer, die bei Freiwilligen Feuerwehren sind. Das ist im ländlichen Bereich keine unbeträchtliche Größe und auch durchaus notwendig, weil diese Lehrer vor Ort bei einem Einsatz greifbar sind. Haben sie nun das Pech, Hilfestellung geben und für den Nächsten eintreten zu müssen, ist nach § 61 ein finanzieller Entzug von Dauermehrdienstleistungen oder ein Nachholen der versäumten Unterrichtszeit die Folge.

Ähnliches haben wir beim Jugendrotkreuz. Diese Institution lebt für die Schule und in der Schule. Damit die Lehrer ihre Aufgaben wahrnehmen können, brauchen sie eine entsprechende Ausbildung in Erster Hilfe, im Schwimmunterricht eine Ausbildung für Rettungsschwimmer, und sie müssen diese Fähigkeiten dann auch weitergeben – und tun sie das, haben sie finanzielle Nachteile. – So könnte ich diese Liste fortführen.

Eines scheint mir aber noch wichtig zu erwähnen zu sein: Wir haben aus pädagogischen Überlegungen immer wieder eine standortbezogene Lehrerfortbildung gefordert. Unterziehen die Lehrerinnen und Lehrer sich ihr nun an schulautonomen Tagen, haben sie, bedingt durch die Nachholregelungen, finanzielle Einbußen.

Ich habe Sie, Frau Ministerin, in der Fragestunde im Juni gefragt, ob für diese Lehrerinnen und Lehrer, die im karitativen Bereich tätig sind, Ausnahmeregelungen vorstellbar sind. Sie haben das verneint. Wenn man anerkennen würde, daß dieser zum Wohle der Gesellschaft, der Gemeinschaft erbrachte Dienst einen unterrichtlichen Zusammenhang darstellt, dann würde diesen Lehrerinnen und Lehrern kein Nachteil erwachsen. Überspitzt formuliert beinhaltet dieser § 61 nämlich, daß jene Lehrer, die nur Unterricht vor der Klasse und nichts darüber hinaus, das mit sehr viel Mehrarbeit verbunden ist, leisten, belohnt werden und jene, die sich für die Schüler vorbereiten, Projektwochen, Projekte organisieren oder sich in den Dienst der Allgemeinheit stellen, wie anhand von meinen Beispielen dargestellt wurde, durch finanzielle Abzüge, durch Nachholstunden oder durch das Nicht-Ausbezahlen von Supplierstunden bestraft werden. Wir haben ein System, in dem ich einen pädagogischen Hemmschuh orte, und den, Frau Ministerin, gilt es bald zu beseitigen.

Abschließend möchte ich noch folgendes festhalten: Ich kann mich nicht mit diesen Aussagen identifizieren, die von einigen Wirtschaftstreibenden in der Öffentlichkeit gemacht wurden, nämlich daß Lehrerinnen und Lehrer bei Projektwochen nicht nur das Quartier gratis bekommen, sondern auch noch die Sportausrüstung zur Verfügung gestellt bekommen, darüber hinaus noch die Liftkarte bezahlt bekommen und letztendlich sogar die eigene Familie zum Gratisurlaub mitnehmen. Vor solchen Aussagen mancher Wirtschaftstreibender müssen wir uns hüten, und ich selbst als Lehrer weise diese Anschuldigungen vehement zurück. (Beifall bei der SPÖ.)

16.35

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Amon. Die Uhr ist auf 6 Minuten gestellt. – Bitte.

16.35

Abgeordneter Werner Amon (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Zunächst einmal möchte ich doch auf ein paar Dinge eingehen, die im Zuge dieser Debatte gesagt worden sind. Kollege Öllinger hat uns gerade am Beginn der Debatte durchaus aktionistisch dieses Plakat vorgehalten, daß 95 Prozent der Eltern mit den österreichischen Schulen zufrieden sind. Das ist ja absolut positiv. (Abg. Öllinger: Aber die Frau Bundesministerin nicht, offensichtlich!) Und daher ist es auch besonders wichtig, daß man dieses Klima nicht zerstört, das es bis vor kurzem an den österreichischen Schulen gegeben hat.

Ich möchte hier doch ein paar sehr deutliche Worte finden zu den Dingen, die sich in den letzten Tagen und Wochen abgespielt haben. Und da komme ich auf Kollegen Schweitzer zu sprechen, der hier völlig undifferenziert die gesamte Gewerkschaft und die gesamte Lehrerschaft in einen


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