Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 20. Sitzung / Seite 129

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Wir wissen alle, daß seit 1991 die Schere zwischen Lehrstellenangebot und Lehrstellensuchenden in dramatischem Ausmaß auseinandergeht, und zwar zuungunsten der Lehrlinge. Ich möchte in diesem Zusammenhang vor allem darauf hinweisen, daß Jugendliche, die vor dem Problem der Arbeitslosigkeit stehen, damit auch vor dem Problem der Perspektivenlosigkeit stehen. Das heißt, einem Jugendlichen mit 14, 15 Jahren, einem Mädchen oder einem Buben, wird damit das Gefühl gegeben, sie seien in dieser Gesellschaft nicht brauchbar, sie könnten keinen Beitrag leisten, sie hätten keinen Platz in dieser Gesellschaft. Jugendliche, die 14, 15 Jahre alt sind, geraten, wenn sie permanent Absagen auf Bewerbungen bekommen – und das kennen wir ja – im Unterschied zu älteren Menschen wesentlich schneller in einen Zustand, wo sie sich sagen: Ich bin selbst daran schuld!

Ich gehe deshalb besonders darauf ein, weil ich glaube, daß Jugendarbeitslosigkeit in ihrer ganzen Dimension eine enorme gesellschaftliche Sprengkraft hat; wir kennen sie zum Beispiel aus England und aus Frankreich. In dieser Hinsicht haben mich Aussagen der Frau Kollegin Partik-Pablé – sie ist jetzt leider nicht hier – schon mehrmals erschüttert.

Die FPÖ und im besonderen Frau Partik-Pablé hat uns vorgemacht, was ich damit meine: Aus dem Umstand, daß Jugendliche an sich selbst zweifeln, sich selbst die Schuld geben, wird der Boden für eine Sündenbock-Philosophie bereitet. Kollegin Partik-Pablé hat uns nämlich heute erklärt, daß die Ausländer schuld daran seien. Genau das meine ich damit! Wenn man sich hinstellt und so tut, als könne man mit Ausländer-raus-Parolen Arbeitsmarktpolitik betreiben, dann muß ich Ihnen sagen: Es wird nicht helfen. Ich weiß jedoch, es gehört zu Ihrer Propaganda. Genau das ist das Problem: Wenn man Inländer und Ausländer auseinanderdividiert, bereitet man den Boden für eine Entwicklung, von der man nicht weiß, was am Ende herauskommen wird.

Abschließend möchte ich zum Bereich der Lehrlinge noch eines sagen: Es sollte einen Lastenausgleich zwischen ausbildenden Betrieben und nichtausbildenden Betrieben geben. Aber es gehört mehr dazu. Ich glaube, daß wir auch das Problem Lehre als Sackgasse ansprechen sollten. "Karriere mit Lehre" ist zwar ein netter und gutgemeinter Slogan, aber diese Vision entspricht weitgehend nicht der Wirklichkeit. Die Lehre ist nur wenig attraktiv, und zwar sowohl was den Bereich der Einkommen als auch was die Entscheidungs-, Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten betrifft. Es gibt zwei Zahlen, die das sehr gut belegen: 41 Prozent der Lehrlinge wechseln den Beruf nach Absolvierung der Lehre, laut einer oberösterreichischen IBE-Studie würden 59 Prozent der Lehrabsolventen ihren Kindern eine weiterführende Schule statt einer Lehre empfehlen.

Ich glaube, das ist ein wichtiger Punkt, über den man nachdenken sollte, und da sind nicht nur die Bundesregierung und die Sozialpartner aufgefordert, zu handeln – sehr rasch zu handeln –, sondern auch die Unternehmer. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

18.08

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Am Wort ist nunmehr Abgeordneter Dr. Kräuter. – Bitte, Herr Abgeordneter.

18.08

Abgeordneter Dr. Günther Kräuter (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Es ist wirklich bemerkenswert, daß es der FPÖ heute gelungen ist, keinen einzigen konkreten Vorschlag etwa zur Verwaltungsreform zu machen. (Zwischenruf des Abg. Ing. Meischberger .) Per du sind wir nicht, Kollege Meischberger! – Aber in Sachen Schlagworte, Gemeinplätze und Phrasen haben Sie heute wirklich überzeugt. (Beifall bei der SPÖ.)

Positives, Konstruktives fehlt absolut. Ganz im Gegenteil: Herr Prinzhorn, der sich als Paradeunternehmer darstellen wollte, hat kein gutes Haar am Staat und an den Behörden gelassen. Meine Damen und Herren! Ich weise darauf hin, daß der Unternehmer Prinzhorn von diesem Staat, von seinen Behörden Subventionen, Haftungen, Sanierungszuschüsse empfängt. – Ich werfe ihm das nicht vor, aber wenn man schon das Handerl beim Staat aufhält, so wie Herr Dipl.-Ing. Prinzhorn dies tut, muß man sich dann nicht auch an die Spielregeln halten? – Es ist unerträglich, Herr Prinzhorn, der Sie sich hier im Zusammenhang mit der Firma Brigl & Berg


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