Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 23. Sitzung / Seite 30

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Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Lassen Sie mich im Rahmen dieser Debatte zu Ausführungen einiger meiner Vorredner Stellung beziehen.

Es ist das Studienrecht und die Frage, ob es so etwas wie eine Orientierung an den Abnehmern, an der Wirtschaft gäbe. Natürlich: Hier gibt es keine Berührungsängste. Allerdings hängt eine Leitbilderstellung immer davon ab, wie man das Gesamtbildungsziel formuliert. Um die Formulierung "forschungsgeleitete Lehre" und "Bildung durch Wissenschaft", so wie es im alten AHStG verankert war, kommen wir nicht herum. Einbeziehung der Wirtschaft und der "Abnehmerlandschaft" kann nicht heißen, daß man aufgrund eines spätcurricularen Denkens laufend Experten miteinbezieht, damit in ein unendliches Nachlaufspiel gerät und an den Universitäten durch diese Zirkelverbindung nur Hemmnisse entstehen. Ich denke, das ist uns allen wichtig. Es ist dies auch immer wieder zum Ausdruck gekommen. – Allerdings möchte ich Mißverständnisse nicht im Raum stehenlassen.

Das Universitätenkuratorium wird in der Frage der selbstgesetzten Schwerpunktpolitik auch eine stärkere Rolle spielen müssen als bisher. Damit haben wir auch die Möglichkeit, in der jetzigen Zusammensetzung und auch in Zukunft, die Dimensionen – Wirtschaft, Abnehmer, internationaler Qualitätsvergleich – miteinzubeziehen und Schwerpunkt- und Strategieberatung über dieses Gremium zu gestalten. Das sollten wir nicht aus den Auge verlieren.

Ein Wort noch zu den Ausführungen von Professor Brauneder. Ich weiß nicht, habe ich ihn mißverstanden oder bin nur ich diejenige, die tatsächlich erschrecken muß. Hat er allen Ernstes gesagt, das Parlament soll Studienordnungen erlassen? – Das hat ja überhaupt nichts mit Autonomie zu tun. Vielmehr: Er stellt unsere Rechtsverhältnisse auf den Kopf. Ich kann nur davon ausgehen, daß es ein Mißverständnis war, ansonsten bitte ich um Aufklärung.

Noch ein Moment zum offenen Universitätenzugang. Wir meinen, daß das Zusehen, aber Nichthandeln bei gleichbleibender Mittelausschüttung ein zutiefst inhumanes Vorgehen ist, ein zutiefst unaufgeklärtes und eines, das die Studenten samt ihren Absichten in die Irre gehen läßt. Wir sprechen daher vom gestalteten Hochschulzugang, nicht vom restriktiven im Sinne des Aufbaus von Sozialbarrieren oder sonstigen. Ich bin froh darüber, daß es in allen Parteien konstruktive Stellungnahmen gibt – wenn auch noch von einzelnen, wenn auch von ausländischen Experten dieser Parteien.

Lassen Sie mich zum Thema Kunsthochschulen etwas sagen, denn das steht ja auch zur Debatte. Wesentlich scheint mir folgendes zu sein: Die Kunsthochschulen sind auch in das UOG einzugliedern. Fragen der autonomen und flexiblen Selbstsetzung betreffen sie in einem mindestens so hohen Maße wie die Universitäten. Gerade die dort herrschenden Verhältnisse in bezug auf Verbindung Lehre – Forschung – künstlerischer Auftrag, diese Dimensionen brauchen die autonome Selbstgestaltung in einem höheren Maße, als wir es vielleicht von außen für notwendig halten.

An der Akademie für Bildende Künste in Wien wird sich in der nächsten Zeit viel verändern. Sie haben das teilweise auch in den Medien gelesen. Es werden gleich mehrere Professoren – wie man so schön sagt – in Pension gehen. Zusammenfallend mit dem Aufnahmestopp bedeutet das eine große Unsicherheit. Ich frage mich – in gewissem Sinne natürlich auch den Herrn Minister und die dafür zuständigen Beamten aus dem Ministerium –, wie ich mit den Meldungen, die ich einem Wochenmagazin entnehme, umgehen soll und was das Parlament zu einer raschen Verbesserung tun kann. Die Studienkommission schlägt dort vor, einerseits den "Professor auf Lebenszeit" abzuschaffen. Zweiter Schwerpunkt des Konzeptes ist, das Meisterklassenprinzip aufzulösen, während Prorektor Köb wiederum sagt, mit einem Gegenkonzept der "offenen Werkstätten" würden wir die Zukunft bewältigen. Das wäre eine Vorstellung, mit der die Akademie zukunftsweisend arbeiten könnte.

Die Studenten wiederum sagen, in Wirklichkeit – und ich kann mich dem anschließen – brauchen wir eine noch größere Strukturreform.


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