Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 154. Sitzung / 32

Nur, Herr Bundesminister, da Sie auf die Caritas verwiesen haben, die diese Leute anstellt, möchte ich für Sie noch hinzufügen, daß gerade Sie von den Regierungsparteien es waren, die genau diese Anstellungsmöglichkeiten in den letzten Jahren zusätzlich erschwert haben, die eben erschwert haben, daß Schülerinnen, daß Studierende zu einem Karenzgeldbezug kommen. Jetzt aber stellen Sie sich hierher und sagen, das sollte leichter werden. Das ist doch eine doppelzüngige Politik! (Zwischenruf der Abg. Rosemarie Bauer.) Das ist scheinheilig, und zwar scheinheilig zum Quadrat, Frau Abgeordnete Bauer! (Beifall bei den Grünen.)

Wir wollen eine ernsthafte Debatte darüber. Und da stimme ich durchaus dem Abgeordneten Dr. Haider zu, mit dem ich politisch sonst wirklich nicht viel gemein habe: Entideologisieren Sie doch diese Debatte! Aber anders als Kollege Haider sage ich: Es geht nicht nur um die Kinder, sondern darum, daß Beziehungen wieder lebbar werden. Es geht darum, daß die Kinder etwas von ihren Eltern haben, daß die Väter auch etwas von ihren Kindern haben und die Kinder auch etwas von ihren Vätern. (Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.) Und natürlich müssen auch die Beziehungen zwischen den Kindern und Eltern, speziell den Müttern, lebbar werden.

Wenn Sie das aber ernst nehmen, dann müssen Sie sich viel mehr einfallen lassen! Da müssen Sie sich einmal vertiefen in die Debatte, wie wir Möglichkeiten und Zeit für Beziehungen schaffen können. Es geht nicht nur um die ersten eineinhalb Jahre des Kindes, sondern es geht um einen viel längeren Zeitraum, in dem sich Eltern derzeit immer noch abstrudeln, weil sie eben diese Möglichkeit nicht haben, weil die Rahmenbedingungen, die das ermöglichen würden, nicht gegeben sind!

Meine Damen und Herren! Wenn Sie wirklich etwas für Eltern, für Kinder tun wollen, dann bitte keine Wahlzuckerl verteilen, sondern eine ernsthafte Debatte darüber führen, wie die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden könnten. Diesbezüglich sind Sie uns aber in den letzten Jahren alle Antworten schuldig geblieben! (Beifall bei den Grünen und beim Liberalen Forum.)

10.53

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gemeldet hat sich Frau Bundesministerin Mag. Prammer. – Bitte.

10.53

Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und Verbraucherschutz Mag. Barbara Prammer: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Ich möchte ein paar Sätze aufgreifen, die heute in diesem Haus gesagt wurden, und ich möchte diese unter dem Blickwinkel einer allgemeinen Geschlechterdemokratie, zu der wir uns hinbewegen wollen, beleuchten. (Zwischenruf bei den Freiheitlichen.)

Es ist gesagt worden, daß sich die Gesellschaft verändert hat. – Ja, meine Damen und Herren, die Gesellschaft hat sich verändert – und vor allen Dingen haben sich etwas mehr als 50 Prozent dieser Gesellschaft verändert, nämlich die Frauen. Die Frauen waren gerade in den letzten 20, 30 Jahren unglaublich flexibel, mobil und beweglich. Sie haben darauf reagiert, daß sich die Wirtschaft nicht bewegt hat.

Die andere Hälfte der Gesellschaft hat bis heute nicht die Notwendigkeit verspürt, sich auch zu bewegen, auch zu lernen, auch Veränderungen in Kauf zu nehmen, und zwar im Interesse dieser Gesellschaft. Und diese Gesellschaft besteht aus Männern, aus Frauen und vor allen Dingen aus vielen kleinen, jungen Männern und Frauen, nämlich den Kindern.

Das ist es, was angesagt ist, und das ist es auch, was die Familien brauchen. Und da bin ich auch mit Herrn Abgeordneten Öllinger völlig einer Meinung. (Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.) Wir brauchen Rahmenbedingungen, die es möglich machen, mit den Familien auch zu leben. (Beifall bei der SPÖ.)

Wer uns da tatsächlich, und zwar bis heute, etwas schuldig geblieben ist, ist die Wirtschaft, meine Damen und Herren. Wir haben schon oft versucht, das Recht auf Teilzeitarbeit und die Möglichkeit auf Rückkehr zur Vollarbeitszeit durchzubringen. In anderen Staaten gibt es diese


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