Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 156. Sitzung / 217

22.25

Abgeordneter Matthias Achs (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Es wäre verfehlt, eine euphorische Stimmung in der Landwirtschaft herbeizureden. Im Grünen Bericht scheinen Fakten auf, die nüchtern zu betrachten sind.

So ist zum Beispiel die Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten wiederum zurückgegangen, und es ist kaum zu hoffen, daß es künftig nicht genauso sein wird. Dieser Trend wird sich auch künftig fortsetzen. Daher ist es unsere Aufgabe, dieser negativen Entwicklung im Rahmen der uns gegebenen Möglichkeiten entgegenzutreten.

Derzeit sind Flächen- und Tierprämien von der Größe des Betriebes abhängig und nicht von der Anzahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten. Die andere Seite der Medaille ist aber, daß durchschnittlich große Familienbetriebe trotz der Direktzahlungen vom erwirtschafteten Einkommen nicht leben können. Daher werden immer mehr Betriebe in den Nebenerwerb abgedrängt.

Seit dem EU-Beitritt gelten für die österreichische Land- und Forstwirtschaft veränderte Rahmenbedingungen. Einerseits sehen sich die Bauern mit einem Verfall der Erzeugerpreise konfrontiert, andererseits bekommen sie für diese Verluste laut GAP Flächen- und Tierprämien ausbezahlt. Das Umweltprogramm ÖPUL gewährt Ausgleichszahlungen für die Bereitschaft, auf Ertrag zu verzichten. Und nicht zuletzt sei auf die Ausgleichszahlungen für Bewirtschaftungserschwernisse hingewiesen.

Das Volumen an Direktzahlungen, welche den Betrieben zugekommen sind, hat sich 1997 ebenfalls verringert. – Man darf also die Fakten, die im Grünen Bericht aufscheinen, nicht außer acht lassen.

Die österreichische Land- und Forstwirtschaft ist noch immer klein strukturiert. Mehr als die Hälfte der insgesamt 252 110 Betriebe bewirtschaften weniger als 10 Hektar. 2,5 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe bearbeiten mehr als 100 Hektar. Das ist der beste Beweis dafür, daß die österreichische Landwirtschaft klein strukturiert ist.

Man darf das ehrliche Bemühen der Bundesregierung, eine bäuerliche Landwirtschaft zu erhalten, nicht übersehen. Sie ist sich dessen bewußt, daß die landwirtschaftlichen Betriebe auch künftig gefördert werden müssen, da aufgrund der Weltmarktpreise über das Produkt kein gerechter Preis erzielt werden kann.

Für die EU-Agrarpolitik soll es künftig die beiden Säulen "Marktordnung" und "Förderung des ländlichen Raumes" geben. Diese Entscheidung halte ich für vernünftig, denn der Bereich Land- und Forstwirtschaft darf nicht nur als Agrarsektor gesehen werden; er umfaßt auch den ländlichen Raum in seiner Gesamtheit. Es geht hier nicht nur um die Landwirtschaft, sondern beispielsweise auch um den Bereich Tourismus. Die Schaffung regionaler Tourismusorganisationen ist für eine professionelle Vermarktung unumgänglich.

Der Agrarbereich zählt zu den umstrittensten Politikbereichen in der EU. Die Ausgaben für die Gemeinsame Agrarpolitik machen mehr als die Hälfte des Budgets aus, weshalb die angepeilte Agrarreform neu überdacht werden muß, wobei ich mir eine teilweise Verlagerung in den nationalen Bereich vorstellen könnte.

Gerade im sensiblen landwirtschaftlichen Bereich der Spezialbetriebe ist Transparenz nötig. So haben zum Beispiel die österreichischen Biobauern vorgezeigt, daß das Suchen und Finden von Marktnischen erfolgreich sein kann. (Beifall bei der SPÖ.)

Im Weinbereich zählt ein burgenländischer Betrieb zu Österreichs bedeutendsten Erzeugern von Koscherwein, der 1998 mit Gold- und Silbermedaillen prämiert wurde.

Um künftig im harten Konkurrenzkampf bestehen zu können, brauchen wir gut ausgebildete und clevere Betriebsführer. Im Burgenland wurde vor kurzem eine Schulkooperation zwischen der Handelsakademie Neusiedl am See und der Fachschule in Eisenstadt beschlossen. Dabei werden die Schülerinnen und Schüler der Handelsakademie in Richtung Agrarmanagement gut


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